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Grundschule, Realschule, Berufsschule, Universität.

Kennlernrunden und Stuhlkreise als angeblich beidseitige Erlaubnis zum "Woherkommstdu".

Fremde Kinder, Jugendliche und Erwachsene können mich nach meinem kulturellen Hintergrund fragen und ich sie nach ihrem und das mehr oder weniger ebenbürtig, sagten zumindest meine weißen Lehrer. Oh, Ironie!

"Sie sind an der Reihe. Stellen Sie sich vor."

Und dann geht's erst so richtig los. Von "Woherkommstdu" und "Woherkommstduwirklich" bis "Wiealtbistdu" und "Wieheißtduüberhaupt" hagelt alles auf einen hinab.

Was soll man da eigentlich antworten?

"Hi, ich bin Tess, einundzwanzig Jahre alt und habe zwei Kinder. Ich bin in Deutschland geboren, meine Eltern nicht."

Das ist zumindest jetzt meine persönliche Standardantwort, jedoch habe ich vor ein paar Tagen meinen Grundschulsteckbrief gefunden. Entschuldigt die Fehler...

"Halo ich bin Resi aus Neudorf*. Ich bin sechs und meine Ma ist aus Nigeriar und mein Baba ist aus Schiena aba ich bin in Doitschlant geboan. Ich haabe zwai eltere Brüda und sonst nur jüngerä und aine schwestear. Ich bin kain Nega der euch beklaot und euch die Abait stilt + so möchde ich aoch nich genand weadn. Ich kome nehmlich in di Schule! Ich mag Pippi Langstrumpf und die wilden Kerle aber es ist dof das da keina ausiht wie ich."

Keiner sollte sich so fühlen und beweisen  müssen woher man kommt. Schon gar kein Kind.

100 Days of OthernessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt