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Kapitel 8

Es dauerte noch ein wenig, bis Taehyung und Jin mit ihrem Fotoshooting fertig waren, und währenddessen unterhielten sich Jimin und Jungkook die meiste Zeit. Sie lernten einige Gemeinsamkeiten übereinander kennen und verstanden sich wirklich gut. Es war ein nahezu perfekter Abend und Jimin freute sich, nun wirklich zwei neue Freunde gefunden zu haben.

"Okay, dieser Jin ist echt ein cooler Typ." war das erste, was Taehyung auf ihrem Rückweg sagte.
"Finde ich auch! Und Jungkook ist auch echt nett.", fügte Jimin hinzu.
"Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich von dem halten soll. Er ist mir eine Spur zu ruhig.", erzählte der Blauhaarige, während sie in den Fahrstuhl stiegen. Daraufhin konnte sein bester Freund nur lachen. Taehyung mochte eben eher Menschen, die genauso aufgedreht wie er selbst waren.

Es war bereits spät, da Taehyung und Jin Fotos gemacht hatten, bis die Sonne schon lange hinter dem Horizont verschwunden war. Deswegen machten die Mitbewohner nach ihrer Ankunft nichts mehr, außer sich bettfertig zu machen und schlafen zu gehen.

[...]

Am nächsten Morgen wachte Jimin zwar zu seiner normalen Aufwach-Zeit auf, allerdings war er dieses Mal schweißgebadet und atmete schnell. Er hatte in der Nacht einen Albtraum nach dem anderen gehabt und konnte kaum schlafen deswegen.

Wahrscheinlich lag es daran, dass er jetzt schon einige Tage von Zuhause fort war. Die Erinnerungen, die er vorher noch gut unterdrücken konnte, prasselten jetzt nach und nach auf ihn ein.

Der Neunzehnjährige atmete einmal tief durch und entschied sich dazu, dass er frische Luft brauchte. Taehyungs Wohnung hatte zum Glück einen kleinen Balkon, auf den er nun ging und sich auf die Bank setzte, die dort stand.

Er wollte nicht in Selbstmitleid versinken, aber selbst die frische Luft half Jimin nicht. Zu viele Erinnerungen schwirrten in seinem Kopf herum, der Anblick von Leichen, getötet von den Handlangern seines Vaters. Natürlich machte sein Vater sich nie die Hände schmutzig, er als Mafioso konnte sagen, wer getötet werden sollte, und das machten dann seine Untergebenen für ihn.

Allerdings hätte Jimin in nicht all zu ferner Zeit selber jemanden umbringen müssen. Es war eine Familientradition, damit man reif dafür war, die Leitung zu übernehmen. Jimin hätte das niemals geschafft, deswegen war er froh, dass er jetzt weit entfernt von zuhause war.

Aber er hatte schon viele schlimme Dinge mit ansehen müssen. Es hatte einmal eine Schießerei direkt vor ihrem Haus gegeben, er hatte aus dem Fenster gesehen und musste zugucken, wie sein Cousin vor seinen Augen erschossen wurde.

Außerdem war da noch der Keller unter der Villa. Die Schreie der Gefangenen drangen manchmal durch den Boden bis nach oben, doch zum Glück fast nie hoch zu Jimins Zimmer. Trotzdem war es einfach nur schrecklich gewesen.

Der Schwarzhaarige schluchzte leise und hielt sich die Hände vor sein Gesicht, um zumindest etwas leiser zu sein. Jetzt, wo er gerade dachte, diese Last auf seinen Schultern losgeworden zu sein, kam sie nochmal doppelt so schlimm wieder und raubte ihm den Atem.

Jimin hatte keine Ahnung, wie lange er dort auf dieser Bank leise vor sich hinschluchzte. Erst, als sich links von ihm jemand setzte, wurde er aus seinen Gedanken gerissen.
"Tae..?", fragte er leise mit brüchiger Stimme und sah zu seinem besten Freund hoch. Dieser antwortete nichts, sondern legte einfach die Arme um ihn und drückte ihn fest an sich.

Jimin genoss die Umarmung sehr, beruhigte sich endlich wieder ein wenig. Es tat gut zu wissen, dass er noch jemanden hatte, dem er wirklich wichtig war und der immer kommen würde, um ihn zu trösten. Ebenfalls rührte es ihn, dass Taehyung wusste, dass er ihn solchen Situationen nicht gerne redete. Und wenn kam es von ihm aus, nicht dadurch, dass jemand nachharkte.

"Danke..", murmelte er und löste sich langsam wieder von seinem besten Freund. Er wischte sich die restlichen Tränen aus den Augenwinkeln und schniefte, bis seine Nase endlich wieder etwas freier war. Der Blauhaarige neben ihm sah ihn nur ernst von der Seite an.
"Ich hoffe du weißt, dass du immer, wenn du traurig bist, zu mir kommen kannst.", sagte er und wirkte in diesem Moment viel zu erwachsen, wo er doch eigentlich immer eher kindisch war.

"Das weiß ich.. Danke Tae." Jimin rang sich ein Lächeln ab und nahm ihn nochmal kurz in die Arme.
"Gehen wir jetzt etwas frühstücken?", fragte er, um diese Situation so schnell wie möglich zu vergessen, und vor allem diese Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen.
"Gerne."

So standen sie also auf und gingen zusammen zurück nach drinnen, um etwas zu frühstücken.
"Namjoon kommt übrigens gleich vorbei.", erzählte Taehyung mampfend und war wieder ganz der alte.
"Das ist schön. Dann können wir ja zu dritt Mario Kart spielen.", schlug Jimin freudig vor. Und diese Freude war echt, nicht dazugehörend zu seiner Maske. In diesem Moment war er einfach nur ein junger Mann, der sich darauf freute, ein Videospiel zu spielen.

Es dauerte nicht lange, bis Namjoon vor der Tür ihrer gemeinsamen Wohnung stand. Jimin öffnete diese und musste erstmal ein wenig schlucken, als dieser Typ in voller Größe vor ihm stand. Wenn keine Theke sie trennte, wirkte Namjoon sogar noch größer.

"Hey Jimin, schön dich wiederzusehen!", begrüßte Namjoon ihn und nahm ihn erstmal fest in die Arme, was seiner kompletten Ausstrahlung widersprach. Der Kleinere lächelte nur und wartete, bis der Größere ihn wieder freigab.

Zusammen gingen sie in das Wohnzimmer, in dem Taehyung bereits auf dem Sofa stand und sich für ihr episches Mario-Kart Battle vorbereitete. Die beiden setzen sich rechts und links von ihrem blauhaarigen Freund hin und nahmen die Controller in der Hand, die noch auf dem Glastisch vor dem Sofa lagen.

Find You || JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt