So langsam entwickelte sich ein Alltag bei uns, wir liefen flott vorwärts und beschäftigten unsere Köpfe mit liebevollem Geplänkel.
Die Nächte verbrachten wir unter dem Sternenhimmel, den man wunderbar durch das transparente Zeltdach beobachten konnte. Wir schliefen bald fast immer Arm in Arm ein, weil wir abends zu Ruhe kamen und dann die Gedanken sich wieder drehten.
Irgendjemand brauchte immer den Halt des anderen, aber auf diese Weise verarbeiteten wir die Ereignisse so schmerzfrei wie möglich.Wir waren ein festes Team geworden, Loki und ich, und ich begann wieder, mein Leben zu lieben.
***
Leise kroch ich aus dem Zelteingang.
Hier draußen war das Gras noch leicht feucht, es musste wohl in der Nacht etwas geregnet haben.
Das waren gute Nachrichten, der Sommer brach an und die Waldbrandgefahr stieg damit.
Trotzdem war es draußen noch ziemlich kalt, die wärmeren Temperaturen ließen dieses Jahr lange auf sich warten.
Nicht, dass mich das störte – ich liebte meine Hoodies.
Und, um ehrlich zu sein, liebte ich Hoodies an Loki fast noch mehr.Ich band jetzt den Beutel mit unserer Nahrung von einer der Zeltstreben ab, wo kein Tier an ihn hatte herankommen können.
Wenn unser Essen nachts draußen blieb, hielt es sich länger.Ich machte rasch vier Schinken-Käse-Sandwiches zurecht und schnitt einen Apfel, als ich im Zeltinneren den Campingkocher angehen hörte.
Loki war wohl aufgewacht und hatte sich ans Teekochen gemacht, für das er letzte Woche seine Leidenschaft entdeckt hatte.
Sobald er fertig war, trat er heraus zu mir und setzte sich auf einen Baumstumpf, die Thermoskanne neben mich stellend.
„Wir müssen im nächsten Dorf unsere Vorräte wieder aufstocken, der Käse wird knapp", sagte ich leise, um die Ruhe im Wald nicht zu stören, „Und ein paar Konserven würden auch nicht schaden."
„Vergiss die Batterien für den Kocher nicht", fügte der Gott hinzu, mit einem leichten Lächeln an seinem Tee nippend.
„Natürlich nicht, du Brite", neckte ich ihn, dann nahm auch ich mir augenzwinkernd eine Tasse.Wenig später sammelte ich unsere Sachen ein und verstaute sie in den Rucksäcken – es war erstaunlich, wie viel da doch hereinpasste –, während Loki, ganz der starke Mann, das Zelt zusammenbaute.
Es war wohl unnötig zu erwähnen, dass er sich in den ersten Tagen heillos verheddert hatte und die midgard'sche Technik beleidigt beschimpft hatte.
Und noch unnötiger war die Erwähnung meines schadenfrohen Lachens.Mittlerweile war er allerdings erstaunlich schnell, sodass wir bald der Wegbeschreibung Oscars folgen konnten.
*
Wir waren noch nicht lang durch die eher mäßig belebten Straßen der Kleinstadt gelaufen, da sprang uns das Schild ‚Wäscherei' förmlich in die Augen.
Ohne zu zögern griff Loki nach der Tüte mit der Dreckwäsche und salutierte spaßeshalber in meine Richtung, dann war er verschwunden.
Ich stromerte weiter zum Supermarkt, der erstaunlich ausgestorben war. Vor jedem Laden hing ein Schild von wegen „Mitarbeiter/in gesucht", aber in deren Innerem war es merkwürdig still.
Nicht einmal Vögel zwitscherten in den Bäumen, die Welt war einfach... leerer geworden.Aber ich war nicht hier, um wieder in düsteren Gedanken zu versinken.
Hastig sammelte ich das gewünschte Essen ein, dann wollte ich eigentlich wieder Loki aufsuchen – da fiel mein Blick auf die Drogerie.
Er würde mich sowas von umbringen, wenn ich keine Batterien mitbrachte... Und das Shampoo war auch leer, demnach hatte ich eigentlich keine Wahl – aber irgendwie wollte ich trotzdem nicht hinein.
Na, was man nicht alles für den Gott des Unheils tat.Trotzdem beeilte ich mich, wie schon zuvor im Supermarkt.
Den Kopf hielt ich gesenkt, meine Kapuze behielt ich übergestreift.
Aufmerksame Augen mochten mich vielleicht noch erkennen, aber-
„He, Stark!", rief der Typ, der neben der Kasse an der Wand lehnte – wie ich aufmerksame Augen doch hasste. „Ihr habt versagt." Kaugummikauend sah er mich abfällig an. „Und wir müssen's ausbaden. Danke."Ich blieb stumm, drängte mich einfach rasch aus der Tür, als sich die wenigen anderen Menschen hier schon umdrehten.
„Wo ist Loki jetzt?"
„Im Stadtpark", prompt hatte ich eine Wegbeschreibung vor Augen.*
Loki saß auf einer Parkbank mit dem Rücken zu mir, zwei Eiswaffeln in den Händen.
Er konnte mich nicht kommen sehen, aber als ich knapp hinter ihm war, hielt er wortlos das Stracciatella-Eis in die Höhe.
Erfreut machte ich mich an dessen Vernichtung, meinen Rücken vorsichtig an Lokis Oberkörper lehnend.
Ja, so war's bequem.
„Wenn du dann mein Eis in den Haaren hast, beschwer dich nicht", war Lokis einziger Kommentar dazu.
Ungerührt fragte ich nach kurzer gefräßiger Stille, die nur durch das Knuspern der letzten Waffel unterbrochen wurde: „Wie lange haben wir?"
„Zwei Stunden. Und die werden wir auch nutzen, Kleines."
„Nö", blieb ich einfach auf ihm liegen, „Ich stehe jetzt nicht mehr auf."
Ich blinzelte grinsend zu Loki hoch, der nur die Augenbrauen hochzog.Kurzerhand legte er seinen linken Arm unter meine Kniekehlen und hob mich im Brautstil hoch, mit einem leisen Ächzen aufstehend.
Ich verdrehte meine Augen: „Ist ja schon gut, alter Mann, kannst mich auch runterlassen."
Prompt ließ er mich fallen.Geistesgegenwärtig rollte ich mich noch ab und stand dann mit empört zusammengezogenen Augenbrauen auf, mir den Staub vom Hoodie klopfend.
„So war das nicht gemeint, Marauder! Ich hätte mich ernsthaft verletzen können!"
„Aber da ich deinen Fähigkeiten vollkommen vertraue, konnte ich dieses Risiko beruhigt eingehen" versicherte er mit diesem verdammten charmanten Lächeln, das mich jedes Mal einknicken lies.
Wieder verdrehte ich die Augen, dann schob ich meine Finger in seine angebotene Hand.
Mit einem triumphierenden Lächeln drückte Loki mir einen Kuss auf die Wange, dann zog er mich aus dem Park heraus.
„Loki, wohin gehen wir?"
„Sag' ich dir nicht."
„Oscar, wohin gehen wir?"
„Ich habe drei mögliche Ziele ausgemacht, deren Richtung mit eurer übereinstimmt."
Prüfend musterte ich die holografische Karte, dann grinste ich dem Gott zu. „Das Rehgehege."
Jetzt war es mein Begleiter, der schmollte. „Dass du auch immer alles wissen musst."
„Dafür liebst du mich doch", neckte ich ihn, aber Loki schenkte mir nur einen undefinierbaren Blick.***
Soo, dann genießt mal alle den freien Tag!
Und ich freue mich wie immer auf eure Meinungen... 🙃
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Iron Kid ~ Grüne Augen
FanficGracie Stark. Zwei Jahre älter und zwei Zentimeter größer, aber stur wie eh und je: Als die hübsch lilafarbene größte Bedrohung aller Zeiten auf die Avengers losgelassen wird, kann man ihre Aufgabe in einem Wort zusammenfassen - Schadensbegrenzung...