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Kapitel 24

Jimin wurde von lauten Schritten, die die Treppe herunterstampften, aus seinem Schlaf gerissen. Warte... Wann war er überhaupt eingeschlafen? Verschlafen öffnete er seine Augen, konnte aber weder den Schlaf aus ihnen reiben, noch sich genüsslich strecken.

Er sah auf und ächzte sofort von den nicht gerade leichten Schmerzen in seinem Nacken. Er kniff die Augen zusammen, um zu erkennen, wer da auf ihn zukam.
"Genug ausgeruht.", sagte Jungkook und hatte einen weiteren Stuhl dabei. Diesen stellte er vor Jimin ab und setzte sich rückwarts drauf, sodass er seine Arme auf die Lehne stützen konnte.

"Was willst du..?", fragte Jimin schwach und mit rauer Morgenstimme.
"Dir ein paar Fragen stellen." Jungkook musterte Jimins Gesicht und legte eine Hand an seine Wange, um ihm irgendetwas wegzuwischen. Der Jüngere drehte allerdings sofort seinen Kopf zur Seite. Sowas würde er nicht mit sich machen lassen. Ganz bestimmt nicht.

"Erste Frage." Jungkook beachtete Jimins Reaktion nicht.
"Wieso bist du weggelaufen?" Er sagte nicht sowas wie geflohen oder geflüchtet, er sagte weggelaufen. Jimin war nicht weggelaufen, er war geflüchtet.
"Es.. Wieso fragst du das überhaupt?", stellte der Schwarzhaarige schnell eine Gegenfrage.

"Ich bin neugierig." Wow, das war nicht die Antwort, die er erwartet hatte. Er dachte, sein Vater wollte es vielleicht wissen. Eigentlich musste er nicht antworten, aber er hatte das Bedürfnis, sich zu erklären.
"Für mich ist die Mafia einfach... Die Hölle. Schon seitdem ich mit neun oder so erfahren habe, was da alles für schreckliche Dinge abgehen. Ich wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis ich sein Amt übernehmen musste. Aber ich wusste auch, dass ich das niemals tun können werde..."

"Aber wieso denn nicht?" Diese Frage von Jungkook klang ernsthaft neugierig, als könnte er es sich nicht selber logisch erklären.
"Weil ich nicht für sowas gemacht bin.", antwortete Jimin ehrlich. Da kam in ihm eine Frage auf.
"Wieso kannte ich dich nicht vorher? Ich dachte, ich kenne alle Leute von meinem Vater."

"Er hat einige Geheimwaffen und ich bin eine davon. Sowas wie sein geheimer Detektiv und Auftragsmörder." Jungkook zuckte mit den Schultern.
"Und Jin... Hilft mir halt ein wenig. Aber mein Bruder ist er wirklich."
"Okay.." es wurde wieder still in dem dunklen Keller.

Jimin kaute auf seiner Unterlippe herum und fühlte sich total ausgeliefert unter dem Blick seines Gegenübers. Jungkook musterte ihn nämlich gefühlt die ganze Zeit und er konnte nichts anderes, als dazusitzen und es über sich ergehen zu lassen, denn er war immer noch gefesselt.

"Du möchtest also auf keinen Fall zurück?", fragte der Ältere stumpf und Jimin nickte schnell. Auf gar keinen Fall wollte er zurück. Jungkook nickte nur ebenfalls leicht und sah zur Treppe, als ob dort bald jemand runterkommen würde.

"Werde ich.. werde ich bald weggebracht?", fragte der Jüngere mit unsicherer Stimme.
"Das entscheide ich. Wenn du nett zu mir bist, lasse ich dich noch ein wenig hier, damit du nicht direkt zurück musst." Jimin dachte sofort über diese Worte nach. Lohnte es sich, sich bei Jungkook einzuschleimen und nett zu ihm zu sein, nur um Zeit zu schänden? Er war sich nicht ganz sicher.

"Wie bist du denn eigentlich zur Mafia gekommen? Bei mir weißt du ja, ich bin hineingeboren.. Ist es bei dir freiwillig geschehen?", fragte er vorsichtig, in der Hoffnung, dass das nicht als 'un-nett' galt.
"Meine Eltern sind gestorben. Jin und ich brauchten Geld, also kamen wir hierher. Dein Vater bezahlt mich gut." Diese Worte klangen so kalt, obwohl Jungkook gerade von seinem schrecklichen Schicksal erzählte.

"Das.." Jimin wollte gerade sein Beileid aussprechen, aber wieso sollte er sas überhaupt machen?! Er sollte den Typen dort vor sich eigentlich abgrundtief hassen, aber diese kurze Erklärung hatte seinen Hass schon wieder um einiges reduziert. Wenn man bedachte, dass er vor wenigen Stunden noch kurz davor war, echt Hoffnungen für Jungkook und sich zu haben... Er dachte, sie könnten sich einfach aussprechen und dann würde alles gut werden.

Als er an die Stunden bevor er dort in dem Keller gelandet war zurückdachte, fiel ihm plötzlich etwas ein.
"Hast du an dem Abend etwas in meinen Orangensaft getan?" Eigentlich wollte doch Jungkook ihn ausfragen, aber Jimin schien viel mehr Fragen zu haben.

Der Ältere nickte.
"Ich dachte, es würde dich vielleicht etwas gefügiger machen." Wie konnte seine Stimme die ganze Zeit so kalt klingen?! Man konnte einfach keine Emotion in seinem Gesicht erkennen und noch weniger an seiner Stimme.
"Gefügiger? Ich und ge-" Weiter kam Jimin nicht.

Er lehnte sich etwas nach hinten, als Jungkook sich plötzlich weit vorbeugte und mit einer Hand sein Kinn festhielt.
"Vielleicht hatte ich dich ein klitzekleines bisschen unterschätzt, aber glaub mir, du würdest nach deinem ersten Mal mit mir nach Wiederholung betteln." Die Stimme des Älteren zeigte nun endlich eine Emotion, und zwar Lust. Seine Augen leuchteten und sein Blick lag auf Jimins Lippen, welcher sich keinen Zentimeter bewegte und starke Gänsehaut am ganzen Körper hatte.

"Mhh.." Jungkook ließ das Kinn des Jüngeren nicht los, während er von seinem umgedrehten Stuhl aufstand und diesen zur Seite schob. Er war stehend natürlich nochmal um einiges größer als Jimin und nutzte dies auch schamlos aus, um auf den Schwarzhaarigen runterzugucken.

"Ich weiß, dass du mich willst." Bei diesem Tonfall traute man sich nicht mal, zu widersprechen. Die Atmosphäre in dem Raum war in dem Moment so aufgeladen und Jimin traute sich kaum, auch nur zu atmen.

Er sah zu Jungkook hoch, strengte sich stark an, dem Blick standzuhalten. In dem Moment konnte er nicht klar denken. Nicht realisieren, dass er das gute Recht dazu hatte, seinen Gegenüber zu hassen. Das einzige, was ihm klar wurde, war dass er ihn wirklich wollte. Er wollte Jungkook immer noch.

Find You || JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt