9 || Talk

163 10 0
                                    

Dankend lächelte ich Riku an, der eine Kopfschmerztablette für mich aus seinem Rucksack fischte.
"Proben wir dann noch ein bisschen?" Sami klopfte ungeduldig auf seinem Schlagzeug herum. Wir anderen nickten und gesellten uns zu ihm. "Los geht's!", Riku nahm sich als Letzter seine Gitarre, bevor wir los spielten. Eine Stunde probten wir, dann unterbrach ich. "Ich geh jetzt, ich bin noch nicht so ganz gesund und morgen muss ich früh raus." Die anderen packten ihre Instrumente ebenfalls ein.

• Sami's Sicht •
Seufzend legte ich meine Drumsicks neben das Schlagzeug. Und zog mir dann meine Schuhe an. Normalerweise hätten wir uns nun noch alle zusammengesetzt und uns unterhalten. Vielleicht wäre Raul noch schnell losgefahren und hätte ein bisschen Bier besorgt. Nun standen alle wortlos im Eingangsbereich und zogen sich ihre Schuhe an. Während Raul und Riku sich beeilten, schien Samu es nicht ganz so eilig zu haben. Dabei hatte er doch nach Hause gewollt?
Nach einer Weile waren Raul und Riku gegangen und nur Samu stand noch im Eingangsbereich. Gerade als er die Tür nach draußen öffnen wollte, sah er zu mir. "Alles in Ordnung?" Ich nickte. Natürlich war alles in Ordnung, es war immer alles in Ordnung. Zumindest für die Außenwelt. Mein Nicken ignorierend legte er seine Tasche wieder ab und setzte sich auf das Sofa. "Du denkst an früher.", bemerkte er. Erstaunt sah ich zu ihm und nickte. Seit wann konnte Samu Gedanken lesen? "Man sieht dir das an, wie du so in die Luft schaust.", ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit.
Ich stand auf und setzte mich zu ihm. "Ich hab wirklich an früher gedacht, an unsere Abende hier.", auch ich musste lächeln. Aber bei uns beiden war es kein glückliches Lächeln, sondern ein Erinnerungslächeln, eines von diesen Sehnsüchtigen Lächeln, die eigentlich Trauer bedeuten, die zeigen, wie sehr man sich nach den alten Zeiten sehnt. "Weißt du noch, als Riku total besoffen dein Schlagzeug auseinander gebaut hat?", er lachte. "Ich war stinksauer! Der Typ hat keine Ahnung von Schlagzeugen!", auch ich musste trotz der Wut, die ich damals verspürt hatte, bei der Erinnerung nur noch mehr lachen.
"Wie läuft's bei dir sonst so?", erkundigte Samu sich. Scheisse. Absolut scheisse, dachte ich mir. "So schlimm wird's schon nicht sein!", etwas erschrocken sah Samu in meine Richtung. "Hab ich das grad laut gesagt?" Er nickte. "Hm, naja. Mit Emily ist es grad ein bisschen doof, und du weißt ja wie viel sie mir bedeutet..." Verständnisvoll nickte Samu. Er hatte sich oft mit mir über sie unterhalten, ich hätte ihm viel erzählt. "Und bei dir so?", fragte ich ihn, obwohl ich es wusste.
Er sah mich irritiert an, als wäre diese Frage nun total abwegig. "Geht schon irgendwie.", log er. Herausfordernd sah ich ihn an. "Lüg nicht." Er nickte. "Du weißt es doch..."
Damit war unser Gespräch über Samu vorbei. "Du, ich muss dann auch los. Mein Kopf dröhnt weiterhin und ich muss morgen früh in den Flieger.", verabschiedete er sich mit einer brüderlichen Umarmung. Ich lächelte. Wie lange wir uns nicht mehr so verabschiedet hatten...

• Samu's Sicht •
Draußen zündete ich mir eine Zigarette an und schlenderte den Weg nach Hause. Durch die frische Luft vergaß ich meine Kopfschmerzen und sah mich einfach nur entspannt um. Die Luft war kalt, klirrend kalt und eisklar. Deutlich sah man die Sterne am Himmel funkeln, obwohl auch der Mond viel Licht spendete.

Am nächsten Morgen riss mich das Klingeln meines Weckers bereits um fünf Uhr aus dem Bett. Bevor ich ihn ausschalten konnte, fiel mir ein, dass ich ja nach Berlin fliegen musste. Wiederwillig schälte ich mich aus meiner Decke und schob meine Katzen von meinen Füßen. Dann schlürfte ich in die Küche und ließ den Kaffee kochen, während ich mich anzog. Meine Tasche hatte ich bereits am Tag vorher gepackt und musste sie so nur noch zum Auto tragen.
Erleichtert stellte ich, als ich mit einer Zimtschnecke, die ich am Tag vorher gekauft hatte, am Tisch saß fest, dass meine Kopfschmerzen von den vorherigen Tagen weg waren. Schnell schlürfte ich meinen Kaffee und biss genüsslich in die Zimtschnecke. Schließlich ließ ich den Tisch unaufgeräumt zurück und ging mit meiner Tasche zum Auto. Das würde ich auch am Abend noch aufräumen können.

In Berlin angekommen begab ich mich sofort zum Radiosender, bei dem ich das erste Interview haben würde. "Samu!", schallte es mir entgegen. Verdammt, die Stimme kannte ich doch. Amelia kam mir entgegen, umarmte mich und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Ich hatte doch das Interview bei dem Radiosender, bei dem sie arbeitete extra abgesagt! "Ich hab Sender gewechselt!", grinste sie mich auf meinen verdutzten Gesichtsausdruck hin an. Verdammt, verdammte Scheisse. "Moi.", begrüßte ich sie knapp und stellte meine Sachen ab. Amelia lief mir die gesamte Zeit hinterher. Als ich suchend um mich sah, um zu verstehen, wo ich denn nun hinsollte, ergriff sie sofort die Möglichkeit. "Komm mit mir mit, wir können gleich ins Studio gehen, ich führe heute das Interview mit dir.", sie griff nach meinem Oberarm und zog mich hinter sich her.
Auch das noch. Reichte es nicht, dass sie hier arbeitete? Nein, sie musste natürlich auch noch das Interview mit mir führen! Wie lange sie wohl gebraucht hatte, um ihren Chef davon zu überzeugen, es führen zu dürfen?
Mit einem gezielten Ruck löste ich mich aus ihrem Griff und folgte ihr so. "Da, da sitzt du.", sie zeigte auf einen schwarzen Barhocker, der an einem Tisch stand, auf dem alle möglichen Mikrofone standen. Sofort griff Amelia nach dem Gesangsmikrofon und stellte es vor mich. Dann nahm sie Kopfhörer mit Sprachmikro und setzte sie mir auf die Ohren. "Danke, das schaffe ich auch noch selbst.", ich nahm ihr die Kopfhörer grob aus der Hand und setzte sie mir selbst auf. "In zwei Minuten gehen wir auf Sendung!", ein Kopf voller kurzer brauner Locken sah durch die Tür. Amelia setzte sich neben mich und begann, sofort nachdem es in den Kopfhörern gepiept hatte, zu reden.
"Heute haben wir einen ganz besonderen Gast hier! The-Voice-Coach und Musiker Samu Haber erfreut uns mit seiner Anwesenheit. Hallo Samu!" Sie sah mich an. Wollte sie jetzt ein Hallo von mir? "Hey...", sagte ich wenig begeistert. Ermahnend sah sie mich an. Nein, ich würde ganz sicher nicht mit dieser Frau reden, wie mit jedem anderen Interviewer. "Da hört ihr es, er ist hier! Zuerst werden wir ein ausgiebiges Gespräch mit ihm führen, ihr könnt übrigens immer noch Fragen in den Chat schicken, es werden noch welche ausgelost werden! Und dann wird er uns den Hit Hollywood Hills und seine neue Single Nothing is over vorspielen."
•••
So, ich weiß, dass dieser Teil sehr kurz ist, aber ich habe in letzter Zeit so viel zu tun, dass ich froh bin, überhaupt geschrieben zu haben. Woher Samu Amelia wohl kennt? Und wie das wohl weitergeht?
- Ada '-'

"Here we are, a pair of hearts, feeling complete." {Sunrise Avenue FF}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt