Chapter 2

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She was Trouble, chaos really
but her smile, her smile
dared me to fall in love with her
-atticus

Luca 

Spätestens als Christina sich den ersten Bissen Spagetti Carbonara in den Mund schiebt und genüsslich aufstöhnt, frage ich mich wieso zum Henker ich dachte, dass es eine gute Idee wäre mit ihr zum Essen zu gehen. Ich weiß ehrlich nicht was genau mich an ihr so fasziniert.  Vielleicht ist es ihre scheinbar immerzu positive Ausstrahlung oder der Fakt, dass wir vom allerersten Augenblick an irgendwie geklickt haben, aber Christina hat etwas an sich, dass in mir das Gefühl weckt mehr über sie erfahren zu wollen. Schon als ich sie das erste Mal gesehen habe war ich von ihrem Aussehen und ihrer fröhnlichen Art hin und weg. Und damit meine ich nicht nur, dass sie mit ihren großen braunen Augen, den dunklen Haaren und ihrer Stupsnase wirklich ungewöhnlich hübsch und gleichzeitig total süß aussieht, auch ihr Auftreten fasziniert mich. Obwohl sie weder mich, noch die anderen beiden Kandidatinmen kannte, hat sie uns sofort alle in eine feste Umarmung gezogen und mit einem fast schon kindlichen Enthusiasmus angefangen, uns den Cha Cha Cha beizubringen, den wir bei der Eröffnungsshow tanzen sollten. Mal ganz davon abgesehen, wie unfassbar gut sie sich bewegen kann. Und jetzt sitze ich hier und schaue ihr dabei zu, wie sie sich mit einem seeligen Lächeln über ihre Nudeln hermacht und vergesse dabei beinahe selbst zu essen. Und das will wirklich was heißen. Als könnte sie Gedanken lesen, fragt Christina mich auch schon prompt: "Hast du gar keinen Hunger?" Ertappt zucke ich zusammen und lache etwas unsicher. Hoffentlich hat sie mich nicht beim Starren erwischt, das käme an unserem ersten gemeinsamen Tag doch etwas merkwürdig rüber. "Doch, natürlich. Ich war bloß in Gedanken", erwidere ich deshalb und schiebe mir schnell eine Gabel meiner eigenen Pasta in den Mund, was Christina neugierig beobachtet. "Kannst du das überhaupt essen, wenn da so viel Käse drauf ist?", fragt sie und zeigt lachend mit ihrer Gabel auf den Haufen Parmesan, den ich auf meinen Nudeln aufgetürmt habe. Gespielt entsetzt reiße ich die Augen auf. "Hallo? Von Käse kann man nie genug haben!" Zur Unterstreichung schiebe ich mir gleich noch einen großen Löffel in den Mund und kaue genüsslich. Als ob man jemals zu viel Käse auf seinen Nudeln haben könnte. Anfängerin. "Okay, okay, verstanden." Kapitulierend hebt Christina beide Hände und grinst. "Zwischen dich und Parmesan kommt wohl so schnell nichts." 
"Nö." Damit scheint das Thema fürs erste erledigt zu sein und eine Weile lang essen wir einfach schweigend, wobei ich meinen Blick nicht davon abhalten kann, immer wieder zu ihr zu schweifen. Ich frage mich, wieso sie keinen Freund hat. Moritz, einer der anderen Prominenten, hat mir bei der Eröffnungsshow zwischen Tür und Angel erzählt, dass sie wohl bis vor ein paar Monaten mit ihrem damaligen Tanzpartner verlobt war, sie sich aber dann plötzlich getrennt haben. Neugierig bin ich ja schon. Ich meine sie ist wirklich eine der schönsten Frauen die ich je gesehen habe, hat - soweit ich das bisher beurteilen kann - einen tollen Charakter und bewegt sich wie eine Göttin. Ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, wie man so jemanden gehen lassen kann. Am liebsten würde ich sie danach fragen aber ich habe Angst zu aufdringlich zu wirken, schließlich kennen wir uns ja kaum. Vielleicht kann ich das Thema ja irgendwann mal ansprechen. Vorausgesetzt natürlich, wir bekommen die Chance mehr als zwei Wochen miteinander zu tanzen. 

"Ich bin übrigens sehr stolz auf dich", unterbricht Christina meinen Gedankengang und ich hebe bei ihren Worten überrascht den Kopf. 
"Ich war zwar erst zweimal bei Lets Dance dabei aber ich weiß wie hart es für einen Amateur ist von jetzt auf gleich acht Stunden am Tag zu trainieren und dann auch noch so einen schweren Tanz. Dafür hast du dich echt super geschlagen und es sah auch schon wirklich professionell aus." Sie lacht wieder und fügt mit einem Zwinkern hinzu: "Bis auf den Hüftschwung. An deinem Hintern müssen wir definitiv noch arbeiten." 
Etwas verlegen von ihrem Kompliment spüre ich wie ich rot werde und bringe tatsächlich nur ein kleines Danke hervor, was Christina aber nicht weiter stört. Bevor ich noch was anderes sagen kann, meldet sich mein Handy zu Wort und ich verfluche mich leise, dass ich es nicht auf stumm gestellt habe. 

"Sorry, das ist meine Freundin", entschuldige ich mich und werfe einen Blick auf die Nachricht, die auf meinem Bildschirm aufleuchtet. 

Michèle
"Hey Süßer, wie ist das Training gelaufen? Sehen wir uns heute noch oder seit ihr noch am trainieren? Oh und du musst mir unbedingt von Christina erzählen, ich hab gehört sie soll eine super Lehrerin sein. Ich liebe dich!" 

Mein Herz sinkt mir in Hose. Auf einmal bekomme ich ein schrecklich schlechtes Gewissen, dass ich hier mit Christina sitze und mir Gedanken darüber mache, wieso sie keinen Freund hat, während Michelle in ihrer Wohnung auf mich wartet. Nicht, dass wir hier irgendwas verwerfliches tun würden, wir essen schließlich nur zu Abend. 

"Alles in Ordnung?", fragte Christina besorgt. 
"K-Klar. Sie hat nur geschrieben, dass sie mich vermisst", erzähle ich etwas stockend, während ich das Handy zurück in meine Hosentasche schiebe. 
"Oh..." 
Christina lässt ihre Gabel sinken und sieht mich schuldbewusst an. 
"Ich hoffe ich halte dich nicht von irgendwas ab." 
Sie macht eine ausladende Handbewegung und beeilt sich zu sagen: "Du musst nicht warten bis ich fertiggegessen habe. Wenn du dich mit deiner Freundin treffen willst, ist das total okay. Wir gehen in den nächsten Wochen bestimmt noch öfter zum Essen." 
Zu meiner eigenen Überraschung schüttle ich den Kopf, ehe ich noch weiter darüber nachdenken kann. 
"Ach Quatsch, ich lass dich doch jetzt nicht allein. Michèle kann ruhig noch ein bisschen warten, das ist gar kein Ding. Wir sehen uns einfach später noch", winke ich ab und ehe ich mich versehe, habe ich auch schon meine eigene Freundin versetzt. Für eine Frau, die ich gerade mal ein paar Tage kenne. Innerlich rede ich mir ein, dass man eine Frau nun mal nicht einfach so sitzen lässt, schon gar nicht weil es meine Idee war essen zu gehen. Das merkwürdige Gefühl in meiner Magengegend will aber dennoch nicht vergehen. 
Irgendwie fühlt es sich so an als wäre ich auf dem besten Weg mich kopfüber in ein riesengroßes Chaos zu stürzen. 
Was mir aber wirklich Angst macht ist, dass ich das ohne zu Zögern in Kauf nehme. 
Und alles was dafür nötig war, ist das Lächeln der Frau mir gegenüber. 

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