12 - Flashback

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Endlich aus! Ich hätte nicht gedacht, dass ein Montag mit 6 Unterrichtsstunden so anstrengend sein kann. Auf dem Schulhof waren nicht viele Schüler, hauptsächlich 5.-Klässler, die Federball oder Fußball spielten oder am Handy hingen. Zielstrebig ging ich über den Schulhof, damit ich von den spielenden Kindern nicht umgerannt werden würde, als ich Gelächter vom Eingang der Sporthalle wahrnahm. „Schau mal, was hat die denn für Segelohren? Ich seh die schon gleich abheben" Auf den Treppenstufen saß das neue Mädchen mit zwei anderen meiner Klasse. Sie grinsten zu mir rüber. Mir war schnell klar, warum sie sich lustig machten.

Ein spitzer Schmerz durchdrang meinen Körper. Vor meinem inneren Auge spielte sich das ganze Drama aus der 4. Klasse wieder ab. Die Gelächter von damals traten in meinen Kopf. Nein, nicht schon wieder... Ich bemerkte die ersten Tränen in meinen Augen, also lief ich schnell weiter.
Ich sprintete förmlich den Weg runter zur Bushaltestelle. Ich war komplett mit meinen Gedanken beschäftigt, sodass ich schnurstracks über die Kreuzung hinüber zur Bushaltestelle marschierte. Korrigiere. Marschieren wollte. Denn im nächsten Moment hörte ich quietschende Reifen. Etwas Hartes traf mich von der linken Seite, kurz darauf hatte ich das Gefühl, zu fliegen und schließlich landete ich ziemlich hart. Ich sah, wie sich eine Autotür öffnete und sich Schritte näherten, bevor ich in ein tiefes Schwarz gezogen wurde.

„Ich bin um die Ecke hier gebogen, und dann kam dieses Mädchen aus dem nichts und lief über die Straße ohne aufzuschauen" Ich konnte eine weibliche Stimme erkennen, die das gesagt haben musste. Mit meiner ganzen Kraft schaffte ich es endlich, meine Augen zu öffnen. Ich erblickte eine Person, die ich nicht kannte und meinen Kopf fixierte. „Sie ist wieder da.", sagte der Mann und neben ihm blickte ich in die besorgten Augen einer bekannten Person. Phil. „Hey Isa! Was machst du denn für Sachen? Kannst du dich erinnern, was passiert ist?" Ich schüttelte den Kopf, woraufhin der Unbekannte meinen Kopf fester hielt. Ich schaute mich etwas um - soweit es im Liegen eben ging - und bemerkte noch zwei andere Personen, die neben mir knieten. „Du hattest einen Unfall. Wir bringen dich erstmal in den Rettungswagen, okay?" Ich schluckte, brachte aber kein Wort raus. Phil nahm es wohl als ‚Ja' und so lag ich kurz darauf auf einer Trage. Eine Müdigkeit überrollte mich und so ließ ich meine schweren Augenlider ruhen. Ein Schlag auf meine Wangen ließ mich meine Augen wieder öffnen. „Hey, Augen offen lassen!" Phil schaute mich mit ernster aber auch besorgter Miene an.

Phil versicherte mir, dass er Alex Bescheid geben würde und nachher selbst auch noch vorbei kommen würde. Nachdem sich Phil im Krankenhaus von mir verabschiedet hat, wurde ich zu einer Reihe an Untersuchungen gebracht, hier und da mal reingeschoben. Am Ende landete ich in einem leeren Krankenzimmer.

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Meine Lieben. Hier mal ein Teil von meinem Leben...
Tatsächlich wurde ich in der Grundschule gehänselt. Das Problem waren meine Ohren. Der Grund: Sie stehen ab, da ich bei meiner Geburt mit umgeknickten Ohren zur Welt gekommen bin.
Das ging soweit, bis ich mich in der 4. Klasse zu einer OP entschieden habe. Die war leider ohne Erfolg (was bei 5% vorkommt). Als ich aufs Gymnasium kam, ging es so weiter, bis ich mich zu einer zweiten OP entschied. Also wieder Vollnarkose mit darauffolgender Übelkeit, Schmerzen, Kopfverband, Fäden ziehen...
Dort war das Ergebnis etwas deutlicher, jedoch war ich da auch nicht ganz so zufrieden, weshalb ich meine Haare fast nur noch offen trug.
Niemand sollte wegen seines Aussehens ausgelacht werden. Sowas hat Einfluss auf die Denkensweise einer Person und kann weitreichende Folgen haben.
Leute, mit Mobbing ist echt nicht zu spaßen! Wenn ihr sowas seht, bitte seid so mutig und greift ein 🙏🏼

Du hast mir gezeigt, wie wertvoll mein Leben istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt