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Draco schlich sich durch die Gänge Hogwarts. Zwar hätte er das niemals zugegeben, aber er liebte das alte Schloss. Er schlich sich des Nachts oft raus, manchmal um einfach nur seine Ruhe zu haben (Goyle schnarchte in den verschiedensten Tonlagen) oder um sich einen Snack in der Küche zu holen (Dabei war es natürlich nützlich, dass er ein Malfoy war). Aber diese Nacht hatte er etwas anderes vor. Er musste sichergehen.
Er bog um die nächste Ecke und schlüpfte in das leere Klassenzimmer, in dem er sich schon mit Potter getroffen hatte. Mit zittrigen Fingern schloss er die Tür. Er war hier schon mehrmals gewesen. Einfach, um es zu versuchen, aber nie hatte er sich getraut. Er war einfach zu feige.
Aber heute, das sagte er sich, würde er es wagen.
Ja, er würde nachschauen.
Er hatte Dumbledore darüber reden hören. Mit McGonagall. Die beiden sollten sich echt mal leiser besprechen.
Jedenfalls hatte er sie reden hören. Und natürlich wusste er sofort worüber. Er kannte viele magische Artefakte. Und der Spiegel Nerhegeb gehörte natürlich dazu.
Jetzt stand er in diesem Klassenzimmer und hatte Schiss.
Der Spiegel würde ihm das, was sein Herz am meisten begehrte, zeigen.
Und Draco hatte Angst. Angst, weil er sich schon denken konnte, was es war. Sein tiefstes Verlangen. Was für ein Quatsch!
Er drehte sich um, stoppte dann aber. Nein, jetzt war er hier. Und er wollte nicht schon wieder den Tag über an diesen verdammten Spiegel denken!
Also ging er zu dem verdeckten Spiegel und zog an dem Stoff, der über ihn geworfen war. Es ging so leicht, so verdammt einfach, den Spiegel zu enthüllen.
Das Tuch glitt ohne einen Laut zu Boden. Und Draco stand dem Spiegel zum ersten Mal gegenüber.
Er holte tief Luft und wischte die dicke Staubschicht vom Glas. Dann seufzte er. Es war klar gewesen. Sein Leben konnte nicht schlimmer werden! Er spürte, wie er keine Luft mehr bekam und ihm die Tränen kamen. Er drehte sich um, dachte nur noch an die Flucht. Er stürmte aus dem Klassenzimmer, rannte immer weiter. Hauptsache weg von den stechend grünen Augen, die ihn aus dem Glas heraus anstarrten...

Mad about youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt