Chapter 44

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AN: Die Idee zu dem Kapitel stammt ausnahmsweise mal nicht von mir, sondern von der lieben @dezemna - danke nochmal dafür 😍 Ich hab nicht alles verwendet, das wird dann in einem anderen Kapitel verbaut aber es ist trotzdem super lang geworden 😉 Zwar bin ich nicht ganz zufrieden aber ich wollte euch nicht länger hinhalten, also: Here you go

I didnt wanna fall in love, 
not at all. But at some point
you smiled, and, holy shit, 
I blew it. 

Christina

Die Ernüchterung kommt allerdings relativ schnell, als mir unten Treppenhaus nicht Luca sondern ein junger Mann in einer braunen Uniform entgegenkommt, auf dessen Brust eine Pizza mit zwei großen Augen pragt. "Frau Luft?", spricht mich der junge Mann etwas unsicher an und ich nicke. "Ihre Bestellung." Stirnrunzelnd blicke ich auf die zwei Pizzakartons hinunter, die er mir entgegenstreckt. "Sie sollten doch erst in einer halben Stunde hier sein", stelle ich langsam fest. Ich hatte extra dazugesagt, dass sie später liefern sollen, damit Luca noch genug Zeit hat seine Sachen aufzuräumen und anzukommen. Die Augen des Jungen werden groß und jegliche Farbe weicht schlagartig aus seinem Gesicht, während er sein Handy herauskramt und hektisch durch die Bestellungen scrollt. "Das...das tut mir furchtbar leid, ich weiß nicht was da schief gelaufen ist, aber ich werde das sofort klären, ich..." Vor lauter Nervosität zittern seine Hände so sehr, dass ihm das Handy aus der Hand rutscht und mit einem unschönen Geräusch auf dem Steinboden aufkommt. Hastig bückt er sich, um es aufzusammeln, wobei er beinahe die Kartons verloren hätte. "Okay, wissen Sie was? Lassen Sie die Pizza einfach hier, das geht schon in Ordnung", erbarme ich mich schließlich bevor der arme Kerl noch einen Herzinfarkt bekommt. Ich drücke ihm zwei Scheine in die Hand, die ich zum Glück noch in meiner Hosentasche habe, und nehme ihm die Pizzen ab, ehe sie wirklich noch Bekanntschaft mit dem nicht sehr appetitlichen Boden machen können. Luca wird ja eh gleich hier sein, so lange bleibt das Essen hoffentlich noch warm. 

Als Luca nach einer Viertelstunde allerdings immer noch nicht da ist, rückt die Pizza mit jeder vergehenden Minute weiter in den Hintergrund. Ein ungutes Gefühl macht sich in mir breit und sorgt dafür, dass meine Nervosität von vorhin doppelt so heftig zurückkehrt. Okay, ganz ruhig Christina. Er ist bisher nur 16 Minuten und 40 Sekunden zu spät, vielleicht steht er einfach im Stau. Kopfschüttelnd verwerfe ich den Gedanken wieder. Luca hat ja hier in Köln nicht mal ein Auto. Mist. Was wenn ich ihn missverstanden habe? Vielleicht ging ihm das doch alles zu schnell und er hat es sich anders überlegt? Schließlich wollte er mit Michéle selbst nach einem Jahr Beziehung noch nicht zusammenziehen, zumindest wenn man den Magazinen glaubt. Aber dann würde er sich doch melden, oder nicht? Sicherheitshalber werfe ich nochmal einen Blick auf mein Handy aber in meiner Nachrichten-App herrscht gähnende Leere. Auch auf die Gefahr hin, dass ich überreagiere tippe ich auf seinen Kontakt und lausche dem gleichmäßigen Tuten, während es anläutet aber wie die letzten zwölf Male auch geht keiner hin. Zunehmend beunruhigt lege ich mein Handy auf den Wohnzimmertisch und gehe in Gedanken nochmal alles genau durch, um mich ein wenig abzureagieren. Seit dem Gespräch mit Luca hab ich jede einzelne Minute des heutigen Abends durchgeplant, damit auch sicher alles perfekt ist. Ich hab extra noch Wein besorgt - weiß und rot, weil ich mir nicht sicher war was Luca lieber mag -, Pizza bestellt und alle seine Lieblingssnacks eingekauft, die wir essen können während wir die Filme gucken, die ich bereitgelegt habe. Das Bett ist frisch bezogen, ich habe eine Schublade in meinem Schlafzimmer freigeräumt und zur Sicherheit auch noch ein paar Kissen auf die Couch verfrachtet, falls er lieber dort schlafen will. Immer und immer wieder gehe ich im Kopf alle Punkte durch, bis ich mir komplett sicher bin, dass alles perfekt vorbereitet ist. Als es dann endlich nochmal an der Tür klingelt, springe ich so schnell auf, dass ich beinahe über den Teppich gestolpert wäre, hätte ich mich nicht im letzten Moment an der Wand festgeklammert. Statt auf den Türsummer zu drücken, laufe ich gleich durchs Treppenhaus nach unten und reiße dort die Tür auf. Als ich Lucas Gesicht erblicke, stoße ich erleichtert die Luft aus und ziehe ihn prompt in meine Arme. "Wo warst du!?", platze ich hervor, ehe ich mich zurückhalten kann. "Ich hab mir Sorgen gemacht, du bist nicht ans Handy gegangen und..." Lucas unterbricht meinen Redeschwall schmunzelnd. "Hey, ganz ruhig, jetzt bin ich ja da." Er stellt seinen Koffer im Eingangsbereich ab und greift nach meinen Händen, die von der ganzen Aufregung immer noch total zittern. Der amüsierte Ausdruck auf seinem Gesicht weicht einem entschuldigenden, als er merkt, dass ich mir wirklich Sorgen gemacht habe. "Tut mir leid, dass du mich nicht erreichen konntest. Ich hab vor lauter Packen vergessen den Akku aufzuladen und auf dem Weg hierher bin ich auch noch in einen Haufen kreischender Fangirls geraten, mit denen ich zwangsläufig noch Fotos machen musste." Er verdreht gespielt genervt die Augen, während er mir ins Treppenhaus folgt und sich dran macht, sein Gepäck die Treppen hochzutragen. Auf einmal komme ich mir ziemlich dämlich vor. "Oh Mann, ich bin eine Idiotin", stöhne ich. Luca, der mit seinem Gepäck im Schlepptau mittlerweile neben mir den Gang entlang läuft, stupst mich mit der Schulter an und winkt ab. "Ach Quatsch, ist doch lieb, dass du dir Sorgen machst."  Er zieht seinen Koffer über die Türschwelle in meine Wohnung und bleibt dann im Wohnzimmer stehen. "Irgendwie siehts hier anders aus", stellt er nach einer Weile stirnrunzelnd fest und sieht sich in dem Raum um. Grinsend dreht er sich zu mir. "Hast du etwa extra aufgeräumt?" Meine Wangen verfärben sich rosa. "Ich will eben, dass du dich hier wohlfühlst", gestehe ich verlegen und schiebe mir eine Strähne meiner Haare aus dem Gesicht. Auf einmal lacht Luca laut auf. "Wer bist du und was hast du mit meiner Christina gemacht? Seit wann bist du denn so schüchtern?"
"Ich bin nicht schüchtern, ich bin nur ein bisschen nervös", stelle ich sofort richtig. "Passiert ja schließlich nicht jeden Tag, dass jemand bei mir einzieht." Entrüstet stemmt Luca die Hände in die Hüften und sieht mir hinterher, während ich mich auf den Weg in die Küche mache, um den Wein aus dem Kühlschrank zu holen. "Ach, jetzt bin ich auf einmal nur ein Jemand?" Grinsend verdrehe ich die Augen und stelle die Flaschen auf den Tresen. "Also ganz offiziell bist du nur mein Tanzpartner, der zufällig den Abend bei mir verbringt." Mit einem frechen Grinsen schlendert Luca zu mir herüber. "Und wie verbringen wir den Abend? Ganz offiziell natürlich." Mein Atem stockt, als er sich hinter mich schiebt und seine Lippen auf meinen Hals drückt. Wie automatisch lehne ich meinen Kopf ein Stück zur Seite, um ihm besseren Zugang zu verschaffen. Schließlich drehe ich mich aber trotzdem in seinen Armen herum und unterbreche so den Kontakt, bevor das Ganze noch ausartet. Luca stößt ein protestierendes Geräusch aus, was mich zum Lachen bringt. "Tut mir leid, aber ich hab einen Plan und den lass ich mir nicht von dir durcheinanderbringen, auch wenn deine Argumente zugegebenermaßen ziemlich überzeugend sind. Ganz offiziell hab ich nämlich Wein, Snacks und Filme besorgt." Bei dem Wort Snacks verschwindet die Enttäuschung augenblicklich aus Lucas Gesicht und ich grinse über seine plötzliche Begeisterung. Mein Blick fällt auf die Pizzakartons auf meiner Küchentheke und ich seufze. "Eigentlich hatte ich auch Pizza bestellt aber die ist jetzt wohl kalt." Mit dem Vorhaben die Kartons in den Mülleimer zu verfrachten, schiebe ich mich an Luca vorbei und greife nach den Schachteln. Gerade will ich sie in Richtung Müll befördern, als Luca plötzlich mein Handgelenk packt. "Bist du wahnsinnig? Du kannst doch die gute Pizza nicht wegwerfen!" Empört nimmt Luca mir den Karton aus der Hand und wirft mir einen entsetzten Blick zu. Kapitulierend hebe ich die Hände in die Luft und meine lachend: "Okay, okay schon gut. Aber ich ess die nicht mehr." 
"Soll mir recht sein. Bleibt mehr für mich übrig", entgegnet Luca schulterzuckend und trägt die beiden Kartons wie einen Schatz hinüber ins Wohnzimmer. Kopfschüttelnd folge ich ihm in den Nebenraum, wo ich den ersten Film einlege und es mir dann neben ihm auf der Couch bequem mache. Lucas Liebe für Essen ist echt eine Sache für sich. Gerade schnappt er sich ein Stück der kalten Pizza, während er den anderen Arm um meine Hüfte legt und mich zu sich zieht. Ich drücke auf Play und lasse meinen Kopf auf seine Schulter sinken, um den Film zu schauen, während Luca mir gedankenverloren mit dem Daumen über die Schulter streichelt. 

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