Chapter 1

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Be Patient, sometimes you have to
go through the worst to get the best...

Christina

Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr euch etwas so sehr wünscht, dass es fast körperlich wehtut? Einen Traum, von dem ihr nie gedacht hättet, dass er Wirklichkeit werden würde?
Lets Dance war meiner.
Schon als ich noch Turniertänzerin war, habe ich jede Show gesehen und mir insgeheim vorgestellt wie es wäre, wenn ich dort auf dem Parkett stehen würde und zeigen könnte, was ich kann. Eigentlich ist es albern, schließlich ist es nur eine TV-Show, aber auf irgendeine abgedrehte Weise konnte ich mir nichts Größeres vorstellen. Als ich dann vor ein paar Jahren das Angebot bekam, tatsächlich als Profitänzerin in der zehnten Staffel dabei zu sein, konnte ich es kaum fassen. Die Freude hat sich allerdings schnell wieder gelegt. Irgendwie hatte ich bisher nie Glück mit der Show. Mein erster Einsatz dauerte genau 8 Wochen, bevor ich mir bei einem Sprung den Fuß brach und die restliche Staffel ausfiel. Und dann kamen die wohl bisher traumatischsten aber auch sehr lustigsten neun Wochen meiner gesamten Tanzkarriere, als ich Oliver Pocher als Tanzpartner zugewiesen bekam, der das Ganze eher als Comedy-Show als als Tanzwettbewerb gesehen hat.

Aber dieses Jahr wird alles anders, das wusste ich schon als ich an meinen Geburtstag aufgewacht bin. Ich hatte mich natürlich im Vornherein ein bisschen über die diesjährigen Teilnehmer informiert, um zumindest einigermaßen einen Überblick zu haben, wer ein vielversprechender Kandidat sein könnte und der schweizer Sänger Luca Hänni gehörte von Anfang an zu meinen absoluten Wunschkandidaten. Und als ich dann am Abend tatsächlich komplett überfordert in Lucas Arme sprang und er mich vor Freude darüber, dass wir zusammen tanzen durften, durch die Luft wirbelte, war ich mir sicher: Das wird mein Jahr!

Tja, und jetzt bin ich tatsächlich hier und laufe durch die wunderschönen Straßen von Bern, wo ich mich gleich mit Luca zum allerersten Training treffen würde. Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen hebe ich mein Gesicht in die Sonne und genieße für einen Moment die angenehme Wärme auf meiner Haut. Als ich in gestern in Köln losgeflogen bin, hat es geschüttet wie aus Kübeln aber hier in der Schweiz herrscht das schönste Frühlingswetter, alleine deshalb ist meine Laune schon mehr als gut. Und als ich die Augen wieder öffne, setzt mein Herz gleich nochmal einen Schlag lang aus. Da vorne, locker an das Brückengeländer gelehnt, steht Luca und es dauert auch nicht lange bis er mich entdeckt. „Christina! Herzlich willkommen in der schönen Schwiz!", begrüßt er mich in seinem süßen Dialekt und breitet lachend die Arme aus, in die ich mich ohne zu zögern fallen lasse. Sofort umhüllt mich Lucas Geruch und ich fühle mich augenblicklich wohl. Ja, ich denke daran kann ich mich gewöhnen. Als er mich nach einen kurzen Moment wieder loslässt, bemerke ich auch gleich den schwarzen Kasten, der in Lucas Schatten steht und Max, den Kameramann dahinter, der unser erstes Treffen natürlich für die Show filmt. Der lächelt mich zu Begrüßung kurz an, bevor er sich wieder seiner Kamera widmet, doch meine Aufmerksamkeit gilt jetzt sowieso erstmal meinem neuen Tanzpartner. „Was tanzen wir denn?", fragt der mich nämlich gerade neugierig und ich muss über seine kindliche Euphorie schon wieder grinsen. „Wir tanzen...eine Salsa!", verkünde ich ihm fröhlich, was Lucas Freude zu zu meiner Erleichterung kein bisschen trübt. „Uuh, heiß", kommentiert er grinsend und fügt hinzu: „Ich bin der geborene Latino."
„Na dann los, du Latino", lache ich und hake mich bei ihm unter. „Wir haben noch viel zu tun." Schließlich habe ich ja nur knapp fünf Tage Zeit um einem kompletten Anfänger eine bühnenreife Choreo beizubringen und das wenn möglich so, dass es auch nach Tanzen aussieht.

Tja, und wie sich herausstellt werde ich diese fünf Tage auch brauchen. Luca schlägt sich im Allgemeinen tatsächlich ganz gut aber von einem "geborenen Latino", wie er so schön sagt, ist er noch weeeeit entfernt. Vor allem seine Versuche einen sexy Hüftschwung hinzubekommen erinnern eher an ein unkoordiniertes Kleinkind als einen heißen Tänzer, was mich vor Lachen ein paar Mal beinahe zusammenbrechen lässt. "Okay, das reicht für heute", unterbreche ich ihn gerade grinsend, als er sich wieder am Hüftschwung versucht und kläglich scheitert. "Lass uns mal lieber die gemeinsamen Parts üben, vielleicht liegt dir das eher." Luca, der selbst schon komplett fertig ist mit den Nerven, nickt erleichtert und kommt zu mir rüber. Um ihm die Bewegung zu zeigen stelle ich mich mit dem Rücken vor ihn und erkläre ihm, wie er mich zu Beginn der Figur halten soll. Eine Hand auf den Bauch, einen Arm um die Brust und dann gemeinsam bewegen. Eigentlich nicht so schwer. Womit ich allerdings nicht gerechnet habe ist der Stromschlag, der durch meinen Körper fährt als ich seine warmen Finger meine nackte Haut streifen. Genauso wenig wie mit der unglaublichen Gänsehaut, die sich bei seiner Berührung über meinen ganzen Körper ausbreitet. Heilige Scheiße, was ist denn jetzt los? Einen kurzen Moment lang bin ich so verdattert, dass mein Hirn kurzzeitig den Dienst quittiert. Scheinbar ist auch Luca meine Reaktion nicht entgangen, denn er nimmt schnell die Hände weg und bringt etwas Abstand zwischen uns.
"Sorry, ich hätte dich nicht so weit oben anfassen sollen", entschuldigt er sich sichtlich unsicher. "Nein, nein, das...das war gut so", stammle ich und hätte mich am liebsten selbst getreten. Himmel, ich muss mich echt zusammenreißen. Entschlossen schüttle ich den Kopf, um das merkwürdige Gefühl abzuschütteln, immerhin bin ich hier die Profitänzerin und sollte mich auch dementsprechend verhalten und was auch immer das gerade war, es ist hier definitiv fehl am Platz. „Deine Hände sind nur kalt, das ist alles", flunkere ich deshalb, lasse ihm aber gar keine Zeit zu antworten. "Versuchen wir es am besten gleich nochmal."

Zwar werde ich dieses komische Kribbeln nicht los, das Lucas Berührungen in mir auslösen aber zum Glück verlaufen die restlichen Proben ohne einen weiteren größeren Zwischenfall. Und sobald ich mich wieder eingekriegt habe, hab ich sogar richtig Spaß daran mit Luca zu trainieren. Nach einer Weile ist dann auch die letzte Anspannung von uns abgefallen und wir beginnen sogar, hin und wieder ein bisschen miteinander zu flirten, wobei ich mich zwinge da nicht zu viel rein zu interpretieren.
Salsa ist nun mal ein sexy Tanz, da gehört so etwas einfach dazu. Mit der Zeit gewöhnen sich unsere Körper langsam aneinander und am Ende des Tages kann Max sogar eine wirklich gute - und auch schon ziemlich heiße - Sequenz einfangen. Danach bin ich aber auch so fertig - körperlich und gefühlstechnisch - dass ich das Training eine Stunde früher als geplant beende.
Tja, hätte ich da nur gewusst was noch auf mich zukommt, hätte ich das wohl nicht so leichtfertig gesagt. Aber eins nach dem anderen.

"Was hältst du davon wenn wir noch einen Zwischenstopp einlegen und was essen gehen bevor ich dich zum Hotel zurückfahre?", schlägt Luca vor, als wir am späten Nachmittag die Tanzschule verlassen. Die Kameras sind schon seit ein paar Stunden aus und endlich haben wir mal ein bisschen Zeit uns näher kennenzulernen. "Unbedingt! Ich hab einen Bärenhunger. Hast du einen Vorschlag wohin?" Lucas begeistertes Nicken kommt so schnell, dass er davon eigentlich eine Gehirnerschütterung bekommen könnte. "Da gibt es ein hammer Restaurant ein paar Straßen von hier, die machen eine absolut göttliche Pasta", schwärmt er verträumt und schließt beim Gedanken daran genießerisch die Augen. Angesteckt von seiner kindlichen Freude muss ich lachen, was Luca wiederum zum Grinsen bringt. Wenn ich in den letzten Stunden etwas über ihn gelernt habe, dann, dass Essen in seinem Leben eine große Rolle spielt. Die am häufigsten gestellte Frage heute war definitiv wann wir endlich Essen bestellen können. Dementsprechend gespannt bin ich, als wir kurz darauf das Restaurant betreten, das er mir vorgeschlagen hat. Und als er mir ganz Gentleman-like den Stuhl rauszieht damit ich mich setzen kann, weiß ich, dass ich keinen besseren Partner hätte bekommen können.

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