Chapter 37

1.8K 42 5
                                    

You are the love that came without warning
You had my heart before I could say no.
-unknown

Luca

Mit einem Lächeln auf den Lippen beobachte ich Christina, die im Wohnzimmer sitzt und an unserer Choreo für die kommende Woche arbeitet. Da der Raum in meiner Übergangswohnung eher begrenzt ist, habe ich ihr den Tisch und das Sofa ein Stück zur Seite geschoben, sodass sie vor dem Fernseher genug Platz hat um die Abläufe durchzugehen. Jetzt sitzt sie im Schneidersitz auf dem Sofa, den Stift konzentriert zwischen die Lippen geklemmt und kritzelt immer mal wieder was auf den Block in ihrem Schoß. Ihre Haare sind vom Schlafen noch komplett durcheinander und ihr Make-Up von gestern Abend ist leicht verschmiert aber in meinen Augen hat sie nie schöner ausgesehen als jetzt. 
Eigentlich hatte ich gedacht, dass die Spannung, die sich in den letzten Wochen zwischen uns angesammelt hat, nach letzter Nacht verschwunden oder zumindest schwächer ist - aber so ist es nicht. Christina so zu sehen - in meinen Klamotten, in meiner Wohnung - schickt immer noch ein unbeschreibliches Gefühl durch meinen Körper und weckt das Verlangen in mir, sie einfach an mich zu ziehen und nie wieder loszulassen. 
Ein leises Vibrieren an meinem Bein lenkt meine Aufmerksamkeit auf das Handy in meiner Hosentasche. Mit einem Blick auf den Bildschirm stelle ich fest, dass meine Schwester Annina mich über Video anruft. Da ich weder mit meinen Eltern, noch mit meinen Geschwistern über den Grund für meine Trennung geredet habe, gehe ich vorsorglich in die Küche bevor ich den Anruf annehme. Sofort füllt das Bild meiner Schwester den Bildschirm und ich muss automatisch lächeln. Zwar bin ich gerne in Köln - und bei Christina - aber trotzdem vermisse ich meine Familie natürlich schrecklich. "Heeey Schwesterlein", begrüße ich sie in meinem typischen Schweizer Dialekt, der immer rauskommt wenn ich mit meiner Familie rede. "Hey, na alles klar an der Tanzfront?", entgegnet sie und ich zucke die Schultern. Sie runzelt die Stirn, als sie meine Küche im Hintergrund entdeckt. "Sag mal bist du gar nicht beim Training?", fragt sie verwundert und kommt mit dem Kopf näher an den Bildschirm, um besser sehen zu können. "Christina hat die Choreo noch nicht fertig, aber nach dem Mittagessen geht's wieder los", antworte ich und Annina nickt. Zwar bin ich mir nicht sicher ob sie mit der Antwort wirklich zufrieden ist, aber zumindest fragt sie nicht weiter nach. Wir unterhalten uns eine Weile über Anninas Studium und ich erzähle ihr ein bisschen von den Shows und dem Training. So weit, so gut. Bis ich auf einmal das Tapsen von Füßen hinter mir höre und keine zehn Sekunden später Christina in die Küche kommt, das Tablett mit dem leeren Frühstücksgeschirr in den Händen. Mit Schrecken stelle ich fest, dass sie direkt ins Bild gelaufen ist und ich bin mir sicher, dass meine Schwester sie hundertprozentig entdeckt hat. Schnell drehe ich die Kamera weg und hoffe inständig, dass Annina wenigstens nicht gesehen hat, dass Christina mein T-Shirt trägt. Nur mein T-Shirt. So sehr ich meine Eltern und Geschwister liebe, manche Dinge gehen sie einfach nichts an. "Was macht Christina denn in deiner Wohnung?", fragt meine Schwester auch prompt. Oh Mann. "In ihrer Wohnung gabs nen Wasserrohrbruch und sie brauchte einen Platz zum Schlafen für die Nacht", bringe ich hastig hervor. "Ich wollte sie für eine Nacht nicht ins Hotel schicken." Erleichtert atme ich aus. Das klingt zumindest einigermaßen plausibel. Oder zumindest plausibler als die Ausrede mit der Dusche. Meine Schwester scheint das aber dennoch nicht ganz zu überzeugen. „Warte mal...ist das der Grund wieso Michéle so am Rad dreht? Weiß sie von ihr?" Stirnrunzelnd blicke ich Annina an. "Sie ist meine Tanzpartnerin, natürlich weiß Michéle von ihr. Und was heißt hier sie dreht am Rad?" Sie sieht mich an, als wäre ich schwer von Begriff. Dann seufzt sie. "Michéle ist extra nach Köln gekommen, gleich nachdem die Reisebegrenzungen gelockert wurden. Sie wollte wohl mit dir reden. Anscheinend ist da irgendwas schief gelaufen, aber das müsstest du ja besser wissen. Auf jeden Fall hat sie mich gestern Abend völlig aufgelöst aus dem Hotel angerufen und ich hab die halbe Nacht gebraucht um sie einigermaßen zu beruhigen." Sofort macht sich das schlechte Gewissen in mir breit. Dass Michéle sich so miserabel fühlt tut mir im Herzen weh, schließlich bedeutet sie mir immer noch viel, auch wenn ich mich von ihr getrennt habe. Was ich ihr gestern gesagt habe, entsprach völlig der Wahrheit. Es war nie meine Absicht ihr wehzutun, deshalb habe ich mich von ihr getrennt als ich gemerkt habe, dass das mit Christina mehr als nur ein harmloser Flirt für mich ist. "Du musst mit ihr reden, Luca. Das wieder hinbiegen. Sie nimmt dich bestimmt zurück, wenn du dich bei ihr entschuldigst und ihr die Sache erklärst." Seufzend blicke ich in das flehende Gesicht meiner Schwester. Seit ich Michéle vor knapp über einem Jahr zum ersten Mal mit nach Hause gebracht habe, waren sie und meine Schwester ein Herz und eine Seele. Dass ich unsere Beziehung beendet habe, hat Annina mindestens genauso getroffen wie Michéle selbst. "Das kann ich nicht, Anni." 
"Aber wieso denn nicht?" Mein Blick wandert unauffällig zu Christina, die offensichtlich mit der Choreo fertig ist und jetzt in Richtung Küche kommt. "Es geht einfach nicht. Ich weiß, dass du das nicht hören willst aber die Trennung von Michéle war keine Entscheidung aus irgendeiner Laune heraus. Es tut mir leid, dass es ihr schlecht geht aber das zwischen uns ist vorbei." 
"Aber Luca...", setzt sie nochmal an aber ich lasse sie gar nicht ausreden. "Tut mir leid, Annina, aber ich muss jetzt aufhören. Das Training ruft", verabschiede ich mich knapp und habe schon aufgelegt, bevor meine Schwester noch irgendetwas sagen kann. Christina, die  im Türrahmen stehen geblieben ist, kommt zu mir herüber und schlingt ihre Arme um meine Mitte. "Ist alles in Ordnung?", fragt sie leise. Schnell setze ich ein Lächeln auf. "Alles gut, das war nur meine Schwester." Ich gebe ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. "Na was ist, sollen wir dann trainieren gehen?" Während Christina und ich uns auf den Weg ins Training machen, nehme ich mir fest vor nachher noch einmal mit Annina zu reden aber jetzt gehört meiner Aufmerksamkeit erst einmal ganz meiner wundervollen Tanzpartnerin. 


~~~~~

AN: Meee, nicht mein bestes Kapitel. Aber heute Abend kommt wahrscheinlich noch eins, das wird besser 🙈


Magnetic HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt