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Gestern Abend bin ich mit dem Zug von zuhause zum Flughafen gefahren. Meine beiden Söhne mit im Gepäck.

Der Schaffner kontrolliert kurz vor meiner Haltestelle.

"Zeig... Mir... Dein... Ticket!"

Ich sehe ihn etwas perplex an, denn vorbereitet war ich weder auf die überdeutliche Aussprache noch auf das Duzen.

"Warten Sie bitte kurz, ich hab's aber dabei."

Ich muss etwas länger suchen, da ich es natürlich zuerst eingepackt habe und es somit unten in meinem Rucksack ist.

"Fahren... Sie... schwarz?!"

Ich sehe den Schaffner wieder etwas verwirrt an. Immerhin duzt er mich nicht mehr. Das Ticket für uns drei habe ich derweilen gefunden.

"Ja natürlich. Schon mein ganzes Leben. Hier unser Ticket."

Ich war stolz auf mich. Sonst bin ich oft zu introvertiert für solche Sachen oder der Spruch fällt mir erst nachher ein.

Als wir im Flugzeug saßen ist mir erst aufgefallen wie diskriminierend das alles doch war.

In dem Moment hätte ich gerne geweint, aber dann hätte ich meinen Jungs erklären müssen warum. Ich will noch nicht die phantastische Welt von meinen Kindern zerstören, indem ich ihnen sage, dass es Leute gibt, die sie als minderwertig bezeichnen wegen einer Tatsache für die sie nichts können. Wegen einer Tatsache, die lediglich mit DNS-Spiralen zusammenhängt.

100 Days of OthernessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt