Chapter 38

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He walked into my heart 
like he belonged there, 
took down my walls 
and lit my soul on fire.
- T.M.

Christina 

Am Nachmittag mache ich mich widerstrebend auf den Weg in die Tanzschule, in der die Profi-Probe stattfindet. Als ich fünf Minuten zu spät die Tür zum Tanzsaal aufstoße, sind die anderen bereits da und wärmen sich in der Mitte des Raums auf. 
"Bambiii!", ruft Andrzej erfreut und kommt mit Kathrin im Schlepptau zu mir rüber, während ich lachend meine Tasche auf einer der Bänke abstelle. "Wieso strahlst du denn so? Du bist zehn Minuten zu spät, du solltest eigentlich auf Knien um Gnade betteln", rügt er mich scherzhaft bevor er sich gezwungenermaßen wieder den Aufwärmübungen widmet, als Massimo ihn zurückruft. "Genau, wieso grinst du so?", fragt jetzt auch Kathrin und mustert mich prüfend. Möglichst gleichgültig ziehe ich einen Haargummi und meine Tanzschuhe aus der Sporttasche, aber Kathrin lässt nicht locker. „Wenn ich es nicht besser wüsste würde ich fast sagen, dass du eine heiße Nacht hattest." Obwohl das wohl als Witz gemeint war, kann ich nicht verhindern, dass mir das Blut in den Kopf schießt. „Oh mein Gott", quietscht Kathrin auf einmal. „Du warst bei Luca, oder?" Erschrocken presse ich ihr meine Hand auf den Mund und werfe einen hastigen Blick über ihre Schulter, aber zum Glück scheint niemand Kathrins kleinen Ausraster mitbekommen zu haben. „Shh, musst du hier so rumschreien? Hätte ich gewollt, dass es die ganze Welt erfährt, hätte ich eine Durchsage gemacht", zische ich leise, was Kathrin nur mit einem Augenrollen quittiert. "Okay, okay, aber ich will Details. Seit ihr jetzt zusammen? Also ich meine, so richtig, richtig zusammen?" Eigentlich hatte ich nicht wirklich Lust meine Beziehung zu Luca mitten im Tanzsaal zu zerpflücken, aber da ich weiß, dass mir Kathrin sonst das ganze Training lang auf die Nerven gehen wird, gebe ich mich lieber gleich geschlagen. "Ich...Luca...ich meine, wir sind...sowas wie...ein Paar?", rücke ich schließlich drucksend heraus. Kathrin springt so schnell auf mich zu, dass ich vor Schreck gleich meine Tanzschuhe fallen lasse, und zieht mich in die dickste, liebevollste Umarmung die ich je von einem Menschen bekommen habe. „Oh Gott Chrissi, ich freu mich so für dich!" Sie schiebt mich ein paar Zentimeter von sich, um mir ins Gesicht schauen zu können. "Nicht, dass ich das nicht von Anfang an gewusst hätte, aber ich bin froh, dass ihr es endlich selbst gecheckt habt." Mit den Fingern streicht sie mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sagt lächelnd: „Du hast das so verdient, Süße. Luca ist einer von den Guten." Bei ihren Worten muss ich unwillkürlich selbst lächeln und meine Anspannung fällt augenblicklich von mir ab. "Danke dir, wirklich. Aber wir würden das gerne noch ein bisschen für uns behalten. Ich weiß, dass die Klappe halten nicht unbedingt deine größte Stärke ist aber bitte, bitte versuch nicht gleich eine landesweite Gerüchte-Explosion auszulösen." 
"Meine Lippen sind versiegelt", schwört sie und tut so, als würde sie ein imaginäres Schloss absperren und den Schlüssel wegwerfen. Dann schnappt sie sich meine Hand und zieht mich in Richtung Tür. Verwirrt stolpere ich hinter ihr her. "Wo willst du hin? Die warten doch alles auf uns!" Ohne langsamer zu werden, wirft sie mir einen Blick über die Schulter zu. "Naja, wenn du nicht gleich allen stecken willst, dass du gestern nicht alleine geschlafen hast, sollten wir vielleicht den monströsen Bluterguss an deinem Hals verdecken", antwortet sie trocken. "Oh Gott." So schnell mir das einhändig und mehr oder weniger joggend möglich ist, ziehe ich mein Handy aus meiner Hosentasche und öffne die Frontkamera. Es dauert ein paar Sekunden, bis ich den richtigen Kamerawinkel gefunden habe aber dann keuche ich erschrocken auf. Entsetzt starre ich den riesigen roten Fleck an, der für alle sichtbar direkt über meinem Schlüsselbein unter meinem T-Shirt hervorschaut. "Da hat Luca wohl ganz deutlich sein Revier markiert, würde ich mal sagen", bemerkt sie grinsend, als sie meinen entsetzten Gesichtsausdruck entdeckt. Hätte ich heute morgen nur mal in den Spiegel geschaut. Aber wir waren so spät dran mit dem Training, dass ich mir einfach das nächstbeste übergeworfen und meinem Aussehen überhaupt keine Beachtung geschenkt habe. "Wie soll ich das denn überdecken?", jammere ich verzweifelt und verdrehe meinen Kopf, um die betroffene Stelle genauer zu betrachten. "Bis Freitag ist das doch nie und nimmer weg!" 
"Entspann dich Chrissi, das ist ein Knutschfleck und kein Beinbruch", bemerkt Kathrin wenig hilfreich und wirkt dabei sichtlich amüsiert über meine Panik. Mittlerweile haben wir die Damenumkleide erreicht und Kathrin schiebt mich hinein, bevor sie sich an ihrer Tasche zu schaffen macht, die dort auf dem Boden liegt. Nach kurzem Herumgewühle wirft sie mir eins ihrer Trainingsshirts mit einem hochgeschlossenen Ausschnitt zu. "Zieh das an. Dann packen wir noch etwas Concealer oben drauf and you are good to go." Dankbar schlüpfe ich in das Oberteil und zum Glück deckt der Stoff tatsächlich einen Großteil des Blutergusses ab. Kathrin übernimmt das Make-Up und verdeckt die restlichen verräterischen Spuren unter einer dicken Schicht Concealer. "And...finished", verkündet sie ein paar Minuten später und klatscht zufrieden in die Hände. Prüfend werfe ich einen Blick in den Spiegel an der Wand und atme erleichtert auf. Dank Kathrin ist der Fleck nicht mehr zu sehen. Zur Sicherheit suche ich meinen Körper trotzdem nochmal extra genau ab, nicht dass Luca sonst noch irgendwo seine Spuren hinterlassen hat aber Gott sei dank kann ich nichts entdecken. "Was würd ich nur ohne dich machen?" Kathrin grinst schief. "Vermutlich mit einem riesigen Knutschfleck durch die Gegend laufen." Das ist wohl wahr. Bei dem Gedanken daran, wer das alles gesehen hätte, verziehe ich das Gesicht. Luca und ich müssen wirklich besser aufpassen wenn wir nicht wollen, dass wir bald in allen möglichen Klatschblättern auf der Titelseite sind. "Na komm", reißt mich Kathrin aus den Gedanken. "Wenn wir nicht bald beim Training aufschlagen, müssen wir wirklich noch vor Andrzej auf die Knie fallen." Schnell werfe ich noch einen letzten Blick in den Spiegel, dann folge ich Kathrin zurück in den Tanzsaal. Die Genugtuung werde ich Andrzej bestimmt nicht gönnen, da könnt ihr euch aber sicher sein. 



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