Prolog

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Leise strich die silbergraue Wölfin durch das Unterholz, nur das leichte Rascheln der Blätter folgte ihren Schritten. Ein Eichhörnchen kreuzte ihren Weg und huschte alarmiert zur nächsten Baumkrone, doch die Wölfin schenkte ihm keine Beachtung. Ab und zu senkte sie die dunkle Schnauze gen Boden, als spürte sie einer Fährte nach, dann wieder hob sie den Kopf und musterte ihre Umgebung mit ihren wachen blauen Augen. Schließlich erreichte sie eine kahle Anhöhe. Zögerlich verließ sie den Schutz der kahlen Bäume und struppigen Äste, um sich zu der einsamen Gestalt zu gesellen, welche am Rande der lichten Stelle saß. Die Augen unverwandt auf die gut sichtbaren Ausläufer der Stadt in nicht allzu weiter Ferne gerichtet, saß dort ein riesiger schwarzer Wolf.

Als sich die Wölfin näherte, drehte er den mächtigen Kopf und stieß sie sachte mit der Schnauze an. Wieso bist du hierhergekommen, Verita?, bedeutete er ihr fragend.

Sie winselte leise und leckte seine Wange. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, Elian. Du schottest dich ab und wechselst am helllichten Tag deine Gestalt.

Elian wandte sich ab und schaute erneut zur Stadt. Ich mache mir auch Sorgen. Es geschehen seltsame Dinge in letzter Zeit. Die Vampire werden zahlreicher und aufdringlicher, wir können ihnen kaum noch Herr werden. Irgendetwas zieht sie hierher.

Verita kauerte sich neben ihn und folgte seinem Blick. Auf einer schmalen Straße nicht weit entfernt liefen zwei Gestalten nebeneinander her, vermutlich auf dem Weg nach Hause. Gewöhnliche Menschenaugen hätten außer zwei Schemen nichts erkennen können, aber die Sicht der Wölfe war scharf und geübt. So konnte Verita die beiden Menschen als zwei Mädchen im Teenageralter identifizieren, ein etwas pummeliges braunhaariges Mädchen, welches aufgeregt gestikulierte, und ein dagegen riesig erscheinenden blondes Mädchen mit einem Fahrrad.

Wer sind die beiden?, fragte sie, aber Elian gab keine Antwort.

Die Wölfin schlug frustriert mit dem Schweif. Willst du mir zumindest deine Vermutung mitteilen? Was geschieht hier?

Der schwarze Wolf erhob sich langsam und streckte seine hageren Glieder. Ich weiß es nicht genau, aber ich bin mir sicher, dass Schwarzbach damit zu tun hat, ebenso wie dieses Mädchen dort vorne.

Wie bitte? Wieso Schwarzbach? Und...wie kommst du denn auf dieses Mädchen? Welches überhaupt, es waren doch zwei? Aufgeregt sprang Verita auf und furchte mit ihren stumpfen Krallen den Boden.

Elian wiegte den schweren Kopf. ich weiß es nicht, wiederholte er, meine Überlegungen sind noch zu wage, aber zumindest ein Teil wird sich heute klären, denke ich. Heute Nacht noch.



Zeichnung: Verita begrüßt Elian im Wald- von mir (Irgendwas an Elians Blick sagt mir, ich sollte lieber aufhören zu zeichnen und mich auf das Schreiben konzentrieren.)

Im Schatten der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt