Kapitel 10

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Kaito POV:

Nachdem ich den Blue Hope Diamanten überprüft hatte, war ich zusammen mit den Detektiven in Kaito KIDs Versteck gegangen. Ich hatte vor, es nun zu beenden. Ich würde die Aufgabe erfüllen, die Kaito KID all die Zeit am Leben erhalten hatte.

Auch Jii war hier. Für ihn war es ebenfalls ein großes Ereignis, schließlich war er bereits der Assistent meines Vaters gewesen.

Ich setzte mich an einen kleinen Tisch, die Detektive sahen mir gebannt dabei zu, wie ich die Stelle ausmachte, um den Diamanten zu zerstören. 

Sie staunten nicht schlecht, als ich ihnen den Weg hierher gezeigt hatte. Ich wusste, dass sie den großen Drang verspüren mussten, hier alles bis aufs kleinste Detail zu untersuchen. Doch damit geduldeten sie sich. Sie wussten, dass dieser Moment von großer Bedeutung war.

„Und ich dachte immer, Diamanten kann man nicht zerstören", hörte ich Hattori zu Shinichi flüstern, während ich den wertvollen Stein genauesten überprüfte. Ich schmunzelte.

„Das glauben viele", entgegnete ich an Shinichis Stelle. „Aber wie sollte man einen Diamanten dann überhaupt schleifen können? Erstaunlicherweise gibt es mehrere Wege, einen Diamanten zu beschädigen oder gar zu zerstören."

Der Detektiv aus Osaka sah mich etwas verwirrt an, Hakuba hingegen lächelte leicht. Ich fuhr fort.

„Ein Diamant kann durch einen anderen beschädigt oder geschliffen werden, doch auch große Hitze kann dem Stein Schaden zufügen. Immerhin ist ein Diamant nichts anderes als ein Stück Kohle, welches unter Druck und genügend Zeit zu einem solch wertvollen Edelstein geworden ist. Aber es gibt noch eine weitere Möglichkeit, einen Diamanten zu bearbeiten."

„Wenn man die richtige Stelle findet oder berechnet, kann man ihn unter Druck spalten", nahm mir Shinichi das Wort ab. Ich grinste. Scheinbar hatte auch er sich bereits mit diesem Thema auseinandergesetzt.

Als Hattori verstehend nickte, machte ich mich wieder an die Arbeit. Ich setzte den Meißel an den Diamanten an. Ich holte tief Luft. Nur ein einziger Schlag und es wäre vorbei. Kaito KID wäre endlich erlöst.

„Junger Herr", hörte ich Jii neben mir sagen. „Sie wissen, dass ich immer an Ihrer Seite sein werde. Auch nachdem Kaito KID die Bühne verlassen hat, werde ich bei Ihnen sein. So war es immer und so wird es auch immer sein."

Ein warmes Lächeln legte sich auf mein Gesicht. Jii war in der Tat weitaus mehr als nur ein einfacher Assistent. Er war zu einem Teil meiner Familie geworden. „Vielen Dank, Jii. Etwas anderes würde ich nicht wollen."

Ich hielt den Hammer fest in meinem Griff – und schlug zu.

Der Stein spaltete sich perfekt, zwei spiegelglatte Oberflächen fielen auseinander. Als sein Inneres ans Licht kam, leuchtete Pandora für einen kurzen Moment in einem rötlichen Schein auf, bis es schließlich zu Staub zerfiel. Von dem Stein des Lebens blieb nun mehr ein Häufchen Asche zurück.

Ich atmete tief durch, bevor ich die Werkzeuge vorsichtig beiseite legte. Dann wandte ich mich den Detektiven zu. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft, an diesem Abend etwas so Großes zu vollbringen.

„Es ehrt mich, eure Bekanntschaft gemacht haben zu dürfen. Ich danke euch."

Ich sah, wie ihnen allen etwas Röte ins Gesicht stieg. Sie fühlten sich tatsächlich geschmeichelt, solche Worte aus dem Munde eines Diebes zu hören.

Hakuba räusperte sich, bevor er anfing zu sprechen. „Was wirst du nun tun? Jetzt, wo du dein Ziel erreicht hast. Ich will doch nicht hoffen, dass du in alte Gewohnheiten verfällst und trotzdem noch auf Diebeszüge gehen wirst?"

Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Wenn ich Nein sagen würde, würde ich lügen. Dazu hat mir die Zeit als KID zu viel Spaß gemacht. Außerdem würde ich noch einen weiteren, letzten Auftritt als der pantastische Magier unter dem Mondschein vollbringen. Es sollte ein würdiges Ende dieser Figur sein.

„Ich werde die Schule abschließen und wie ein ganz normaler Mensch in den Ernst des Lebens übertreten", beantwortete ich also zumindest einen Teil seiner Frage.

Ich war mir sicher, dass dies nicht das letzte Treffen von Kaito Kuroba und den drei Detektiven war. Nachdem ich den Mantel des Phantomdiebes letztendlich ablegen würde, spürte ich, dass sich etwas wie eine Freundschaft zwischen uns Vieren aufbauen könnte. Und dafür war ich zutiefst dankbar, denn obwohl ich sie bereits als KID als würdige Rivalen angesehen hatte, schätze ich sie nach diesem Vorfall nun noch mehr. Ein Abschied wäre in der Tat schwer und ich war mir sicher, dass sie ebenso dachten.

Am nächsten Tag begab ich dann mich an den Ort, an welchem die Männer der Organisation festgehalten wurden. Mir war bewusst, dass ihr Boss noch immer nicht gefasst wurde, aber mit der Hilfe der drei Detektive würde auch dies nicht mehr lange dauern. Heute würde ich Kaito KID das wohlverdiente Ende geben, zu Ehren meines Vaters.

Ich schlich mich an den Polizisten vorbei und trat vor das Gitter, welches mich von den Männern trennte. Sie waren am Boden zerstört, was mich nicht wunderte. In nur einer Nacht hatten sie alles verloren und würden nun für das büßen, was sie einst getan hatten.

Damit sie mich erkannten, trug ich mein Monokel. Sie sollten wissen, wen sie vor sich hatten. Als der Mann mit dem Schnäuzer, den ich als Snake kannte, mich erblickte, weiteten sich seine Augen. Er hatte nicht damit gerechnet, mich hier zu treffen. Bevor er etwas sagen konnte, hielt ich ihm ein Tuch entgegen. Auf diesem Tuch befanden sich die beiden Hälften des Diamanten, sie funkelten schwach im dämmrigen Schein der Lampen. Ebenfalls befand sich dort alles, was von dem Stein des Lebens übrig geblieben war. Pandora existierte nicht länger.

Ohne etwas zu sagen ging ich wieder. Es war vollbracht. Ich habe meine Aufgabe erfüllt, Vater. Kaito KID konnte nun in Frieden ruhen. Ich hatte das geschafft, was ich all die Zeit versucht hatte zu erreichen. Es war das Ende meiner Suche nach Vergeltung.

Das Ende der SucheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt