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 Hey, es tut mir leid, dass letzte Woche kein neues Kapitel kam. Ich hatte ein paar persönliche Probleme und dazu noch ziemlich viel zu tun. Dafür ist ja jetzt das Kapitel da, außerdem werde ich nächste Woche noch ein kleines Special veröffentlichen, weil es ja immerhin schon das zehnte ist.

Bis dahin wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen ;)


Lia träumte, dass sie rannte. Sie jagte einem Schemen nach, gerade so nah, dass sie die hagere Gestalt erkennen konnte, doch zugleich viel zu weit weg, als dass sie ihn erreichen konnte. Sie beschleunigte ihre Schritte, schneller und schneller rannte sie, bis die Gestalt langsam näherrückte und zu einem bedrohlichen Schatten anwuchs. Ihre Schritte wurden langsamer. Wollte sie ihm überhaupt begegnen? War sie bereit dazu, ihm ins Antlitz zu blicken? Sie blieb stehen, doch noch immer wuchs der Schemen, nahm bald ihr ganzes Blickfeld ein. War sie wirklich seine Jägerin? Oder war sie doch die Gejagte?

Ein lautes Klingen riss sie aus dem Schlaf, verscheuchte die düsteren Schatten und machte einem bohrenden Kopfschmerz Platz. Verschlafen tastete Lia nach ihrem Wecker, drückte die Off-Taste, doch das Klingeln ließ nicht nach. Verdutzt öffnete sie nun doch die Augen. Fahles Tageslicht eines grauen Morgens drang durch die Vorhänge in ihr Zimmer. Endlich begriff sie, dass es ihr Handy war, was auf ihrem Schreibtisch munter vor sich hinklingelte. Ächzend hievte sie sich aus dem Bett und ignorierte das protestierende Ziehen ihrer Oberschenkel. Noch halb am Schlafen stolperte sie zum Schreibtisch und sah auf das Display – Nathan ruft an - , bevor sie den Anruf entgegen nahm, damit endlich dieser nervtötende Ton aufhörte.

„Nathan, warum zur Hölle rufst du mich in dieser Herrgottsfrühe an?", stöhnte sie.

„Frühe? Wir haben zehn nach Acht, die Schule hat schon längst angefangen!"

„W-was?" Gähnend nahm Lia das Handy vom Ohr und warf einen Blick auf die Digitalanzeige.

„Oh, verdammt! Ich hab gestern Abend vergessen, den Wecker wieder anzumachen!"

„Ich hol' dich ab", erklärte Nathan. „In einer Viertelstunde bin ich bei dir."

„Vielen Dank! Bis gleich." Lia legte auf und vergrub das Gesicht in den Händen. Sie fühlte sich, als hätte sie die ganze Nacht durchgemacht – was gar nicht mehr so abwegig war, nach den gestrigen Ereignissen.

Wie bin ich gestern nach Hause gekommen?

Sie erinnerte sich vage daran, wie sie eine ganze Weile durch den Wald gelaufen war, bis sie schließlich wieder auf dem Grundstück hinter ihrem Haus herausgekommen war. Als sie sich zurückverwandelt hatte und den Ersatzschlüssel unter dem Blumentopf auf der Veranda hervorgefischt hatte, hatte es bereits gedämmert. Dann war sie nur noch in ihr Zimmer geschlichen und wie ein Stein ins Bett gefallen. Oh, wie ihre Füße geschmerzt hatten!

Lias Blick wanderte an ihren nackten Beinen herunter zu ihren Füßen und bei dem Anblick wünschte sie sich einfach nur noch, zurück ins Bett zu fallen und in fünf Stunden festzustellen, dass das alles hier nur ein Traum gewesen war – ein sehr seltsamer und überaus lebendiger, zugegeben.

Ihre Füße waren bis zu den Knöcheln mit verkrusteter braun-schwarzer Erde bedeckt, von den teils gesplitterten Zehennägeln ganz zu schweigen. Ein zweiter, diesmal wacherer Blick auf ihre Hände machte ihr klar, dass es um diese nicht viel besser stand. Sie warf einen Blick auf die Uhr: Viertel nach Acht, in zehn Minuten sollte Nathan da sein.

Ächzend und mit steifen Gliedern humpelte sie ins Bad unter die rettende Dusche.

Heiße Duschen bewirken Wunder! Keine zehn Minuten später verließ Lia das ausgestorbene Haus, den Rucksack geschultert und hielt Ausschau nach Nathan. Das Brummen seines Rollers hallte bereits in der Auffahrt wieder, dann bog Nathan auf den Kiesweg vor dem Haus ab und kam direkt vor ihr zum Stehen. Das dröhnende Motorgeräusch hallte viel zu laut in Lias Ohren wider und verstärkte den inzwischen nur noch leichten Kopfschmerz.

Im Schatten der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt