I knew from the moment we met. It was...
not love at first sight exactly, but – familiarity.
Like: Oh hello, its you. Ist going to be you. Game over.
-Mhairi McFarlaneChristina
Der Freitag ist schneller da als mir lieb ist und schon finde ich mich in der gewohnt hektischen Atmosphäre des Studios wieder, die mir mittlerweile so vertraut ist. Bevor die letzte Studioprobe startet machen Luca und ich uns auf den Weg in den Gemeinschaftsraum um Mittag zu essen. Eine Sache, die ich nämlich im Laufe der letzten Woche gelernt habe ist, dass es ne Menge Übung braucht um Lucas Essgewohnheiten unter Kontrolle zu halten.
Luca ist ein super Tänzer und er lernt faszinierend schnell aber wenn er nicht rechtzeitig etwas zu Essen bekommt, dann ist er ungefähr genauso aufnahmefähig wie ich, wenn ich zwei Tage nicht geschlafen habe. Dafür ist es aber jedes Mal ein Schauspiel, wenn ich die Mittagspause einläute. Wie ein aufgedrehter Dreijähriger auf Ecsasy hüpft er neben mir den Gang entlang und freut sich ungefähr ein Loch in den Bauch, weil es heute Spagetti gibt. Mit Parmesan, versteht sich. Bevor er allerdings auch nur einen Fuß in den Essensraum setzen kann, scheuche ich ihn erstmal in seine Garderobe zum Umziehen.
"Christinaaa...", jammert er und zieht eine beleidigte Schnute, aber ich lasse mich nicht erweichen.
"Nix da. Ich hab keine Lust mir irgendwelche blöden Sprüche anzuhören, nur weil mein Tanzpartner mehr Spagetti auf seinem Outfit hat als im Bauch. Entweder du ziehst dich um oder es gibt kein Mittagessen. Ende der Diskussion."
Luca scheint einen Moment lang abzuwägen, ob ich es ernst meine, kommt aber dann wohl zu dem Schluss, dass es besser wäre zu folgen. Immer noch schmollend verzieht er sich schließlich in Richtung seiner Garderobe, während ich kopfschüttelnd aber mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht die Tür zum Gemeinschaftsraum aufstoße. Manchmal fühle ich mich wirklich wie seine Babysitterin. Andererseits...wenn ich bedenke wie viel Quatsch wir im Training teilweise machen geben wir uns da glaub ich beide nicht viel.
Als ich den Essensraum betrete, sitzt Kathrin bereits an einem der Tische, vor ihr ein riesiger Berg Kartoffelbrei."Chrissi!", begrüßt sie mich fröhlich als sie mich entdeckt und strahlt mich mit ihrem typischen Kathrin-Lächeln an. Ich glaube, das ist einer der Gründe wieso wir so gute Freundinnen geworden sind. Sie besitzt genau wie ich ein schier unerschütterlich fröhliches Gemüt, das einfach ansteckend ist und hat praktisch immer gute Laune. Ungelogen, ich glaube ich habe dieses Mädchen noch nie nicht lächeln gesehen.
"Ich freu mich auch dich zu sehen", entgegne ich belustigt, besorge mir schnell etwas zu Essen und lasse mich dann mit meinem eigenen Teller neben ihr am Tisch nieder.
"Na, wie läufts mit Mr. Wunschtanzpartner?", fragt sie und wackelt anzüglich mit den Augenbrauen.
"Also ich bin mehr als zufrieden", entgegne ich und piekse ein paar Nudeln auf meine Gabel. "Es hat ein bisschen gebraucht, bis er sich an den engen Körperkontakt gewöhnt hat aber ich denke unsere Salsa heute kann sich auf jeden Fall sehen lassen."
"Soweit ich das in der Probe gesehen habe, hatte er mit dem Körperkontakt heute definitiv keine Probleme mehr", bemerkt Kathrin trocken und ich schlage ihr empört gegen den Oberarm. "Das hat auch ne Menge Training gebraucht."
"Das glaub ich dir sofort. Und du hattest da bestimmt auch nichts dagegen."
