Prolog

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Die Lichter blinkten und zuckten um mich herum. Durch das hektische Geflacker wurde mir noch schlechter, als mir ohnehin schon war. Jedenfalls war der Alkohol heute Abend nicht zu kurz gekommen und obwohl es mir im Moment egal war, freute ich mich nicht auf das morgige Geschenk... Denn egal ob ich vor dem Schlafen 1 Liter trank, Brot oder eine Banane ass, war ich für die nächsten 2-3 Tage ausser gefecht gesetzt.
Trotzdem wollte ich heute mit meinen Freunden an die Blaulichtparty, welche regelmässig für Menschen tätig im Gesundheits- und Rettungswesen ausgerichtet wurde.
Da unsere Gruppe alle morgen frei hatten, konnte wir den Abend gemeinsam geniessen.
Leider hatte leider den Anschluss verloren und gab die Suche relativ schnell auf, da es einfach zu viele Menschen da hatte. Auf der Tanzfläche bewegten sich die Körper fast einheitlich und ich wurde fast zerquetscht, als ich versuchte mich etwas in die Menge zu mischen.
Während ein Remix von Chris Brown lief, wurde ich mit Ellbogen und hoppsenden und kreisenden Hintern angerempelt. Da auf mich keinerlei Rücksicht genommen wurde und es mich langsam nervte, lies ich mich einfach durch die Bewegung der Meute tragen.
Wegen eines besoffenen Types, der gegen mich knallte, stieß ich gegen eine warme muskulöse Brust. Dessen dazugehörige Arme griffen mir unter die Achseln damit ich nicht hinfiel. Der andere Typ hatte jedoch nicht so viel Glück. Durch den Zusammenprall hatte er das Gleichgewicht verloren und versuchte sich an den Körpern der anderen Partygäste fest zu krallen. Eine seiner Hände fanden halt am Oberschenkel einer jungen Frau.
Es entstand eine kleine Lücke um uns und der Gefallene konnte sich wieder aufrappeln. Kurz darauf knallte die junge Frau ihre Hand auf sein schon peinlich berührtes Gesicht.

Während dieses Spektakels ruhten die Hände des fremden Retters auf meiner Taille. Ich spürte wie er seine Hände fester an meine Seite drückte und er mich dadurch zu sich drehen wollte. Ich tat ihm den Gefallen und drehte mich zu dem Unbekannten um. Grosse Augen sahen zu mir herunter und ein breites Grinsenen strahlte mir entgegen. Ich sah ihn lächelnd an und schrie ihm "Danke fürs Auffangen!" Ins Ohr. Er sagte nichts, sondern grinste weister. Okeyy... Da wurde das Lied gewechselt und der Typ schien entschieden zu haben, dass ich mit ihm tanzen soll. Er griff nach meinen Händen und legte sie an seine, Handfläche an Handfläche, fast so, als wolle er mir die Wahl lassen, ob ich mit ihm tanzen wollte oder nicht. Berührt durch seine Zurückhaltung, was an so einer Party wirklich selten war, und wahrscheinlich auch wegen des Alkohols, verschränkte ich unsere Finger ineinander. Weiter kam ich nicht mehr mit, da ich durch eine sehr schnelle Drehung und Schwung wieder an seine Brust gezogen wurde.
Es hätte noch einen Zentimeter gebraucht und meine Stirn wäre mit voller Wucht an sein Kinn geknallt. Jap. So viel grösser war er... Oder ich kleiner als er. Ihn schien dies nicht sehr zu interessieren, jedoch viel mehr zu versuchen, mich in Verlegenheit zu bringen und zwar damit ununterbrochen in meine Augen zu starren. Obwohl es mir wirklich peinlich hätte sein müssen, machte es mit der Zeit Spass den Blick zu erwiedern. Während die Lieder vergingen und neue Beats die Stimmung der Tanzenden immer neu veränderte, tanzten wir zur Musik und fuhren den Wettbewerb fort. Das Lied wurde wieder mal gewechselt und der Dj spielte "Stay High" von Tove Lo ab. Eines der Lieder die mir einfach nicht verleiden konnten. Ich drehte mich um, damit ich mit dem Rücken an seine Brust anlehnen konnte. So bewegten wir uns mit der Meute zur Musik. Es war so ein schönes Gefühl. Seine Hände streichelten meinen Bauch, dabei musste ich die Augen schliessen. Ich war schon viel an solchen Partys mit meinen Freunden und habe auch schon mit verschiedenen Typen so eng getanzt. Doch jeder ausser dieser aussergewöhnliche Junge, legte schon ab der ersten Sekunde seine Hand auf meinen Po oder auf meinen Oberschenkel. Ich war schwer beeindruckt von ihm... Wie schon gesagt, ich war betrunken... Während ich so daran dachte, wie sehr ich meinen Tanzpartner bewunderte, spürte ich einen heissen Luftstoss an meinem Nacken. Sofort bekam ich Gänsehaut und normalerweise wenn es mit Männern soweit war, das sie weiter gehen wollten als nur grapschen und nicht ganz so unschuldig zu tanzen, sah ich, so schnell wie möglich aus ihrer Reichweite zu kommen. Einerseits, weil ich sozusagen einen Freund hatte, (im Moment machten wir gerade eine nicht abgesprochene Pause) und andererseits, weil ich diese sexbesessenen Widerlinge niemals Küssen wollte. Doch die Nähe dieses ausserirdischen Tanzpartners brachte ein angenehmes Kribbeln in mein Bauch, welches ich schon so lange nicht mehr gespürt hatte und ich ganz sicher nicht einfach so hergeben wollte. Er schien schon zum Zweiten mal darauf zu warten, dass ich darauf reagierte. Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust, zu mehr war ich nicht fähig. Meine ganze Haut prickelte, als seine Lippen meinen Hals streifte. Sanft wie sein ganzes Wesen zu sein schien, küsste er meinen Hals, während ich kurz davor war, wie eine Glace im Sommer zu schmelzen, weil es so schön war. Seine Hände hatten unglücklicherweise aufgehört meinen Bauch zu streicheln und glitten zu meiner Taille, um mich wieder zu sich zu drehen. Seine Augen fixierten mich wieder und ich erwiderte. Sein Gesicht faszinierte mich. Obwohl es sehr Dunkel war und das hektische Licht der farbigen Lampen nicht sehr hilfreich war, das Gesicht der umgebenen Leute zu sehen, konnte ich kantige Gesichtszüge erkennen, grosse Augen und volle und schön geformte Lippen. Diese kamen jetzt auf mich zu, seine Hände zogen mich näher an ihn und das dritte mal an diesem Abend übergab er mir das Ruder, ob ich weiter gehen wollte oder nicht. Ich verstand ihn nicht. Auch wenn er im Leben immer so ein Gentleman war, hier waren die meisten Frauen darauf aus von einem Typen angetanzt zu werden um von ihnen Abgeschleppt zu werden. Er würde mit Leichtigkeit jemanden finden mit der er alles machen konnte was er wollte, ohne sie danach zu fragen. Ich wusste nicht wie weit mein Tanzpartner gehen wollte, doch irgendwann werde ich aufhören müssen, denn normalerweise wäre ich an diesem Zeitpunkt abgehauen, als ich seinen Atem auf meinem Nacken gespürt hatte.

Seine Lippen schwebten gerade zu hauchdünn vor den Meinen. Meine Hände lagen auf seiner Brust, während seine auf meinem Rücken lagen. Ich wollte gerade diesen minimen Abstand zwischen uns überschreiten, als ich Schreie hörte. Wir fuhren auseinander und sahen uns nach dem Grund des Schreies um. Taschenlampen fuchtelten beim Eingang herum und plötzlich spielte auch gar keine Musik mehr. Da wurde alles klar. Die Halle wurde von der Polizei gestürmt. Was heissen sollte, das die Party illegal war und der Polizei sehr wahrscheinlich gesteckt worden war das Drogen oder Alkohol an Minderjährige vertickt wurden.

Ach ja, die Drogenprobleme in unserer Stadt. Es wurde speziell und allein geltend für diese Stadt ein Gesetz errichtet, das dealen und konsumieren von Drogen schwerwiegende Folgen für den betroffenen hatte. Es war laut Medien seit einem Jahr eine neue Art von Drogen im Umlauf, welche tödlich sein würde. Desswegen wurde die Polizei immer hellhörig bei einer illegalen Party.

Alle Partygäste versuchten nun irgend einen Weg zu finden, unentdeckt aus der Halle zu kommen, was Vielen auch schon gelungen war.
Ich wollte IHM sagen, dass wir wohl auch verschwinden sollten, doch offensichtlich hatte der das schon gemacht. Ich sah durch das dunkle Licht gerade noch seine Haare davon sausen. Ich wollte eigentlich auch abhauen, doch ich sah, dass es sowieso kein Entkommen mehr gab.

Mehrere Polizisten waren schon in der Halle und hatten viele der Ausgänge schon dicht gemacht. Sie nahmen einige fest, wohl um sie aufs Revier zu bringen und sie zu der Party zu befragen. Eigentlich konnte ich es mir nicht leisten wieder auf der Polizeiwache zu landen und einen weiteren Eintrag zu erhalten. Nicht das ich kriminell war... Leider aber viele meiner Freunde!

Fallen soulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt