26 - Verhängnisvoller Ferienbeginn

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Endlich! Wie lange ich darauf gewartet hatte. Heute bekommen wir unsere Zeugnisse. Und dann: Ferien!
Ein Kniff in die Seite ließ mich zusammenzucken. Es war Lena. „Na? Ich bin so aufgeregt. Freust du dich auch so auf die Ferien? Ich kann es gar nicht glauben." Mit ihrer euphorischen Art war sie mir fast schon etwas gruselig. „Ja, total!" Zusammen gingen wir auf das Schulgebäude zu. Das letzte Mal in der 10. Klasse. Im nächsten Schuljahr würden wir in der Kursstufe sein. So surreal! Die Kursstufe wurde früher von uns so gefürchtet, da dort immer die großen „Coolen" waren. Und bald würde ich selbst dazu gehören. Dabei fühl ich mich noch wie ein kleines Kind, das überhaupt keine Ahnung hat vom Erwachsenwerden.

„Und? Was hast du so? Zeig mal!", Lena riss mir mein Zeugnis aus der Hand. Im Großen und Ganzen war ich ganz zufrieden. Dafür, dass dieses Jahr bis jetzt schon ziemlich scheiße lief. Aber ich hab gelernt, damit umzugehen. „Oh mein Gott! Du hast einfach in Kunst und Französisch eine 1! Das sind die Fächer, die du abwählst!", meinte Lena mit aufgerissenen Augen. Das stimmt. Ich war schon ein bisschen stolz darauf, die Fächer, die ich abgewählt habe, mit einer glatten 1 abzuwählen. Das wird zwar nicht zu meinem Abi-Schnitt dazu zählen, aber zumindest steht es im Abi-Zeugnis mit drin.
Das ist doch mal ein schöner Abschluss! Wir beide sind mehr als zufrieden mit unserem Zeugnis und es scheint heute sogar noch die Sonne - an diesem wundervollen Tag. „Das müssen wir feiern! Was hältst du von einem Eisbecher oder einer Waffel im Café am Markt?", schlug Lena vor. „Du sprichst mir aus der Seele!" Mir lief bei dem Gedanken an eine Waffel mit Vanillesoße und Kirschen schon das Wasser im Mund zusammen.
Auf dem Schulhof fiel mir der Mann von gestern ins Auge. Was wollte er hier?? Beobachtete er mich oder war das alles nur ein Zufall? Wahrscheinlich machte ich mir mal wieder zu viele Gedanken.

Nachdem wir mit dem Bus in die Innenstadt gefahren sind, suchten wir uns einen schönen Außenplatz in unserem Lieblingscafé. „Ich bin so froh, dass ich dich hab, Isa!", sagte Lena plötzlich. „Ich auch.", entgegnete ich ihr und musste grinsen. „Ich hätte nie gedacht, dass wir jemals Freunde werden." Lena lachte auf. „Ich auch nicht."
Wir verschlangen unsere Waffel beziehungsweise unseren Eisbecher und bezahlten. Anschließend bummelten wir noch etwas durch die Stadt. „Schau mal!", rief Lena und zeigte auf ein Schaufenster. Dort war eine wunderschöne Kette aus Perlen. „Genau so eine hab ich so lange schon gesucht.", meinte Lena. Mit einem Blick auf den Preis verzog ich aber mitleidig das Gesicht. „Schau mal auf den Preis. Hast du mal eben 100 Euro in deiner Tasche?" Ihr Gesicht verfinsterte sich schlagartig. Sie schien jedoch eine Idee zu haben. „Da vorn ist eine Bank. Ich habe diese Kette jetzt schon so lang gesucht. Dafür lohnt es sich, mein Erspartes auszugeben."
Voller Vorfreude betrat sie die Bank, gefolgt von mir. Sie stellte sich an einen Geldautomaten, ich etwas abseits. Ich wollte ihr etwas Diskretion gewähren. Plötzlich kamen 3 vermummte Personen durch den Eingang. Es erinnerte mich stark an den Einbruch vorletzte Nacht. Nur mit dem Unterschied, dass der eine eine Waffe bei sich hatte, die er zielgerichtet auf uns hielt. Er kam auf mich zu und ehe ich mich wehren konnte, hatte er seinen Arm schon um meinen Hals gelegt. Es war wie in einem Film. Ich sah zu Lena, die sichtlich geschockt darüber war. Meine Knie begannen zu zittern. Ich sah wie ein anderer eine Bankangestellte mit einer weiteren Waffe bedrohte. „Geld her!" Die Bankangestellte gehorchte und ging mit dem überreichten Beutel nach hinten zu einem Schrank. Ihr stand die Angst ins Gesicht geschrieben. Einer der Täter folgte ihr, die Waffe kontinuierlich auf ihren Körper gerichtet. Die dritte Person sorgte dafür, dass die anderen Beteiligten da blieben, wo sie waren. Außer uns war noch ein älteres Ehepaar im Raum.
Ich hatte kein Zeitgefühl mehr, es könnten erst Sekunden aber auch schon mehrere Minuten vergangen sein. Ich hoffte einfach inständig, dass die Polizei von irgendjemandem, der das ganze beobachtet hatte, informiert wurde.
Auf einmal fasste sich der ältere Mann an die Brust und sank zu Boden. Das kam mir alles viel zu bekannt vor...
Die Täter schienen überrascht und überfordert. Was ich im nächsten Moment tat, bereute ich in dem selben auch schon wieder. „Er hat vermutlich einen Herzinfarkt, lassen Sie mich ihm helfen.", sagte ich zu meinem Geiselnehmer. „Sie wollen doch nicht an seinem Tod schuld sein?!", schob ich hinterher. Wider meiner Erwartungen ließ er mich locker und führte mich zu dem Mann. Seine Ehefrau daneben sah aus wie ein Gespenst. Sie war kreidebleich, also bat ich sie, sich hinzusetzen. „Du sollst dem Mann helfen, nichts weiter!" Ich drehte mich um und sah direkt in den Lauf einer Pistole. Rasch wandte ich mich dem Mann zu, der nun nicht mehr bei Bewusstsein war. Ich überprüfte seinen Puls und seine Atmung. Nicht vorhanden. Ich begann zu reanimieren, wie es damals Phil tat.

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Schwierige Situation für Isa... Wie würdet ihr reagieren?

Hoffe, es geht euch allen gut und ihr genießt das heiße Wetter ☀️ seid/geht ihr noch in Urlaub?

Du hast mir gezeigt, wie wertvoll mein Leben istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt