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»don't be someone's sometimes«

Mit zittrigen Händen spritze ich mir Wasser ins Gesicht. Das kühlende Nass trifft auf meine Erhitzte Haut und lässt mich leicht erzittern. Nach meinen Worten ist Simon aufgestanden und einfach gegangen. Er hat mich einfach da sitzen lassen und mir nur einen bösen Blick geschenkt. Dabei ist er doch der einzige mit dem ich vernünftig reden kann. Anni hat jetzt diese Maya mit der sie über alles redet und da dachte ich, dass ich wenigstens noch mit Simon vernünftig reden kann, aber er ist natürlich direkt beleidigt.

Seufzend fahre ich mir mit meinen Händen über mein Gesicht und verwische die Feuchtigkeit. Ich sehe in den Spiegel und versuche irgendwie meine Haare, die in alle Richtungen abstehen zu bändigen. Plötzlich wird mit einem lauten Krachen eine Toilettentür aufgeschlagen und schlägt gegen die Wand. Ich zucke leicht zusammen und sehe zu Samantha, die aus der Kabine kommt. Sie sieht scheußlich aus. Und das ist nett formuliert. Ihre Haare stehen ab, ihr Lippenstift ist leicht verwischt und ihre ganze Wimperntusche ist über ihre Wangen verteilt. »Samantha?«, frage ich keuchend und versuche irgendwie meine Fassung zu bewahren. Sie sieht schrecklich aus und anscheinend fühlt sie sich auch so, wenn man bedenkt, dass sie viel geweint haben muss.

»Guck nicht so. Ich weiß, dass ich scheiße aussehe.«, antwortet sie bloß, macht das Wasser an und versucht ihre Schminke vom Gesicht zu waschen. »Es geht so. Was ist denn passiert?«, frage ich und versuche sie nicht zu sehr anzustarren. Da sie jetzt direkt neben mir am Waschbecken steht, kann ich erst richtig sehen, wie traurig sie aussieht.

»Das müsstest du doch am besten Wissen. Immerhin redet Simon vernünftig mit dir. Ich bin für ihn doch nur die dumme Schlampe, die er für Sex ausnutzen kann. Aber die tolle Jasmin, die auf jeden Fall nur seine beste Freundin ist, braucht ja immer seine Aufmerksamkeit.« In ihrer Stimme klingt so viel Verachtung gegenüber mir mit, dass ich zusammen zucke und einen Schritt von ihr weg mache.

Ich schlucke einmal und versuche zu verstehen, was hier passiert. Anscheinend ist Samantha wirklich sehr von Simons Verhalten verletzt. Das hatte ich mir schon gedacht. »Also falls du darauf hinauswillst, dass zwischen Simon und mir was ist, dann liegst du falsch. Wir sind wirklich nur Freunde.«, erkläre ich ihr und versuche irgendwie Richtung Tür zu gelangen. Ich habe wirklich keine Lust auf ihr gestörtes Verhalten. »Jasmin.«, ruft Samantha und dreht sich mit einem Ruck zu mir um. Ich bleibe stehen und sehe sie fragend an.

»Es tut mir Leid, dass ich immer so blöd zu dir bin. Ich bin einfach so eifersüchtig auf dich. Simon sieht in mir nichts und immer wenn wir zusammen sind und ich denke, dass das doch was wird, schiebt er mich von sich. Und dann kommst du und bist einfach immer perfekt. Simon mag dich und ich hatte Angst, dass ich ihn an dich verliere. Obwohl ich ihn wahrscheinlich niemals wirklich hatte. Ich sollte ihn langsam einfach in Ruhe lassen und vergessen« Ich sehe sie mit leicht offenem Mund an und kann mich nicht rühren. Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll, aber irgendwann fange ich an zu lächeln und gehe wieder ein paar Schritte auf sie zu.

»Simon und ich sind wirklich nur befreundet. Du solltest ihn noch nicht aufgeben. Simon empfindet auch was für dich, will sich das nur nicht eingestehen. Vielleicht solltest du einfach nochmal mit ihm reden und ihm deine Gefühle ganz genau erklären. Er ist meistens etwas schwer von Begriff.«, sage ich und lege eine Hand auf Samanthas Schulter.

Ich habe sie total falsch eingeschätzt. Eigentlich ist Samantha auch nur ein Mädchen, dass der wahren Liebe hinterher rennt. Wenn ich so genau darüber nachdenke, weiß ich gar nicht warum Anni und ich uns immer über sie aufgeregt haben. Nur weil sie versucht hat Simon auf sich aufmerksam zu machen. Immerhin versuche ich das auch. Also bei Luis natürlich.

»Weißt du ich möchte wirklich etwas ernstes mit Simon haben. Ich möchte nicht nur sein irgendwer für ihn sein. Er soll nicht mit anderen rummachen, während ich daneben sitze und keine zwei Stunden später mit mir vögeln. Sowas habe ich doch nicht verdient.«, meckert sie und fuchtelt mit den Armen in der Luft herum. Ich kann Samantha gut verstehen. Simon hat oft irgendwas mit anderen Mädchen, allerding nur einmal. Anders ist es bei Samantha, mit welcher er schon seit einem Jahr was hat. Langsam sollte er wirklich mal auf seine Gefühle klar kommen und wenn er meint, dass er keine für sie hat, dann sollte sie ihn verlassen. Auch wenn Simon ein Freund von mir ist, muss sich keiner sowas gefallen lassen.

»Meinst du wirklich ich soll ihn nochmal drauf ansprechen? Ich könnte am Samstag auf der Geburtsatgsparty von Ben mit ihm reden, dann kann ich mir vorher noch etwas Mut antrinken.«, sagt sie und sieht mich hoffnungsvoll an. So hatte ich das zwar eigentlich nicht gemeint, aber warum nicht. Wenigstens wird Simon dann ein paar Tage Zeit zum nachdenken haben und auf Partys hat er immer ganz außergewöhnlich gute Laune. Ich nicke und lächel Samantha an. Vielleicht wird das ja wirklich was mit den beiden.

»Kommst du mit mir auf die Party? Wir können uns vorher zusammen fertig machen und einen Plan machen, wie ich mit ihm reden kann.«, fragt sie mich und fängt förmlich an zu strahlen, was mit ihrer verlaufenen Schminke eher komisch aussieht. Eigentlich hatte ich nicht vor, die nächsten Woche auf eine Party zu gehen und eigeladen bin ich eigentlich auch nicht. Die von Mark letzten Samstag bei uns zuhause hat mir wirklich gereicht. Allerdings könnte ich wirklich etwas Ablenkung gebrauchen und Luis wird wahrscheinlich auch da sein, sodass ich ihn endlich mal wieder sehen kann.

Wenn Samantha sich traut und mit Simon redet, dann sollte ich vielleicht auch mal etwas in die Offensive gehen und Luis fragen, ob wir nicht mal ausgehen wollen. Immerhin kann ich nicht immer nur neben ihm stehen und ihn anschmachten. Wahrscheinlich weiß er nicht mal, dass er mir was bedeutet und das könnte ich dann mal ändern. Also nicke ich und versuche das kribbeln in meinem Bauch zu ignorieren. Ich bin so nervös.

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