11 - Die Neue

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Das war mein Leben nun. Alex war bereits wie ein Vater für mich geworden. Von meinem echten Vater weiß ich nicht wirklich viel. Er ist kurz nach meiner Geburt abgehauen. Ich hatte es akzeptiert, keinen Vater zu haben. Jedoch hatte ich mich immer gefragt, wie es wohl ist, einen Vater zu haben.

Jetzt hab ich jemanden, der die Vaterrolle übernimmt, und ich muss sagen, es fühlt sich gut an. Abgesehen davon, dass ich natürlich innerlich eine tiefe Trauer verspüre, fühle ich mich inzwischen ziemlich wohl bei Alex, Phil, Cem und André.

„Isa, aufstehen! Du kommst sonst noch zu spät zur Schule! Es ist schon Dreiviertel 7." Bei diesen Worten erschrak ich und stand kurz darauf hellwach im Bett. 15 Minuten blieben mir noch bevor ich aus dem Haus musste, wenn ich meinen Bus noch erwischen wollte. Rasch zog ich ein paar unbenutzte Teile aus meinem Kleiderschrank. Zeit für ein Zusammenstellen passender Klamotten war nicht mehr vorhanden. Schnell noch ins Bad. Meine Pickel wollten sich heute mal wieder von ihrer schönsten Seite zeigen. Naja, dann kann die heute eben jeder mal betrachten, denn fürs Abdecken war keine Zeit mehr. Ein bisschen Wimperntusche und schon nahm ich meine Schultasche und war aus dem Haus verschwunden.

Im Klassenzimmer angekommen blickte ich mal wieder in die müden Gesichter meiner Klassenkameraden, die schon vor mir brav auf ihren Stühlen hockten. Geräuschlos ließ ich mich auf meinen Stuhl neben meiner Nebensitzerin nieder. Wir sprechen sonst auch nicht viel, wir sind einfach nur froh, jemanden zu haben, neben dem wir sitzen können.
Ich habe in meiner Klasse keine Freunde, außerhalb aber auch nicht wirklich. Stört mich aber auch nicht, denn ich habe genug mit der Schule zu tun. Jedenfalls versuche ich, mir das einzureden.

Als es klingelte, erschien unsere Deutschlehrerin mit unserem Rektor und einem Mädchen im Schlepptau. Sie hatte lange braune Haare und trug jede Menge teure Klamotten - das war kaum zu übersehen. Außerdem schien sie, gefühlt ein Kilo Schminke im Gesicht kleben zu haben und kaute lässig einen Kaugummi. Sie war mir sofort unsympathisch. Soll das unsere neue Klassenkameradin werden?

„Hehe, hört mal alle her! Das ist Lena. Sie wird ab heute in eure Klasse gehen. Lena, möchtest du dich kurz vorstellen?" Unser Rektor schaute sie erwartungsvoll an. „Ähm... nöö", kam es frech von der neuen Schülerin, die daraufhin ihren Kaugummi zum Platzen brachte.
„Na gut, du kannst dich da hinten an den freien Platz setzen.", wies Frau Peukmann - unsere Deutschlehrerin - an. Auf dem Weg dorthin ging sie an meinem Tisch vorbei und musterte mich herablassend.
Was sollte das denn??

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Schönen Tag noch! 😘

Du hast mir gezeigt, wie wertvoll mein Leben istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt