5 - Großzügiges Angebot

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„Was machst du hier oben?" Ich schreckte auf und zog meine Kopfhörer aus den Ohren. Hinter mir stand der junge Arzt. „Wir haben dich überall gesucht!" „Ich brauch frische Luft", entgegnete ich ihm. Er setzte sich zu mir auf den Steinboden und schaute auf die Stadt hinunter, die nun immer mehr von Sonnenstrahlen erleuchtet wurde. „Geht es dir besser?", fragte er. „Ja, ist okay" Dabei war überhaupt nichts okay, aber das sprach ich nicht aus. Entweder konnte er Gedanken lesen oder er war einfach nur nett, denn plötzlich nahm er mich in seine Arme. „Du kannst mich übrigens Alex nennen." Ich schaute in seine Augen. „Isabella", sagte ich, obwohl er meinen Namen eh schon wusste. „Hast du Geschwister?", fragte er. „Ja, eine Schwester. Sie studiert aber grad in Kanada... und du?" Alex zögerte. „Ich hatte eine große Schwester. Sie war körperlich eingeschränkt und saß im Rollstuhl. Wir waren oft im Krankenhaus. Eines Tages hatten sich ihre Werte verschlimmert und sie war nicht mehr stark genug... Ich war erst 12..." „Das tut mir leid...", sprach ich zögerlich. Er tat mir leid. An seinem Gesicht konnte ich erkennen, wie sehr er jetzt noch darunter litt.

Wir blickten noch eine Weile der Morgensonne entgegen, dann brachte er mich wieder auf mein Zimmer, denn es war schon Frühstückszeit, obwohl ich keinen Hunger hatte. Am Mittag kam eine Frau vom Jugendamt und Alex kam schließlich auch noch dazu. Die Frau fragte mich nach Verwandten, doch zu denen in Bayern hatte ich kaum Kontakt, sodass ich es sofort verneinte. „Ich hatte vorhin mit der Frau Müller vor der Tür geredet.", begann Alex nun zu erzählen. „Ich weiß, dass du in kein Heim möchtest, also habe ich meine Mitbewohner gefragt, ob sie was dagegen hätten, dich für ein paar Wochen aufzunehmen. Das Jugendamt wäre damit auch einverstanden." Ich blickte ihn überrascht an. „Du kannst natürlich auch nein sagen. Vielleicht wird für dich auch eine Bereitschaftspflegefamilie gefunden." Damit hatte ich nicht gerechnet. „Wow. Danke! Das ist voll großzügig von dir. Ich finde deine Idee am besten. Aber nur, wenn ich euch nicht zur Last falle." „Das wirst du schon nicht." „Dann hätten wir das ja geklärt", meinte Frau Müller zufrieden. Vor der Tür klärte sie mit Alex noch den Papierkram und war dann auch schon weg. Nach Dienstschluss würde Alex mich mit zu ihm in seine WG nehmen. Wie großzügig von ihm!

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Wie geht es euch im Moment? Ich finde es grad ziemlich anstrengend, dass wir für die Schule so viel abgeben müssen, aber ich komm besser zurecht als am Anfang. Ich kann jetzt auch viel besser planen, wann die Lehrer ihren Stoff hochladen und ich ihn dann bearbeiten kann 😅

Einen schönen Abend euch noch!

Du hast mir gezeigt, wie wertvoll mein Leben istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt