Chapter 34

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I will be there for you
Cause youre there for me, too
-The Renbrandts, "Ill be there for you"

Christina

„Das war der absolute Wahnsinn!"
Ich stoße die Tür zu Lucas Garderobe auf und strahle ihn an. Durch meinen Körper pumpt immer noch das Adrenalin vom letzten Tanz und ich tue mir schwer, überhaupt still stehen zu bleiben. „Nein, du warst der absolute Wahnsinn!", korrigiert er, schnappt sich meine Hand und zieht mich zu sich. Mit dem größten Grinsen der Weltgeschichte auf meinem Gesicht springe ich fast schon in seine Arme und er wirbelt mich prompt einmal im Kreis herum. "Du bist einfach unglaublich", murmelt er in meine Haare, ohne seinen Griff um meine Taille auch nur für einen Moment zu lösen. Ich schwöre euch, wenn ein Herz vor Rührung platzen könnte, wäre meins gerade explodiert. 

Das Klopfen an der Garderobentür scheinen wir komplett ausgeblendet haben, denn als die Tür aufgeht und Kathrin den Kopf hereinstreckt, rühren wir uns nicht vom Fleck. Als sie realisiert, dass wir gerade eng umschlungen mitten in Lucas Garderobe stehen, breitet sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus. "Hoppla, stören wir euch bei etwas?" Massimo hinter ihr schmunzelt nur und Tijan tut einfach so als hätte er gar nichts gesehen. Sanft löse ich meine Arme von Luca und drücke ihm leicht gegen die Brust, doch er lässt sich noch einen Moment Zeit, bevor er mich ganz langsam freigibt. Seine Hand bleibt allerdings weiterhin auf meiner Hüfte liegen, was Kathrin mit einer hochgezogenen Augenbraue in meine Richtung quittiert, die ich geflissentlich ignoriere. "Wir wollten euch eigentlich nur zu eurem fantastischen Tanz gratulieren", wechselt Massimo zu Glück das Thema und drückt mich mit einem Arm an sich. Jetzt klatscht auch Kathrin begeistert in die Hände und strahlt: "Ihr wart der Hammer! Ich hatte mega den Friends-Vibe bei eurem Tanz, seriously!" Beim Lob meiner besten Freunde breitet sich ein stolzes Lächeln auf meinem Gesicht aus und ich lehne mich ein wenig dichter an Luca, um ihn mit einem Arm an mich zu drücken. "Und das obwohl ich noch nie eine Folge Friends gesehen habe", lacht Luca. Es ist, als hätte jemand einen Knopf gedrückt. Synchron mit Kathrin fliegt mein Kopf zu ihm herum und ich starre ihn entsetzt an. „Oh mein Gott Luca, das kann unmöglich dein Ernst sein!", bringe ich hervor. "Du bist ja schlimmer als Tijan! Wenn du mir jetzt noch sagst, dass du Dirty Dancing auch nicht gesehen hast, muss ich mir wirklich überlegen ob ich weiter mit dir tanzen kann." Fassungslos blicke ich Luca an, der entschuldigend die Schultern zuckt. „Schätze ich hatte nie jemanden, der das mit mir schaut", entgegnet er keck und grinst mich schief an. „Okay, das müssen wir schleunigst ändern. Heute Abend. Ich komm zu dir." Ich glaube für einen Moment bin ich genauso überrascht über meinen Vorschlag wie die anderen. „Ist das dein Ernst?", lacht Luca und für einen kurzen Augenblick habe ich Angst, dass es ihm nicht passt, schließlich hab ich mich ganz frech selbst eingeladen. Ich meine, ich hab sogar schon bei ihm geduscht aber wie das geendet hat wissen wir ja. Zum Glück nickt er dann aber. „Okay, aber es gibt salziges Popcorn." Angewidert verziehe ich das Gesicht. „Igitt, niemals!"

Tja, letztendlich stehe ich am Abend dann doch mit einer Packung salzigem Popcorn unter dem Arm vor seiner Haustüre. Es dauert keine zehn Sekunden, bevor die Tür auffliegt und ein strahlender Luca vor mir steht. Er trägt ein einfaches weißes Shirt und eine graue Jogginghose, aus deren Hosentasche sein Handy lugt. "Hi", begrüßt er mich und tritt ein Stück zur Seite, um mich in die Wohnung zu lassen. Bevor ich vor lauter Herzrasen noch einen Infarkt bekommen kann, werfe ich ihm die Packung Popcorn zu und schiebe mich an ihm vorbei in Richtung Wohnzimmer. "Ich hoffe du hast schonmal die Folgen rausgesucht, die ich dir geschickt habe. Die sind nämlich die besten und..." Meine Stimme versagt und ich bleibe ruckartig stehen, als ich das Wohnzimmer betrete. Mein Atem stockt, als ich meinen Blick durch den Raum gleiten lasse. Luca hat auf der kompletten Couch unzählige Kissen und Decken ausgebreitet, sodass man gemütlich auf den Bildschirm des Laptops schauen kann, der auf dem niedrigen Wohnzimmertisch steht. Den Rest des Tisches und sogar ein paar Schränke hat er benutzt, um darauf Kerzen zu verteilen, die den Raum in ein sanftes Licht tauchen. "Wow, das sieht ja toll aus", flüstere ich ehrfürchtig und spüre kurz darauf Lucas Nähe hinter mir. Fast schon unsicher legt er eine Hand an meine Hüfte und sagt schüchtern neben meinem Kopf: "Ich dachte so wäre es gemütlicher." Lächelnd drehe ich mich zu ihm herum. "Es ist toll. Danke", murmle ich und ehe mich der Mut verlässt drücke ich ihm einen schnellen Kuss auf die Wange. Lucas Wangen färben sich rosa, was mich grinsen lässt. "Na dann lass uns mal anfangen. Wir haben eine ganze Staffel Friends vor uns!", verkünde ich und lasse mich enthusiastisch auf die Couch fallen. Das lässt Luca sich natürlich nicht zwei Mal sagen. 

Die erste Folge lang sitzen wir noch vergleichsweise weit auseinander aber mit der Zeit scheinen sich unsere Körper wie von selbst aufeinander zu zu bewegen und irgendwann finde ich mich einer liegenden Position wieder. Mein Kopf liegt auf Lucas Schoß, während seine Hand gedankenverloren mit einer meiner Haarsträhnen spielt. Auf dem Bildschirm vor uns entfaltet sich gerade eine dramatische Streitszene aber wir sind viel zu beschäftigt mit uns selbst, um dem Beachtung zu schenken. Erst das Geräusch der Türklingel lässt uns schließlich aufblicken. Verwirrt sieht Luca zu mir herunter aber ich grinse nur. „Ich hab Pizza bestellt", verkünde ich und setze mich widerstrebend auf.„Pizza?" Lucas Augen beginnen zu leuchten. „Ich hol sie!" Ehe ich mich versehe ist er schon von der Couch gesprungen und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren, fängt sich aber wieder und läuft zur Tür wie ein kleines Kind am Weihnachtsmorgen. Lachend beobachte ich ihn, wie er auf Socken um die Ecke zum Flur schießt und schüttle den Kopf über sein Verhalten. Ich habe wirklich noch nie jemanden gesehen, den man mit Essen so glücklich machen kann wie Luca. Das Lächeln vergeht mir aber relativ schnell wieder als ich Lucas Stimme vernehme. "Was machst du denn hier?" Das klingt definitiv nicht nach dem Pizzaboten. Still bleibe ich auf der Couch sitzen und verhalte mich so ruhig wie möglich. "Ich will mit dir reden", ertönt eine weibliche Stimme und ich zucke zusammen, als ich realisiere, dass es Michéle ist, die da vor Lucas Tür steht. "Tut mir leid, das ist gerade ganz schlecht", vernehme ich seine Antwort, aber das scheint sie nicht zu beeindrucken. Ich höre sie irgendetwas in die Richtung "Es passt dir nie" und "Jetzt lass mich endlich rein" sagen und dann ertönen Schritte auf dem Flur. Keine fünf Sekunden später steht Michéle auf einmal im Wohnzimmer. Als sie mich auf dem Sofa entdeckt, erstarrt sie. Sie braucht einen Moment, bis sie die Szene vor sich realisiert. Der Film, die Kerzen, die zerwühlte Decke auf der Couch. Ihr Blick schießt von mir zu Luca und sogar in dem schwachen Kerzenschein sehe ich ihre Augen verdächtig glitzern. "Also ist es wahr", haucht sie leise. "Du hast mich wirklich wegen ihr verlassen." Luca sieht mich entschuldigend an, dann wieder Michéle. Ich kann nur stumm daneben sitzen. Er hat sie wegen mir verlassen? Natürlich war mir klar, dass ich womöglich eine Rolle bei ihrer Trennung gespielt habe aber ich dachte eher, dass das der Tropfen auf dem heißen Stein gewesen ist. "Es tut mir leid, dass dich das so trifft Michéle", dringt Lucas sanfte Stimme zu mir durch. "Aber wir haben doch darüber geredet." 
"Du hast immer gesagt, dass du...das ihr..." Hilflos lässt sie die Arme sinken. Auf einmal verändert sich ihr Gesichtsausdruck und sie dreht sich angewidert von mir weg.  "Weißt du was? Ich will es gar nicht wissen. Wer weiß wie lange das zwischen euch schon läuft. Wahrscheinlich war dir das Ende unserer Beziehung schon klar, noch bevor ich überhaupt Verdacht geschöpft habe." Ihre Stimme klingt jetzt kälter als vorher und auch die Tränen sind aus ihren Augen verschwunden. Vielmehr scheint die Wut jetzt langsam zu überwiegen. "Stopp", unterbricht Luca sie. Auch seine Stimme hat einen scharfen Unterton angenommen. "Ich verstehe, dass du verletzt bist aber ich habe dich nie - niemals - betrogen. Und das weißt du auch." 
"Schon klar. Sie hat sich doch von Anfang an an dich rangeschmissen. Ich bezweifle, dass du da sonderlich lange widerstehen konntest", kommentiert sie sarkastisch und wirft mir einen abschätzigen Blick zu. Obwohl es das nicht sollte, fühlt sich ihre Aussage an wie ein Schlag in die Magengrube. Es war nie meine Absicht gewesen, ihr den Freund auszuspannen. "Okay, das reicht." Jetzt scheint auch Luca genug zu haben. "Ich denke es ist besser, wenn du jetzt gehst." Michéle stößt ein Schnauben aus. "Bitte sehr. Ich kann dich eh nicht mehr sehen. Und sie schon gar nicht. Viel Spaß noch bei was auch immer ihr hier veranstaltet." Damit macht sie auf dem Absatz kehrt und verschwindet durch den Flur. Kurz darauf fällt die Tür krachend hinter ihr ins Schloss.


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AN: Todays the day People! Meine und hoffentlich eure Lieblingsszene kommt online! 😏 Ich werde allerdings erst ein bisschen später posten, weil ich momentan ein bisschen festhänge und deswegen heute nur zwei Kapitel kommen. Aber ich hoffe eure Geduld hat sich ausgezahlt 😌



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