"Es war auf jeden Fall viel besser als mit Olli letztes Jahr", gebe ich zu ohne weiter auf ihre Stichelei einzugehen und spüre schon wieder die Hitze in meine Wangen steigen.
„Ha! I knew it!", ruft Kathrin plötzlich und zeigt triumphierend mit dem Finger auf mich.
„Was denn?", frage ich skeptisch.
„Ich wusste, dass das mehr ist als die reine Freude über deinen Wunschtanzpartner! Oh mein Gott, wenn ich das Andrzej erzähle!"
Kathrin ist jetzt richtig aufgeregt und vergisst vor lauter Auf- und Abgehüpfe sogar den Kartoffelbrei auf ihrem Teller.
„Du wirst Andrzej gar nichts erzählen!", fahre ich ihr panisch dazwischen. Reicht schon, dass ich mir die ganze letzte Woche über irgendwelche doppeldeutigen Sprüche hab anhören müssen, da muss Kathrin ihm nicht auch noch einen Floh ins Ohr setzen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich dann auch gleich mit einem Megaphon über den Breslauer Platz marschieren könnte. Denn Kathrin und Andruej sind zwar mit Abstand meine besten Freunde aber wenn es um Klatsch und Geheimnisse geht sind sie schlimmer als alle Frauke Ludowigs dieser Welt.
„Wer hätte gedacht, dass sich unser kleines unschuldiges Bambi in ihren Tanzpartner verguckt", zieht sie mich auf, während ich panisch zur Tür gucke, ob auch wirklich niemand in der Nähe ist. Das würde mir gerade noch fehlen, dass irgendwer das hier mitbekommt und am Ende vielleicht noch Luca steckt.
„Ich hab mich nicht in meinen Tanzpartner verguckt!", verteidige ich mich halblaut, wobei ich befürchte dass meine glühenden Wangen mich wohl einiges an Glaubwürdigkeit kosten dürften.
"Ich meine wir verstehen uns super aber er ist ja generell wirklich charmant...", setze ich an, breche aber sofort wieder ab als ich merke, dass ich es nicht unbedingt besser mache. Glücklicherweise rettet ausgerechnet Luca mich davor mich noch weiter ins Fettnäpfchen zu reiten.
"Wie kann man denn bitte freiwillig Kartoffelbrei essen, wenn es Spagetti gibt?"
Mit einem fassungslosen Blick auf Kathrins Teller lässt er sich neben mir auf den Stuhl fallen und gibt mir damit wenigstens ein bisschen Zeit um meine Gesichtsfarbe wieder unter Kontrolle zu bringen.
"Ich meine, es gibt sogar drei verschiedene Käsesorten und du isst Kartoffelbrei?", echauffiert er sich kopfschüttelnd, bevor er sich mit leuchtenden Augen über sein Mittagessen hermacht.
"Also sollte ich mal so die Kontrolle über mein Leben verlieren...", fängt er kauend an und zeigt mit der Gabel auf Kathrin. "...dann weis mich bitte sofort in die Klapse ein."
"Vorher muss ich dich vermutlich in ein Abnehm-Camp schicken", entgegne ich beim Anblick seines Tellers trocken.
Auf seinem Tablett türmt sich nämlich ein riesiger Haufen Nudeln auf, der unter mindestens einem Kilo Parmesan verschwindet. Wie ein Kerl von seiner Statur so viel essen kann ist mir bis heute schleierhaft. Naja, solange er nachher noch tanzen kann und nicht über das Parkett rollt soll mir das egal sein.Zum Glück stolpert Luca später weder über seine Füße, noch übergibt er sich wegen einer akuten Nudelüberdosis auf die Tanzfläche. Ganz im Gegenteil, er legt sogar eine ziemlich beeindruckende Salsa aufs Parkett und ich platze fast vor Stolz, als wir von der Jury 22 Punkte kassieren. Klar, es ist keine Meisterleistung aber für den ersten Tanz ist das schon ziemlich beeindruckend.
Jetzt, um zehn Minuten nach Mitternacht, ist das Studio schon fast wieder leer und ich hüpfe zusammen mit Luca und den anderen Tanzpaaren hinter der Bühne durch die Gänge und feiere lautstark die erfolgreiche erste Show. Unsere Euphorie wird allerdings jäh gestoppt, als eine der Assistentinnen mit ernstem Gesicht in den Flur tritt.
"Hört mal her Leute, es gibt offenbar Neuigkeiten. Kommt ihr bitte nochmal kurz raus?", ruft sie über das Gegröhle hinweg. Verwundert folgen wir ihrer Bitte und versammeln uns draußen auf der Tanzfläche, wo wir dann erst einmal wie bestellt und nicht abgeholt herumstehen. Unter den Tänzern und Promis macht sich aufgeregtes Gemurmel breit.
„Weißt du was hier los ist?", fragt Kathrin mich stirnrunzelnd, während wir uns zu Tijan und Luca durchkämpfen, die am anderen Ende der Tanzfläche stehen.
„Keine Ahnung, ich hab nur gehört, dass es scheinbar ein paar Änderungen gibt wegen dem ganzen Corona-Drama momentan. Aber mehr hab ich auch nicht mitgekriegt."
Ein dumpfes Räuspern lässt uns verstummen und wir blicken gespannt hoch zu Christian, unserem Produktionsleiter, der testweise auf das Mikrofon klopft, ehe er anfängt zu sprechen: „Hallo erstmal zusammen. Ich weiß ihr wollt alle nach Hause in eure Betten aber das hier kann leider nicht warten."
Besorgt wechsle ich einen Blick mit Luca, der mir nur beruhigend den Arm um den Rücken legt. „Wie ihr bestimmt wisst, hat sich die aktuelle Situation im Bezug auf das Corona-Virus in den letzten Tagen dramatisch verschlimmert. Leider betrifft das auch die Show hier."
Ein erschrockenes Keuchen geht durch die Menge.
„Keine Sorge, die Show kann weiterhin stattfinden", beruhigt er uns und ich atme erleichtert auf. "Wir werden allerdings komplett ohne Publikum filmen und es werden strenge Sicherheitsmaßnahmen eingeführt."
Na gut, das wird zwar ein bisschen komisch so ganz ohne Zuschauer aber damit kann ich leben.
„Jetzt kommt die schlechte Nachricht: Da das Ministerium jegliche Art von Reisen gestern untersagt hat, darf niemand mehr die Stadt verlassen, solange wir hier drehen. Das heißt wir werden für alle Teilnehmer und Profitänzer, die nicht hier in Köln wohnen eine Unterkunft organisieren, solange wir nicht wissen wie lange die Sperre anhält."
Kabumm. Stille. Ich brauche einen Moment bevor ich realisiere was das eigentlich bedeutet. Keine Reisen. Nicht die Stadt verlassen.
"Das darf doch nicht wahr sein", murmelt Luca neben mir fassungslos und ich sehe ihn erschrocken an.
"Heißt wir müssen alle hier bleiben?", ruft irgendjemand dazwischen. Christian nickt niedergeschlagen.
"Tut mir wirklich leid Leute, aber da sind mir wirklich die Hände gebunden. Aber macht euch keine Sorgen, wir sind schon dabei eine langfristige Lösung zu finden und bis dahin machen wir bitte einfach das Beste draus."
Luca neben mir ist ganz ruhig geworden.
"Hey, alles okay?", frage ich ihn vorsichtig aber ich bekomme keine Antwort.
"Ich glaub ich muss Michéle anrufen", murmelt er stattdessen und ehe ich mich versehe hat er sich auch schon umgedreht und ist in der Menge verschwunden.
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Magnetic Hearts
Fanfiction"You can't force chemistry to exist where it doesn't. In the same way, you can't deny when it does." Als Christina den Job als Profitänzerin in der Tanzshow "Lets Dance" annimmt, erwartet sie nicht viel von diesem Jahr, vor allem weil sie bisher ehe...