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»Every word has consequences. Every silence, too.«

Irgendwas hat sich zwischen mir und Mark verändert. Die nächsten Tage hat er mich mit zur Schule genommen und hat mich nicht mehr mit diesem hasserfüllten Blick angesehen. Ich verstehe zwar nicht, was sein Verhalten geändert hat, aber ich bin glücklich darüber. Er hat mich sogar einmal gefragt, ob ich mit ihm und Marie zum See gehen möchte. Allerdings habe ich abgesagt, da ich den beiden nicht im Weg sein wollte. Mark ist einen Abend in mein Zimmer gekommen und hat mir erzählt, dass er mit ihr zusammen ist. Und ich habe mich wirklich für ihn gefreut. Ganz kurz hatte ich das Gefühl, dass ich ihn umarmen möchte, aber getraut habe ich mich nicht.

So gut es mit Mark läuft, so schlecht sieht der Rest meines Lebens aus. Luis habe ich nur in vor meinen zwei Chemiestunden gesehen. Er hat mir zwar zugelächelt und auch einmal Hallo gesagt, aber mehr war da auch nicht. Anscheinend habe ich mit ihm keinen Fortschritt gemacht. Eher das Gegenteil. Dafür hat sich Nick Berger in einer Freistunde zu mir gestellt und sich kurz mit mir Unterhalten. Es waren zwar nur Zehn Minuten, allerdings kann man sich echt gut mit ihm unterhalten. Wenn er nicht gerade total betrunken oder zugedröhnt ist, ist er also auch ganz nett. Und wenn ich mich mit ihm verstehe, kann ich auch bei Luis Punkten. Es ist doch immer gut, wenn man sich mit den besten Freunden versteht.

Anni habe ich nur im Unterricht gesehen. Sie verbringt ihre Pausen immer mit dieser Maya und ihren Freundinnen. Als ich sie einmal gefragt haben, ob ich nicht mit ihr kommen kann, hat sie nur gelächelt. »Ich glaube da passt du nicht zu, Jas. Aber wir telefonieren später.«, hat sie bloß geantwortet und ist mit einem strahlenden Lächeln zu dieser Maya gelaufen. Diese blöde Kuh hat mir meine beste Freundin geklaut. Ich kann Anni gar nicht mehr wieder erkennen und bei den immer weniger werdenden Telefonaten haben wir uns nicht mehr wirklich was zu erzählen.

Ich fühle mich, als würde ich in einer Blase leben. Ich gehe zur Schule, lese, lerne, gucke Serien und schlafe. Und dann geht der nächste Tag los und es scheint sich nichts geändert zu haben. Ich fühle mich in einem Trott gefangen, der sich wie ein Seil um mich schließt, mich immer weiter verschlingt und in eine bittere Einsamkeit zieht.

»Ich weiß nicht was ich über sie denken soll. Wenn wir alleine sind ist sie echt süß und ich könnte echt was für sie übrig haben, aber sobald nur eine weitere Person dabei ist, ist sie wieder total die Schlampe.«, reißt Simon mich aus meinen Gedanken. Ich sehe neben mich und blinzel leicht gegen die Sonne. Wir verbringen mal wieder eine Freistunde zusammen und da heute sehr gutes Wetter ist, haben wir es und auf einer kleinen Wiese bequem gemacht.

»Wer ist sie?«, frage ich Simon, da ich so in Gedanken versunken war, dass ich nicht viel mit bekommen habe. Simon hat seine Arme auf der Wiese abgestützt und sieht mich aus seinen grünen Augen belustigt an. Seine blonden Haare stehen ihm in einem Chaos vom Kopf ab, was allerdings nicht unbedingt schlecht aussieht. Eigentlich sieht er sogar sehr gut aus.

»Hast du mir überhaupt in den letzten Minuten zugehört oder warst du schon in Gedanken bei deinem hotten Typen und hast was ganz unanständiges mit ihm gemacht?«, fragt Simon und fängt laut an zu lachen. Ich merke selbst wie meine Wangen wieder einmal einen roten Ton annehmen und drehe verlegen meinen Kopf weg. Ich habe bestimmt nichts unanständiges Gedacht.

»Habe ich nicht. Erzähl du mir lieber nochmal, was dein Problem ist. Das ist schließlich auch für mich eine Premiere, dass du mal nicht weißt, wie du mit Menschen umgehen sollst.«, antworte ich ihm und presse meine Lippen fest aufeinander.

Simon richtet sich auf und sieht mich jetzt ernster an. »Es geht um Samantha. So wie eigentlich die ganze Zeit im Moment. Ich meine wir verbringen auch irgendwie echt viel Zeit zusammen.« Simon streicht sich verlegen durch die Haare und sieht sich auf dem Schulhof um. »Und nicht nur für Sex. Ich meine der Sex mit ihr ist echt gut, aber plötzlich bleibt sie danach bei mir und wir kuscheln. Kannst du vorstellen, wie ich neben einem Mädchen liege und kuschel?«, fragt Simon mich und sieht mich wieder an. Und ehrlich, ich kann es mir nicht vorstellen und ich möchte es erst recht nicht. Deswegen schüttel ich bloß den Kopf und versuche die Bilder, die in meinem Kopf entstehen wollen zu verdrängen.

»Jas, ich glaube ich fange an sie zu mögen und ich bin mir echt nicht sicher ob ich das will. Für Sex war das mit Samantha ja schön und gut, aber eine echte Bindung zu ihr? Ich weiß nicht ob das überhaupt funktioniert. Gestern hat sie angedeutet, dass sie mich auch mehr mag, obwohl ich das ja eigentlich schon wusste.«, erzählt Simon mir und setzt sich weiter auf. Wenn ich mir vorstelle, dass Simon und Samantha zusammen sind, ist das echt schwer. Allerdings steht Samantha schon ewig auf Simon und vielleicht schafft sie es ja auch wirklich treu zu sein. Sie hatte bis jetzt halt noch nie eine Beziehung und vielleicht braucht sie das auch irgendwann mal, um nicht mit allen möglichen Typen zu schlafen. Und Simon ist da nicht besser. Er hat schließlich auch schon genug in seinem Bett gehabt. Die beiden passen also sehr gut zusammen.

»Und was hast du gesagt, als sie dir das offensichtliche Offenbart hat?«, frage ich ihn und packe einen Apfel aus meiner Tasche, den ich mir heute Morgen extra eingepackt habe. »Ich habe nicht wirklich was gesagt. Ich habe okay gesagt und sie dann nach Hause begleitet. Zum Abschied habe ich ihr aber einen Kuss gegeben, dass mache ich sonst nicht.«, erklärt Simon mir und sieht mich fragend an. Das Arme Mädchen. Auch wenn ich Samantha nicht wirklich etwas abgewinnen kann, tut sie mir jetzt schon leid. Simon ist auch echt ein Idiot.

»Du hast nichts gesagt und sie einfach nach Hause geschickt. Und deinen Kuss kannst du dir sonst wo hinschieben. Du solltest dich mal über deine Gefühle für sie klar werden und dich dann richtig entschuldigen, dass du immer so ein Arsch zu ihr bist. Sie kann doch nichts dafür, dass du Angst hast dich zu verlieben.« Meine Stimme ist etwas lauter geworden und ich weiß nicht wo diese Wut herkommt. An sich bin ich auch gar nicht auf Simon sauer, welcher mich jetzt wie ein Auto ansieht, sondern auf die ganze Situation. Nicht nur zwischen Simon und Samantha, sondern auch zwischen Luis und mir und erst Recht die Situation zwischen Anni und mir. Anni, die sich nicht mehr wirklich um mein Leben zu kümmern scheint. 

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