Wenn Dad Ginny und Sirius nicht will, nehme ich sie

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Die Nacht, nachdem Loki entlassen wurde, verbrachten wir erstmal im Quinjet auf Isomatten und Schlafsäcken - was erstaunlich bequem sein konnte.
Ich hatte auch ein lebendes Kopfkissen – sehr behutsam natürlich, er war immer noch verletzt.

Allerdings schlief jenes Kissen längst nicht so ruhig wie ich...

Mitten in der Nacht wachte ich auf, weil Lokis Brustkorb unter mir so zitterte.
Besorgt stützte ich mich auf meinen Ellenbogen und legte die andere Hand an seine Stirn – sie war bedeckt von kaltem Schweiß.
„Oscar?"
„Vitalfunktionen sind in Ordnung."
„Wie schön, dass du deine KI vor mir fragst", murmelte Loki mit ungewöhnlich rauer Stimme. Ich verteidigte mich leise: „Wenn du was gehabt hättest, hättest du es mir nicht gesagt."
„Das war kein Vorwurf", versicherte der Gott mir leicht zittriger Stimme, „Du solltest - musst - dich absichern. Ich bin niemand, dem man vertrauen sollte."

Jetzt vollkommen beunruhigt setzte ich mich auf, Lokis Finger mit meinen verschränkend.
„Du weißt genau, dass ich dir sehr wohl vertraue. Was ist los? Der erste Kuss ging von dir aus..."
Im Licht der Stand-by-Leuchten konnte ich sehr gut sehen, wie Loki gequält seine Miene verzog. „Und genau das macht mir... Angst."

Mit einem leisen Rascheln drehte er seinen Kopf mir zu und sprach zögernd weiter: „Bisher... Habe ich nie nur ein Ziel verfolgt. Ich bin niemals nur einer Person gefolgt, habe Thanos und meinen Bruder betrogen und... Ich weiß nicht, vermutlich wollte ich einfach so gut wie möglich wieder herauskommen aus... meiner Vergangenheit. Ich bin gescheitert, und dann... Kamst du. Ich habe so etwas wie Liebe – Anziehung, meine ich, keine brüderliche Liebe – noch nie verspürt." Etwas hilflos suchte er meinen Blick, und stumm wartete ich, dass er weitersprach.

„Ich fürchte, dass ich auch auf diesem Gebiet schwer einer Sache treu bleiben kann. Ich will dich nicht betrügen, Gracie... Aber ich kann dir kein Versprechen geben."
Trotz dieser niederschmetternden Worte lächelte ich. „Du vertraust dir nicht, Loki. Aber ich vertraue dir. Ich gebe mich dir vollkommen hin, und wenn du untreu wirst, werde ich am Boden zerstört sein. Es ist mir egal. Ich vertraue dir."

Loki schluckte und drückte meine Hand fester. „Nicht, Gracie... Bitte nicht."
„Oh doch." Mein Lächeln blieb wie festgetackert auf meinem Gesicht. „Gegen den Stark'schen Dickschädel kommst du nicht an."
Loki atmete betont durch und fixierte mich dann ernst: „Keine Späße jetzt, bitte. Das hier ist ernst... Ich bin gefährlich."
„Nicht für mich."

Der Gott biss seine Zähne zusammen und atmete unruhig durch die Nase aus.
„Es macht dir Angst, dass ich dich meinen Freund genannt habe", erkannte ich mit ruhiger Stimme, „Weil du mir damit ein Versprechen gegeben hast. Und du traust dir nicht zu, Versprechen zu halten."
Loki nickte langsam, und noch immer lächelnd legte ich mich wieder neben ihn, mein Kopf auf seiner Brust ruhend.
„Du kannst mich nicht von dir wegstoßen, um mich zu schützen", erklärte ich leise, „Dafür ist es zu spät. Damit kannst du mich nur noch verletzen... Aber das wirst du nicht tun. Weil ich dir vertraue, Loki."

Kurz schwiegen wir beide, aber sein Arm schlich sich um meine Schultern und hielt mich fest bei ihm.
„Du machst mich fertig, Kleines."
Ich schmunzelte: „Das höre ich öfter."

Ich konnte seinen Atem, jetzt wesentlich ruhiger gehend, deutlich in der Dunkelheit hören. Dann wisperte er zögerlich: „Ich liebe dich, Gracie."
Unverzüglich wallten die Emotionen wieder in mir auf. Das war... ich würde mich später darum - um mich - kümmern müssen, jetzt brauchte Loki mich dringender.
Das höre ich nicht öfter", lächelte ich, „Und ich möchte es auch von niemandem abgesehen von dir wieder hören. Danke, Loki."

Meine Gedanken schweiften kurz zu Peter, ehe ich in den Armen des Gottes einschlief.
Ich hatte weitergemacht... Jetzt musste ich nur noch dafür sorgen, dass auch er irgendwann weitermachen konnte.

***

Am nächsten Morgen wollten wir beraten, wie wir weiter vorgingen – tja, das blieb beim Wollen.
Wieder rief mein Dad an, und auch diesmal gab es keine Begrüßung: Vom anderen Ende der Leitung empfing mich einfach ein unruhiges, abgehacktes Atmen.
Sofort in Alarmbereitschaft richtete ich mich auf meinem Pilotensitz auf, und Loki fing mit hochgezogenen Augenbrauen meinen Blick auf.

Ich drehte mich leicht zur Piloten-Hauptkamera und legte einen Finger vor meine Lippen – das Zeichen für Oscar, mein Mikrofon abzustellen.
Dann fragte ich: „Kannst du das Signal zurückverfolgen? Ich will wissen, wer am Ende der Leitung sitzt."

Kurz herrschte angespannte Stille im Jet, dann erklärte meine KI: „Das Signal nähert sich der Residenz deines Vaters auf fünf Meilen, dann bricht es ab. Mit einer 96,7-prozentigen Wahrscheinlichkeit ruft tatsächlich er dich an."
Okay... Das war merkwürdig, aber ich würde mich nicht beschweren. „Dann schalte mein Mikrofon wieder an."

Nach weiterem kurzem Schweigen von beiden Seiten des Anrufs fragte ich schließlich vorsichtig: „Dad? Bist du überhaupt noch da?"
„Gracie", murmelte mein Vater, „ich... ja, ich hatte nur kurz vergessen-"
Er stockte. „Was ist los? Ist etwas passiert?", hakte ich verwirrt nach.

„Nein! Also, schon, aber... noch nicht, ich-"
Das trug nicht dazu bei, mich zu beruhigen. Loki nahm meine Hand, und ich griff unruhig nach dem Starkphone vor mir auf dem Cockpit.
„Ist irgendwer bei dir, Dad? Kannst du offen reden? Soll ich dich hacken, brauchst du Hilfe?"
„Okay, Kid, stopp." Ich atmete auf, denn langsam klang er tatsächlich wieder wie Tony Stark. „Es ist etwas... Gutes, ja? Etwas, wofür ich einfach keine Worte- also... Ich bin einfach ein wenig überfordert, ja?"

Ich erstarrte mitten in der Bewegung. Das klang jetzt definitiv nicht nach meinem Dad. „Überfordert, du?" Nach dem ersten Schrecken breitete sich nun ein Grinsen auf meinem Gesicht aus. „Dass ich das nochmal erlebe..."
„Es gibt eben Situationen, die selbst für ein Genie wie mich neu sind. Dich habe ich ja erst kennengelernt, als du zehn warst."

Moment, was?!
„Dad?!"
Oh. Mein. Gott.
„Willst du mir ernsthaft- ... Dad?!"
Er lachte leise. „Siehst du, jetzt sind die Positionen vertauscht."
Ich hörte mein Blut in den Ohren rauschen. Loki hatte sich mit funkelnden Augen zu mir gewandt, doch zum ersten – und letzten – Mal war etwas vor sein Grün gerückt.

„Dad, jetzt sag- ... ist Pepper..."
„Schwanger, ja."

Wie, verdammt noch mal, konnte er das jetzt einfach so raushauen?
Er würde Vater werden, und Pepper Mutter, und ich-
Ich erstarrte. Schwester.
Ich würde eine große Schwester sein!

Und dann erschien auf meinen Lippen das breiteste Lächeln seit Thanos' Auftauchen.
„Wenn es ein Mädchen wird, nennen wir sie Ginny", beschloss ich begeistert, „Und einen Jungen natürlich Sirius. Obwohl... Sirius Stark passt nicht, dann vielleicht... Percy? Muss ja nicht unbedingt Perseus sein."

„Kid... Kid!", unterbrach Dad mich ehrlich empört, „Eines kann ich dir versichern: Wir werden dein kleines Geschwisterchen nicht nach irgendwelchen Fantasyromanen benennen – und nein, auch nicht nach Filmen."
Ich schürzte die Lippen. Na, wenigstens würde dann auch kein Name aus Star Wars infrage kommen...

„Und, Kid?", hakte Dad jetzt noch einmal zögernd nach, „Sind das gute Nachrichten?"
„Ob es-", ich schüttelte ungläubig meinen Kopf, „Die besten, Dad!"
Nun... mein Blick schweifte zu Loki, der meine Eskapaden mit einem leisen Lächeln ausgesessen hatte. Es teilten sich wohl mehrere Neuigkeiten Platz eins.

***

Okay, ich musste nochmal umplanen: Ich habe das letzte Kapitel jetzt doch noch aufgeteilt, sodass der Epilog dann erst am  Dienstag kommt.
Morgen wird das Kapitel auch etwas kürzer als sonst, dafür ist dieses hier ein wenig länger. 🙃

Iron Kid ~ Grüne AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt