Meine Kuschelsocken machten auf dem Linoleumboden kein Geräusch, als ich in Tonys und Peppers Etage schlüpfte.
Letztere saß auch schon im Wohnzimmer und sortierte irgendwelche Briefe.
Sie sah nur kurz auf, um mir zuzulächeln.
„Schön, dass du kommst. Es tut ihm nicht gut, allein zu sein."
Auch ich schenkte ihr ein trauriges Lächeln, dann stieß ich die Tür zum Schlafzimmer der beiden auf.Dad saß auf dem Bett, sein Gesicht in den Händen vergraben.
Ich lehnte mich gegenüber von ihm an die Wand, ziemlich sicher, dass er mich schon bemerkt hatte, aber mein Vater sah nicht auf.„Die Stille bekommt dir nicht, schon klar", murmelte ich vielleicht etwas zu sarkastisch für die Situation, „Was soll ich jetzt machen, singen?"
„Meine Probleme reichen aus, ich brauche nicht noch Ohrenkrebs."Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch. Es war wenigstens ein Fortschritt, dass er zugab, Probleme zu haben...
Ich stieß mich von der Wand ab und trat dicht vor Dad.
Mit meinen Fingern fuhr ich sanft durch seine vom Duschen noch leicht feuchten Haare, und seufzend lehnte er seine Stirn gegen meinen Bauch.„Wie geht es dir?", fragte ich sanft nach.
Er zuckte nur leicht die Schultern und murmelte: „Willst du eine ehrliche Antwort oder eine höfliche?"
„Ist es höflich, unehrlich zu sein?"
„Sofern die Wahrheit nur Mitmenschen ebenfalls Probleme bereiten würde, selbstverständlich."
Ich verdrehte die Augen. „Nun bin ich aber kein Mitmensch, sondern deine Tochter. Und ich hasse Unehrlichkeit."Er setzte sich jetzt gerade hin und baute Blickkontakt auf, dann zog er traurig lächelnd die Augenbrauen hoch: „Ich kann dich kaum noch mehr verletzen, oder?"
Ich atmete tief durch. „Wir wurden beide tief verwundet."
Ein Hoch auf Diplomatie.Er schnaubte ohne jegliches Amüsement und nickte leicht. „Was auch ganz sicher mein Verhalten entschuldigt."
Ich zuckte die Schultern. „Tut es. Du ziehst dich entweder zurück oder wirst aggressiv. Angriff ist der beste Weg zur Verteidigung, mh?"
Ich setzte mich jetzt neben ihn und griff nach seiner Hand.
„Ganz ehrlich? Ich habe dich lieber aggressiv als gar nicht."Er zwang sich ein Lächeln auf und drückte meine Finger. „Aber nett bin ich der Beste, nicht wahr?"
Ich grinste ihn aufmunternd an: „Nett ist die kleine Schwester von Scheiße. Tony Stark ist doch nicht nett. Starktastisch trifft es eher."
„Natürlich", er zwinkerte mir zu, „Wie konnte ich das nur vergessen?!"
Dramatisch ließ ich mich nach hinten auf die Decke fallen: „Auch Genies können nicht unfehlbar sein."
„Aber verdammt nah dran", bestätigte er.Sehr schön, ich war stolz auf mich. Projekt DA erledigt.
Nein, das stand nicht für Dumbledores Armee, sondern ‚Dad aufmuntern'.
Obwohl... gegen die DA hätte ich auch nichts einzuwenden, abgesehen natürlich von Cho Chang und Marietta.Dad gab mir nun ein High-Five und zog mich bei der Gelegenheit gleich in eine sitzende Position. Dann zog er die Augenbrauen hoch: „Sag mir nicht, du bist nur hier, um über meine Großartigkeit zu reden. Über die weiß ich nur zu gut selbst Bescheid. Also, wo drückt der Anzug?"
„Nirgendwo, ich habe keinen", verdrehte ich die Augen.
„Und das ist auch gut so. Mein Baby kommt mir nicht in einen Kampf."
Ich verzog mein Gesicht. „Pepper kannst du gerne Baby nennen, aber mich doch nicht!" Dann musste ich mich aber selbst verbessern: „Okay, Pepper bitte auch nicht, das ist... uärgs. Deine Autos. Einigen wir uns auf deine Autos."
„Da habe ich kein Problem mit", grinste er, und kurz hielt er den funkelnden Blickkontakt - dann wurde er schlagartig wieder ernst.
Mit einer auffordernden Kopfbewegung seufzte er: „Na los, erzähl mir, dass du nicht mit Pepper und mir auf diese nette Farm ziehst."Von Scherzen zu Deeptalk in Sekunden. Das schafften auch nur zwei Starks miteinander.
Ich seufzte, nicht einmal überrascht. Den Playboy hatte er vielleicht hinter sich gelassen, das Genie dann wohl weniger. Und er war mein Vater, er kannte mich.
„Ich muss in Bewegung bleiben. Ruhe ist für mich momentan noch tödlich."
„Ich weiß." Er zuckte mit den Schultern, und seine Hilflosigkeit zu sehen, tat mir weh. „Aber das heißt nicht, dass ich dich gerne gehenlasse."
Diese Worte ließen meine Augen prickeln. „Ich will nicht weg von dir, Dad."Er presste seine Lippen zusammen, wiederum langsam nickend. „Komm... komm einfach schnell wieder, ja? Sobald du alles verarbeitet hast."
Ich musterte ihn verzweifelt, und meine Stimme zitterte, als ich sagte: „Ich würde bleiben, wenn du das wölltest. Ein Wort von dir, und..."
Er lachte leise, freudlos. „Deine Bedürfnisse stehen über meinen. Das haben Dads so an sich. Ich weiß, was du brauchst – noch bevor du es weißt. Du bist meine Tochter, Gracie. Und nebenbei bin ich eine Spur intelligenter als du." Er zwinkerte leicht, aber das Grinsen wollte ihm nicht so recht gelingen.„Ich komm' zu dir zurück, Dad", schwor ich leise, „Ich bin wie Bob, der Streuner. Mich wirst du einfach nicht los."
„Dann bin ich James, dessen Leben durch Bob erst so unglaublich lebenswert wurde."Ich ließ meinen Kopf auf seine Schulter fallen und sog seinen vertrauten Geruch ein. Dad legte seinerseits die Wange auf meinen Scheitel und zog mich fest an sich. „Ich hab' dich lieb, Kid."
„Ich dich auch", murmelte ich, „So sehr."*
Ich konnte mich einfach noch nicht zur Ruhe setzen.
Okay, das klang jetzt, als würde ich in Rente gehen, aber... Frieden ließ sich nicht mit meinem Kopf vereinbaren.
Ich ließ viel zurück hier, aber um meine zerstörte Familie wieder zu vereinen, musste ich zuerst mit mir selbst ins Reine kommen. Es gelang mir gut, über den Tag hinweg normal zu wirken, aber sobald ich meine Gedanken nicht mehr fokussierte, kehrten sie zum Grauen der letzten Wochen zurück.
Das wollte ich so nicht mehr.
Ich musste dagegen ankämpfen...Wir hatten uns zum Abschied umarmt, Dad und ich.
Er hatte mir einen Kuss auf die Stirn gegeben, und er hatte mich angesehen mit seinem vertrauten, funkelnden Blick.
Mehr brauchte es nicht.
Wir verstanden uns ohne Worte, und ich würde zurückkommen zu ihm.
Immer.
Gracie Stark gab es ohne Tony nicht mehr.***
Morgen erfahrt ihr dann, wie es mit Gracie jetzt weitergeht. Ich bin gespannt was ihr dazu sagen werdet...
Irgendwelche letzten Vermutungen? 😉
DU LIEST GERADE
Iron Kid ~ Grüne Augen
FanfictionGracie Stark. Zwei Jahre älter und zwei Zentimeter größer, aber stur wie eh und je: Als die hübsch lilafarbene größte Bedrohung aller Zeiten auf die Avengers losgelassen wird, kann man ihre Aufgabe in einem Wort zusammenfassen - Schadensbegrenzung...