Wir waren längst wieder im Wald unterwegs, als ich Lokis nervöse Seitenblicke wahrnahm.
Er schien schon eine Weile zu grübeln, aber bisher hatte ich ihn gelassen.
Ich fing jetzt seinen Blick auf und zog die Augenbrauen hoch, doch er zuckte nur die Schultern.
„Du hast vorhin gesagt, ich würde dich für deine Wissbegierde lieben."
Oh Mann. Ich wusste, er würde das nicht einfach so stehen lassen. Es war mir einfach herausgerutscht, nur ein dummer Gedanke.
„Das war ein Spaß, Loki." Ich runzelte kurz die Stirn über meine Worte, nahm sie aber nicht zurück, als der Gott nichts mehr dazu sagte.Es dauerte bestimmt einen halben Kilometer, bis er das Thema wiederaufgriff... dann aber richtig.
„Du könntest recht haben damit."Geschockt blieb ich stehen.
Wieder zuckte Loki die Schultern: „Ich werde das sicher nicht leugnen."
Ich schluckte, einfach nicht wissend, was ich dazu sagen sollte.Loki nahm das Ruder selbst in die Hand: Urplötzlich trat er einen Schritt vor, meinen Wangen mit seinen Händen bedeckend.
Dann lagen seine Lippen auf meinen.Er streifte mich nur kurz, aber es war lang genug, um den Minzgeschmack seiner Eiskugel wahrzunehmen, der sich noch nicht ganz verflüchtigt hatte.
Und die sanfte Kühle seiner weichen Lippen.
Lokis Haut war immer kühl.Ich hätte mich gewehrt, hätte er sich nach Sekundenbruchteilen nicht schon zurückgezogen.
Aber natürlich war er sich dessen bewusst gewesen.
Loki konnte mich lesen wie ein offenes Buch.Mein Leben war gerade wieder akzeptabel geworden... Und dann sowas?!
Ich mochte Veränderungen nicht. Konnte nicht einmal alles bleiben, wie es war?Stumm sah der Gott mir noch kurz in die Augen, dann lief er weiter.
Ich ihm verwirrt hinterher.„Jetzt renn' doch nicht weg!"
„Ich fliehe gern vor unangenehmen Situationen", kommentierte er vergnügt weiterlaufend.
„Tust du nicht", verdrehte ich meine Augen, „Normalerweise gehst du gleich damit um. Vielleicht nur innerlich und nach außen regungslos, aber du läufst nicht weg."Lokis Blick wurde ernster: „Das meine ich, Gracie. Du kennst mich. Du bist die einzige, die mich ohne zu zögern akzeptiert hat, und wir beide funktionieren zusammen. Und eine gegenseitige Anziehung ist vorhanden."
„Ich weiß", gab ich etwas hilflos zu, „Aber... ich weiß nicht, ob ich das kann."Wieder bekam ich einen dieser unglaublich intensiven Seitenblicke ab: „Denk' darüber nach. Ob es sich lohnt."
Oh, er wusste ganz genau, dass ich nach diesem Satz endlos grübeln würde. Denn er kannte auch mich. Es war grausam, mich in diesen Zwiespalt zu stürzen zwischen Trauer um Peter und ... was auch immer das zwischen Loki und mir auch war.
Ich schnaubte frustriert.
War er egoistisch?
Es wäre verständlich, Loki verdiente sein Glück – und ich würde es ihm nicht vergönnen, wenn er es sich jetzt geradeheraus nehmen wollte.
Und mir war ebenso klar, dass ich sein Glück nur ungern in einer fremden Frau sehen wollte.
Aber... er hatte mich beschützt, vor meinen inneren Dämonen. Nein, er war definitiv nicht egoistisch. Er würde nicht zulassen, dass ich jetzt erneut verletzt wurde – schon gar nicht von ihm selbst.
Meinte er, es wäre Zeit für uns, den Infinity War hinter uns zu lassen?
Wenn er bereit dazu war, dann... vielleicht könnte ich...
Meine Hände ballten sich in meinen Hoodietaschen zu Fäusten. Ich würde mich nicht zu einer schnellen Entscheidung zwingen lassen. Ich brauchte eine Analyse und Erörterung der Situation... Das gab mir Sicherheit - jeden Aspekt ruhig zu überdenken.
Es war nicht lang her, dass wir uns getroffen hatten.
Aber in dieser kurzen Zeit waren wir durch unsägliche Tiefen und Höhen gegangen, und er hatte so ziemlich jeden meiner Charakterzüge mitbekommen.Ich wusste nicht, was ich Loki gegenüber empfand.
Er war irgendwie selbstverständlich geworden in meinem Leben, er war immer da. Schon vor der Rückkehr meines Dads hatte es mich plötzlich nicht mehr ohne ihn gegeben...
Und das machte mir Angst.
Ich vertraute Loki, das war es nicht – aber er war eine weitere Person, von der ich emotional abhängig war. Ich hatte schon Horrorvorstellungen, wenn nur mein Dad in den Kampf zog, und dann auch noch Loki...
Wir waren geistig auf irgendeine verquere Art verbunden, verstanden uns völlig ohne Worte.Das war... anders als mit Spidey.
Ja, jetzt hatte ich geschafft, diesen Namen zu denken.
Ich würde die beiden nicht vergleichen. Das könnte ich nie.
Mein Blick glitt wieder zu Loki, über seine dunkle Mähne, sein ebenmäßiges Profil. Seine grünen Augen...
Vielleicht war es das tatsächlich wert.
Aber Peter loslassen?
Es fühlte sich furchtbar endgültig an.
Ich hatte seinen Tod längst nicht akzeptiert. Und wenn ich meinen letzten Atemzug dabei tat, ich würde Plan B verwirklichen. Ich wusste noch nicht, wie, aber ich war eine Stark – wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt hatte, bekam ich das auch.
Aber worum ging es mir hier?Diesmal war ich es, die über eine Wurzel stolperte, als mir meine Motivation klarwurde.
Ich wollte meinen Spidey zurückholen.
Spidey, Shuri, Nat und alle anderen.
Es ging mir hier nicht um eine Beziehung, die ich retten könnte – ich war kein egoistischer Mensch, das war mir bewusst.
Es war mir egal, ob ich Peter weiterhin meinen Freund nennen konnte, ich wollte ihn schlichtweg als Person wiederhaben.
Das Kapitel, in dem eine romantische Anziehungskraft zwischen uns bestand, hatte ich innerlich abgeschlossen. Es war unwichtig geworden.
Nur er selbst musste wiederkommen...Ich warf stattdessen einen zögerlichen Blick auf den Gott neben mir. Ich brauchte Loki, so weit war ich schon. Ich wusste nur noch nicht, wie weit diese Abhängigkeit ging.
***
Uff. Heute wären mir eure Meinungen sehr wichtig, denn ich bin mir extrem unsicher über dieses Kapitel.
Ich hoffe, Gracies Hin- und Hergerissenheit, ihr Zögern, sind einigermaßen verständlich ausgedrückt... 😅
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Iron Kid ~ Grüne Augen
FanfictionGracie Stark. Zwei Jahre älter und zwei Zentimeter größer, aber stur wie eh und je: Als die hübsch lilafarbene größte Bedrohung aller Zeiten auf die Avengers losgelassen wird, kann man ihre Aufgabe in einem Wort zusammenfassen - Schadensbegrenzung...