Seymour stellt einen neuen Bodyguard ein

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„Okay, Loki, komm hier vor auf den Copilotensitz. Angeschnallt bist du ja sowieso nicht."
Nach kurzem Zögern folgte der Gott meinen Anweisungen.

Ich deutete auf den Steuerhebel: „Starten – schweben – beschleunigen – landen. Linkes Pedal – Kupplung, mittleres Pedal – Senkung, rechtes Pedal – Steigung. Oscar, die KI, gibt dir Anweisungen, welches Element du mit welcher Kraft zu betätigen hast. Klar soweit?"
Lokis Blick war etwas irritiert. „Ja?"
„War das eine Frage oder eine Antwort?"

„Was soll ich mit diesen Informationen?"
Ich wollte schon erneut die Augen zu verdrehen, mahnte mich aber zur Geduld. Loki war hilflos überfordert, das alles hier war neu für ihn. Auch wenn er sonst an einen charismatischen Wolf erinnerte, war er gerade eher ein niedlicher Wolfswelpe.
Ähm. Verratet ihm nicht, dass ich das gerade gedacht habe.

Weiter im Text: „Den Jet steuern natürlich. Die Geschütze feuerst du über Sprachbefehle ab."
Loki hatte begriffen – und schenkte mir zum ersten Mal ein ehrliches Lächeln.
Und ich nahm mir vor, dieses öfter hervorzurufen.
Jesus, ich fühlte mich beinahe, als hätte ich den Gott adoptiert. Wenn ich ihm dann noch den Kopf tätschelte war, war es so weit.

Meinen Welpen vermisste ich allerdings.
Und ich war mir ziemlich sicher, dass er mich mit Loki unterstützen konnte, also tippte ich ihm schnell eine Nachricht.
‚Kommst du zum HQ? Schule muss heute ausfallen, es wird gleich ein wenig haarig. Also, metaphorisch. Unser Gegner hat keine Haare.'

Dann landete ich den Quinjet, immer noch brav in Stealth-Mode, hinter dem Hauptquartier.
Ich ließ Oscar ein bestimmtes Signal aussenden, in einer so hohen Lage, dass Rhodey davon sicher nicht gewarnt werden würde.
Ich öffnete die Tür des Jets nur einen Spalt breit, doch weit genug, dass Seymour rasch hindurchschlüpfen konnte.
Und am Halsband meiner Katze – es war ein Zeckenhalsband für seine Würde, etwas anderes hätte er niemals getragen – baumelte sorgsam verpackt eine winzige Injektion... der Mikrochip mit der Kopie Oscars.

„Loki, das ist Seymour", stellte ich die beiden einander vor, „Deine oberste Priorität ist jetzt, ihn zu schützen."
Der Gott schenkte mir einen schrägen Seitenblick, dann legte er die linke Hand auf die Brust und verneigte sich leicht vor meinem Kater. „Es ist mir eine Ehre."
Prüfend musterte ich ihn, dann nickte ich leicht. Hoffen wir mal für Loki, dass er das ernstgemeint hatte.

„Oscar ist hier im Jet installiert, damit solltest du ihn problemlos steuern können. Wenn irgendein Transportmittel das Hauptquartier verlässt, hefte dich an dessen Fersen, es sei denn, ich teile dir irgendetwas anderes mit. Hereinkommende Gefährte ignorierst du bitte. Bleib versteckt", instruierte ich weiter.
Ich stand auf und lächelte ihm zu. „Loki... das wird schon. Wir schaffen das."
Ich klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter – er saß noch, sonst wäre das schwierig geworden: Den Eisriesen nahm er ziemlich ernst – und verließ den Quinjet.

Auf in die Höhle des Löwen... oder genauer, die Hallen des Rhodey.
Ich fürchte, er war gerade nicht sonderlich gut auf mich zu sprechen.

*

Jup, er erwartete mich schon mit verschränkten Armen, aber noch mit dem Rücken zu mir.
„Was genau", drehte er sich in einem unglaublich dramatischen Auftritt um, „hast du dir bei der Aktion gedacht?"
Oh Mann. Und er wusste nicht einmal von Loki, das Videomaterial hatte ich ja erfolgreich zerstört.
„Jetzt bin ich hier, ohne jegliche Kratzer", versicherte ich eilig.

„Schön", schnaubte Rhodey, „Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass du nicht heil wiedergekommen wärst?"
Das war eine rhetorische Frage, aber auch sonst hätte ich die Antwort darauf besser nicht laut gesagt.
„Genau", er schien meinen Ausdruck bedauerlicherweise richtig gedeutet zu haben, „Und was meinst du, hätte dein Vater dann mit mir angestellt? Hätte ich mit mir angestellt?"
Ich verzog mein Gesicht. „Es tut mir schrecklich leid, es wird nicht wieder vorkommen und du verrätst ihm nichts?"
„So schnell nicht, junge Dame", er fixierte mich mit so ernstem Blick, dass ich zu der ‚Dame' besser nichts sagte.

Dann verdrehte Rhodey die Augen. „Sei einfach froh, dass Mr. Secretary mich gleich anruft, und dich will ich sicher nicht auf ihn loslassen. Bruce Banner wartet im Labor."
Mit einer Kopfbewegung entließ er mich, und grinsend drückte ich ihm rasch einen Kuss auf die Wange. „Bist der Beste, Onkel Rhodey!"
„Ja, ja, das sagen sie alle!"
Und dann sind sie schwanger... ähm, oder doch nicht.

Dann schauen wir uns den guten alten Professor doch einmal an...
„Banner", ich stütze mich in den Türrahmen zum Labor meines Vaters, nur einen Flur vom Gemeinschaftsraum entfernt.
Der Physiker sah auf und rückte seine Brille gerade. „Und du bist...?"

Resigniert ließ ich meine Arme fallen. „Ernsthaft, dir hat noch keiner von mir erzählt?" Ich hielt kurz inne. „Oh, Entschuldigen Sie, das ‚du' ist mir jetzt im Eifer des Gefechtes herausgerutscht."
Vielleicht musste man sich meinen Respekt erst verdienen, aber ich hatte Banners Bücher gelesen – ihn achtete ich. Loki... eher weniger.
Zumindest noch nicht. Obwohl ich natürlich nicht plötzlich anfangen würde, Loki zu siezen, wenn der plötzlich meinen Respekt verdient hatte – das wäre einfach nur merkwürdig.

 „‚Du' ist schon okay."
Verwirrt fokussierte ich mich wieder auf Banner.
Ach ja... ich musste mich dringend wieder an die Action gewöhnen. Das war ja so nicht auszuhalten.

„Also, wer bist du jetzt?", auch Banner war jetzt ungeduldig geworden – merkwürdig. Ich dachte, der wäre die Geduld in Person, wenn nicht gerade Code Grün herrschte.
„Gracie Stark. Der Rest erübrigt sich."
Seine Augen weiteten sich, dann wandte Bruce sich ab. „Das tut mir leid."

***

So weit, so gut.
Auch Gracie ist jetzt mitten in der Infinity-War-Handlung angekommen... Was denkt ihr, inwiefern kann sie etwas ausrichten im Krieg? 🙃

Iron Kid ~ Grüne AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt