Kapitel 1
Es war ein kühler Freitagabend in Südkorea. Die Sonne verschwand langsam hinter den dichten Kirschbäumen, die sich um die Villa der Parks reihten. Normalerweise wäre um diese Zeit bereits alles still und ruhig, denn niemand verließ die Villa mehr und alle gingen so langsam zu Bett. Doch an diesem Abend war es anders, was allerdings so schnell niemand bemerken sollte.
Ein neunzehnjähriger Junge, pechschwarzes Haar und ziemlich schlanke Statur, saß gerade auf seiner Fensterbank und guckte genau, wie er den Weg aus dem zweiten Stock am besten hinter sich bringen konnte ohne einerseits irgendeinen Lärm zu machen und andererseits in das Bild der Überwachungskameras zu geraten.
Diese überwachten eigentlich das ganze Gelände, aber nur fast. Jimin, so hieß der Junge, hatte sich alles genauestens eingeprägt, wo er gesehen werden würde und wo nicht. Er hatte diesen Plan bereits vor mehreren Jahren geschmiedet, aber immer als er kurz davor war, es zu tun, überkam ihn die Angst und er verschwand wieder in seinem Zimmer, um seinem harten Alltag nachzugehen.
Jimin war nämlich kein normaler Junge. Er war der Sohn eines Mafia Bosses, auch genannt Mafioso. Park Jinyoung, der angesehenste Mafioso in ganz Südkorea. Durch ihn fanden so gut wie alle illegalen Waffen- und Drogenimporte in den unteren Teil der Halbinsel statt. Und Jimin, als erstgeborener und auch einziger Sohn des Mafiosos, war natürlich dafür bestimmt, das Familiengeschäft zu übernehmen.
Bereits in jungen Jahren wurde er einer strengen Erziehung unterzogen und musste viele Dinge mitansehen, die ein normales Kind in seinem Alter wahrscheinlich bis an sein Lebensende traumatisiert hätten. Vielleicht hatten sie das auch. Aber darüber wollte Jimin an diesem Abend nicht nachdenken.
Er hatte etwas ganz anderes im Sinn, und zwar seine Flucht. Dieses Mal war es anders, dieses Mal war er sich ganz sicher. Wahrscheinlich war der ausschlaggebende Grund gewesen, dass sein Vater ihm ein paar Stunden zuvor klargemacht hatte, wie wichtig seine Existenz für das Überleben ihrer Organisation war. Am liebsten hätte er seinen Vater angeschrien, ihm klargemacht, dass er das alles nicht wollte. Aber er war still geblieben und hatte nur lächelnd genickt, so wie er es immer tat.
Jimin konnte seine immer lächelnde Maske schließlich über viele Jahre hinweg trainieren, hatte sie zu dem Zeitpunkt fast schon perfektioniert. Aber er hoffte innerlich sehr, dass er sie schon bald ablegen und sein echtes Ich endlich wieder an die Oberfläche lassen konnte. Nun saß er hier also, Draußen auf der Fensterbank und genoss die Abendluft, die langsam aber sicher immer mehr abkühlte. Die Sonne war mittlerweile verschwunden, nur einige lila Streifen am Himmel zeugten noch von ihrer Präsenz.
Jimin wusste, bald würde es so weit sein. Sein Plan war gut ausgeklügelt, fast noch perfekter als seine Maske. Er wusste genau, was er zu tun hatte und wie er hier endgültig weg kam. Mit einem selbstbewussten, fast schon etwas frechen Grinsen, krallte er sich mit seinen Händen an der Fensterbank weg und ließ sich langsam nach unten gleiten. Er hatte Glück, denn vor seinem Fenster war einer dieser Winkel, den die Überwachungskameras nicht festhielten.
Der schwarzhaarige Junge guckte rechts und links von sich nach, ob auch kein Licht mehr in den anderen Zimmern an war. In dem einen Zimmer schlief ein Dienstmädchen, was sich wahrscheinlich nicht mal wundern würde, wenn eine Gestalt an ihr vorbeikrabbelte, und im Zimmer daneben schlief sein Vater. Dieser hatte einen sehr tiefen Schlaf, also würde er mit großer Wahrscheinlichkeit nichts bemerken.
Die Fassade der Villa bestand aus weißem Marmor, säumte die ganze Vorderseite des Gebäudes und war auch auf dem großen Balkon wiederzufinden. Nicht weit entfernt von Jimins Fenster verlief eine Regenrinne nach unten, die im Moment nicht wirklich was zu tun hatte, da der Sommer recht trocken begonnen hatte. An diese klammerte sich der Schwarzhaarige nun und kletterte langsam nach unten. Darauf bedacht, ja kein lautes Geräusch zu machen. Das Metall knatschte nur hin und wieder leise, erfüllte ansonsten vollkommen seinen Job, Jimin sicher nach unten zu bringen.
Der Neunzehnjährige fühlte sich schon jetzt ein bisschen freier, auch wenn es vielleicht etwas zu früh dafür war, als er endlich auf dem steinigen Boden direkt vor der Villa stand. Ein wenig Wind wehte ihm die Haare ins Gesicht, welche er sich mit einer kurzen Handbewegung wieder wegstrich. Nun konnte ihn fast nichts mehr aufhalten, auch wenn der gefährlichste Teil erst noch kam.
Jeden Freitag kam ein schwarzer Van mit immer denselben zwei Männern. Diese lieferten alle möglichen Drogen an die Familie Park, von Cannabis bis hin zu Kokain. Und Jimin hatte sich natürlich genauestens informiert, woher er kam und wohin er zurückfuhr. Der Wagen holte die Drogen immer direkt vom Flughafen Seouls ab, also genau dort wo er hin wollte. Er kam immer abends, da dort das Risiko in eine Kontrolle zu geraten deutlich geringer war.
Der Schwarzhaarige war eine halbe Stunde zuvor zu dem Wagen gegangen, der zu dem Zeitpunkt alleine in der Garage stand und hatte eine kleine Münze an den Rand geklebt, sodass die Türen nicht mehr richtig zu gingen, aber es so aussah, als wären sie zu. Jimin putzte noch ein letztes Mal seine enge, schwarze Lederhose ab, richtete seinen Rucksack, den er auf dem Rücken trug, und machte sich auf den Weg zur Garage. Den Schlüssel zur Hintertür von dieser hatte er von ihrem Schlüsselbrett geklaut, allerdings würde er ihn in der Garage liegen lassen, schließlich konnte er nichts mit ihm anfangen.
Schnellen Schrittes schlich er leise wie eine Katze direkt an der Wand entlang, immer noch im blinden Winkel der Kameras. Die Garage war nur wenige Meter entfernt und schon nach wenigen Sekunden kam er an der Hintertür an. In dem Moment wunderte er sich und merkte, dass er wohl eigentlich etwas nervös vor seiner Flucht sein sollte. Aber er verspürte nichts dergleichen, nur großes Glück, endlich verschwinden zu können.
Leise schloss der Schwarzhaarige die Tür auf. Darauf bedacht, ja keinen Mucks von sich zu geben. Das einzige, was zu hören war, waren einige Katzen, die sich anscheinend laut-miauend um ihr Revier stritten. Dadurch stockte Jimin für einen kurzen Moment. Das einzige, was er wohl wirklich vermissen würde, war seine Katze „Lil Meow Meow".
Jimin fing sich schnell wieder und öffnete die Tür einen Spalt. Er konnte die Stimmen der zwei Männer vernehmen, welche sich gerade lautstark unterhielten und dabei auf dem Weg zum Van waren. Der Neunzehnjährige wartete ab, bis er die Autotüren zuknallen hörte und die Stimmen nur noch gedämpft zu hören waren.Das war das Zeichen für ihn. Er ließ die Schlüssel einfach in der Hintertür stecken, schloss sie leise und huschte zu dem Van. Die Tür konnte er einfach öffnen und hüpfte schnell in den hinteren Teil des Fahrzeuges, in dem normalerweise die Drogen gelagert wurden. Nun ging es also wirklich los, mit seiner Flucht aus der Hölle auf Erden.
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Find You || Jikook
FanficJimin, der Sohn von einem der reichsten und skrupellosesten Mafiabosse in ganz Südkorea. Sein Vater bereitet ihn schon lange auf seine Rolle vor, drillt ihn förmlich darauf, das Amt als Mafioso für seinen Vater weiterführen zu können. Doch Jimin wil...