Die Deutung des Deutens des Sam Wilson

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„Okay, stopp", griff Captain America nun ein, „Ich komme hier nicht mehr mit."
„Oh Wunder, ihr wart zwei Jahre im Exil", schnaubte ich.
„Und ich habe eingesehen, dass wir zu lange fort waren, aber ändern kann ich es nicht mehr", gab der Supersoldat sofort zu, „Aber du bist auf jeden Fall älter als zwei."
„Wir haben es mit einem Genie zu tun", erkannte ich trocken, „Ich bin sechzehn, lebe hier seit dem Civil War."

„Also bist du nicht sonderlich gut auf uns zu sprechen", schlussfolgerte Romanoff nebenbei, als sie ihren Fokus von Bruce auf die aktuellen Geschehnisse verlagerte.
Ich zuckte die Schultern: „Das unterschreibe ich so nicht. Ich beurteile Menschen nach ihren aktuellen Taten." Déjà-vu. „Also, sammelt lieber schnell Sympathiepunkte... indem wir meinen Dad retten, zum Beispiel."

Rhodey legte mir einen Arm auf die Schulter und schüttelte seinen Kopf. „Kid, Tony und Peter sind Strange hinterher. Und auch wenn ich sicher bin, dass sie ihn retten können... wird dein Vater die Gelegenheit nicht verstreichen lassen. Er wird Thanos angreifen."
Mein Atem beschleunigte sich.
Ich hatte plötzlich Angst – Todesangst, um meinen Freund und meinen Vater.
„Dann müssen wir ihnen hinterher", beharrte ich, „Dad hat nicht die Informationen, die er braucht!"
Er konnte nicht wissen, wie stark Thanos war.
Er konnte nicht gewinnnen...

„Was ist?", hilflos suchte ich die Blicke der Avengers, „Wir müssen los, bevor es zu spät ist!"
Niemand bewegte sich... und ich begriff, dass sie es auch nicht vorhatten.
„Wir kommen nicht so einfach ins All, Kleine", erklärte Wilson, „Und wenn... Wir müssen den Gedankenstein von Thanos fernhalten und ihn nicht zu ihm bringen."

„Ihr begreift es nicht, oder?", schüttelte ich wütend meinen Kopf, „Mein Dad ist dort – und Thor höchstwahrscheinlich auch! Wenn wir alle Avengers vereinen haben wir eine Chance!"
„Wir haben es begriffen", versicherte der Captain, dessen stetige Ruhe mir langsam auf den Geist ging, „Aber wir vertrauen Tony. Er ist jetzt auf sich allein gestellt – und auch wir werden ihn nicht enttäuschen. Wenn wir den Gedankenstein von Thanos fernhalten, kann er seinen Plan nicht ausführen. Wir erledigen unsere Aufgabe... und vertrauen darauf, dass Tony seine erledigt. Genauso, wie Tony uns auch andersherum vertraut."

Das half mir nicht gerade, runterzukommen.
Ich wandte mich ab, verzweifelt versuchend, meine Emotionen unter Kontrolle zu bekommen. Mein Dad vertraute den Avengers, vertraute uns – das war korrekt, auch wenn er dieses Thema lange vermieden hatte.
Doch wenn ich Loki Glauben schenkte, dann würde jegliches Vertrauen nichts bringen.
Und ich vertraute dem Gott des Unheils, verdammt noch mal!

Okay. Okay, ruhig bleiben.
Wenn ich unser Team im All schon nicht unterstützen konnte, dann würde ich wenigstens dafür sorgen, dass sie lebend wiederkamen.
„Oscar, such' mir alles raus zu den Projekten Infinity und 1B."

Die Avengers hatten bereits weiterdiskutiert, waren sich uneinig über unser Vorgehen.
Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf sie und bemerkte sehr wohl Caps Seitenblick, doch mein Fokus blieb bei Vision, der essenzieller Part meines Projektes war.
Dieser wagte sich in einem Erklärungsversuch, warum wir ihn unbedingt vernichten sollten, und augenverdrehend ließ ich den Pärchenmoment zwischen ihm und Wanda verstreichen, dann mischte ich mich ein: „Egal was wir tun, wir opfern dich nicht."

Vision fuhr seinen Monolog ungerührt fort, Cap stimmte mir zu (Yay!) und ich war es einfach nur leid, übergangen zu werden. „Ende der Diskussion, Vision muss am Leben bleiben."
Skeptische Blicke, unruhige Mienen – ich verschränkte die Arme: „Schon klar, ihr kennt mich nicht, ich sollte mich nicht einmischen... Aber wenn ihr meinem Dad vertraut habt, dann hört auf mein Wort. Vision muss überleben."

Bruce erklärte nun den anderen Weg, die Möglichkeit Visions ohne den Stein. Aber im selben Atemzug noch stellte er fest, dass er nicht die Möglichkeit hatte, den Plan auch durchzuführen.
„Kid?", wandte Rhodey sich an mich, „Wie sieht's bei dir aus?"
Skeptisch musterte ich Vision, tippte aber doch meinen Brillenbügel an. „Oscar, wie sieht's aus mit Plan 1B - Untergruppe Vision, Segment Oscar B?"
„Wir brauchen wieder das größere System", war die erwartete, aber nicht erhoffte Antwort.
„Wakanda", übersetzte ich, Blickkontakt mit Rogers aufbauend.
Er zog kurz die Augenbrauen hoch, nickte dann aber.

Wilson meldete sich nun das zweite Mal zu Wort – bedauerlicherweise aber nicht zu meinen Gunsten. „Wir nehmen sie doch aber nicht mit, oder?"
Er deutete auf mich.
Natürlich deutete er auf mich.
Wie konnte er es wagen, auf mich zu deuten?
Nun, man könnte es dahingehend deuten, dass er deutete- okay, stopp.
Was machte mein Kopf mit mir und warum galt ich gleich nochmal als hochintelligent?

„Sam, wir brauchen sie", sah Cap mich weiterhin an.
„Sie ist ein Kind, Steve!"
„Und dieses ‚Kind', das nebenbei wegen seines Alters von sechzehn Jahren nicht mehr als Kind gilt, kann euch hören."
Ich sah Falcon nun direkt an: „Ich halte mehr aus, als es den Anschein hat. Was ich sicher nicht aushalte, wäre es, hier untätig herumzusitzen. Außerdem ist Rhodey prinzipiell mein Onkel, und für den ist's okay."
Alle Köpfe drehten sich zu War Machine, der die Arme verschränkte und die Lippen schürzte.
„Bist du doch, oder, Rhodey?", drängte ich weiter.
„Sie ignoriert mich, wenn ich jetzt nicht ‚ja' sage!", wies er mit einer hilflosen Handbewegung auf mich, „Und ihr habt nie meine Geschichten wertgeschätzt!"

Cap schmunzelte. „Da das jetzt geklärt ist, würde ich sagen... Avengers-"
„Wir wissen es, Cap", grinste Rhodey, umarmte kurz die gesamte Ansammlung – ich geriet da auch irgendwie drunter – und marschierte voran zum Quinjet.
Er malte sich sicher schon aus, welche Storys er erzählen könnte, wenn das hier vorbei war...

***

Na, kann jemand den Plan schon erahnen, den Gracie hier andeutet?
Ich freue mich wie immer über jegliche Meldungen. 🙃

Iron Kid ~ Grüne AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt