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Die nächste Woche verstrich so schnell, sodass Harry kaum Zeit hatte, über das Geschehene nachzudenken. Erst kehrte Hagrid zurück, erzählte ihnen von der erfolglosen Mission, dann hatten sie einen Berg von Hausaufgaben auf und zu Guter (oder eher schlechter?) Letzt ruinierte Umbridge auch noch Hagrids Unterricht. Auch das letzte DA treffen vor den Ferien musste ausfallen, weil eine bekloppte Grippewelle Hogwarts heimsuchte. Und wie es bei Zauberern nun der Fall ist, kennen sie kaum eine Muggelkrankheit, man braucht also nicht viel Vorstellungskraft, um an eine überforderte Madam Pomfrey, die in einer solchen Situation nicht viel ausrichten kann, zu denken... Naja, und dann kam auch schon die Nacht, die alles verändern würde. Wirklich alles.
Zuerst träumte er nur ziemlichen Quatsch. Von Fred und George, die Voldemorts Kopf mit Schneebällen bewarfen, dann von Snape, der irgendwas über Blumen faselte. Dann war Snape plötzlich ein Vampir, Hermine trug ein gelbes Kleid und plötzlich fühlte Harry sich nicht mehr wie Harry.
Er wusste nicht, was er war, aber wusste, dass sein Körper länger geworden war, seine Beine waren verschwunden, er glitt dahin... wie eine Schlange! Aber das konnte nicht sein! Fieberhaft überlegte er, was er denn sonst sein könnte, aber langsam schwanden seine menschlichen Sinne. Er glitt dahin, wusste, dass er ein Ziel hatte. Eine Aufgabe, die er möglichst schnell zu erfüllen hatte. Sein Gebieter konnte wütend werden. Sehr wütend. Er schlängelte sich weiter, durch einen Korridor... Kannte er diesen Korridor? Nein... Oder doch? Seine echten Gedanken kämpften mit denen der Gestalt, die er jetzt war. Er glitt weiter, verwirrt und vielleicht hätte er erkannt, was er war, wenn nicht eine Gestalt auf dem Boden ihn abgelenkt hätte. Seine menschlichen Überlegungen verschwanden, er war jetzt eine Schlange, durch und durch. Er wollte diesen Menschen beißen, aber er erinnerte sich an seine Aufgabe. Der Mann regte sich und Harry wusste, dass er ihn nicht bei vollem Bewusstsein lassen konnte. Der Mann stand nun über ihm, er zog seinen Zauberstab... und Harry biss zu.
Gleichzeitig fing seine Stirn an zu schmerzen, er wusste, sie würde gleich bersten, die Schlange biss immer noch zu, aber jetzt sah er sie nicht mehr. Er schlug die Augen auf, Ron stand über ihn gebeugt und schüttelte ihn an der Schulter. Um ihn herum standen noch mehr Gestalten, Harry könnte schwören, Nevilles gebeugte Körperhaltung zu erkennen, dann durchfuhr ihn ein furchtbarer Schmerz, Harry beugte sich über den Bettrand und erbrach sich. Als er sich benommen aufrichtete, standen in allen Gesichtern, die er erkennen konnte, Sorge und Verwirrung.
Aber darum konnte er sich jetzt nicht kümmern. Er musste es Ron erzählen!
„Ron, dein... dein Dad!", keuchte er und würgte, weil der Geschmack des Erbrochenen immer noch in seinem Mund war.
„Was? Harry, du hast nur geträumt! Schau mal, Neville ist Hilfe holen gegangen, er kommt bestimmt gleich mit Madam Pomfrey zurück!"
Aber Harry schüttelte wie im Wahn den Kopf, er hörte Seamus und Dean tuscheln, aber das war ihm egal. Nur Rons Dad zählte jetzt, wenn er noch am Leben war!
„Ron, wir können nicht warten, dein Dad wurde angegriffen, ich hab's gesehen!"
Wie konnte er ihm bloß erklären, dass das nicht nur ein Traum gewesen war? Es hatte sich so echt angefühlt! Er wusste einfach, dass Arthur Weasley in Gefahr war! Es war ein Gefühl, dass sich nicht mehr abschütteln ließ, er konnte nicht weiterschlafen, es war einfach kein gewöhnlicher Traum gewesen!
Er setzte wieder an, es dem verwirrten und besorgten Ron zu erklären, da stürmte McGonagall mit Neville im Schlepptau herein.
Er wappnete sich für die Diskussion, die folgen würde, er würde ihr beteuern müssen, dass er nicht verrückt war und schon gar nicht „nur geträumt" hatte!
Aber McGonagall sah ihn nur an und verlangte eine kurze Erklärung, die er ihr liebend gerne gab, dann nickte sie, hektisch, und wandte sich an Ron: „Weasley, Sie und Mr Potter kommen sofort mit in das Büro des Schulleiters! Ich warte vor dem Portrait der fetten Dame, beeilen sie sich!"
Dann ging alles ganz schnell. Harry und Ron zogen sich Morgenmäntel über und stolperten aus dem Portraitloch. Sie hasteten mit McGonagall zum Wasserspeier, gelangten in Dumbledores Büro und berichteten ihm alles. Dumbledore stellte dabei die unangenehme Frage, wie Harry den Angriff gesehen hatte. Harry antwortete nur widerwillig, er wusste nicht, warum das so wichtig war, aber was er wusste, war, dass es dringend war, Mr Weasley zu helfen. Jetzt! Jetzt Sofort! Dumbledore handelte schnell, er schickte die Portraits los, Mr Weasley zu suchen, zu helfen, dass er von den Richtigen gefunden wurde, schnell gefunden wurde. Harry sollte warten, aber wie sollte er warten, wenn er wusste, in welcher Gefahr Mr Weasley schwebte? In welcher Lebensgefahr?! Dumbledore sprach mit Fawkes und trug ihm Sachen auf. Sachen, die Harry kaum interessierten und die er nur Rande wahrnahm. Er beobachtete Dumbledore, wie er etwas mit einem komischen Gerät anstellte, und dann kehrte endlich der Zauberer von dem Portrait zurück!
Nach einigem Hin und Her, schlug Harry auf dem Boden im Grimmauld-Platz Nummer 12 auf, zu dem der Portschlüssel ihn und die Weasley-Kinder gebracht hatte.
Das St. Mungo Hospital war ... seltsam. Das konnte Harry auf den ersten Blick bestätigen. Schließlich führte Moody die Gruppe gerade an einem Zauberer mit starker Körperbehaarung und gelben Augen vorbei. Vor ihnen faselte eine Hexe sehr laut etwas von einem Produkt, das sie bei Woods Sooper Dooper Shop gekauft hatte und ein kleiner Junge klagte über Zahnschmerzen, ausgelöst von Zitronenbonbons.
Aber den Weasleys schien das alles nicht aufzufallen. Sie eilten immer weiter, vorbei an Heilern und weiteren merkwürdigen Gestalten. Eine Treppe hoch, eine andere runter.
Nachdem sie bei der Auskunft angestanden hatten, hetzten sie durch eine Schwingtür, einen Korridor und vorbei an Heilern.
Mr Weasley sah schlimm aus. Und Harry plagten, obwohl Mr Weasley sich überschwänglich bedankte, immer noch Gewissensbisse. Als er endlich wieder auf den Gang trat, fühlte er sich gleich ein bisschen entspannter. Mr Weasley ging es gut. Und über diese unangenehme Sache mit der Schlange musste er sich bestimmt keine Sorgen machen.
Dieses Gefühl hielt allerdings nur so lange an, bis er das Langziehohr von den Zwillingen entgegennahm und sich das Ende der Schnur ins Ohr steckte.

Besitz ergriffen? Konnte das denn sein? Ging das? Bestimmt. Voldemort war doch zu allem fähig! Harry kam das alles so falsch vor! Er war doch noch Harry, oder? Dann schlichen sich die Sätze wieder in seine Gedanken. Vage konnte er sich noch an die Worte erinnern: Eine Waffe, eine, die er das Letzte Mal nicht hatte.
Ich bin die Waffe, dachte Harry panisch.
Die ganze Fahrt dachte er an nichts anderes. Er war froh, dass Mrs Weasley ihn sofort ins Bett schickte, weil er anscheinend schlecht aussah. Kein Wunder, dachte er, ich bin schließlich Voldemorts Waffe! Sah man es ihm an? Dass er böse war? Wie konnte das eigentlich passieren? Es war schon verwunderlich, wie er so schnell zur Schlange werden konnte! Und wie war er ins Ministerium gekommen? Verdammt, verdammt, verdammt! Er musste von hier weg! Er war gefährlich! Und wenn Voldemort durch ihn das Hauptquartier sehen konnte? Hektisch schmiss er alles, was er auf die Schnelle finden konnte, in seinen Koffer. Er hob ihn hoch und schleppte ihn zur Tür, als ihn eine hohe Stimme herumfahren ließ.
„Du haust ab, richtig?"
Phineas Nigellus war auf seinem Portrait erschienen und lehnte sich nun lässig gegen den Bilderrahmen.
„Gryffindors sollten doch eigentlich... mutig sein? Stimmts?" Belustigt betrachtete er Harry.
„Du siehst eher aus, als würdest du nach Slytherin gehören. Mutig, ja. Aber wenn es gefährlich wird, immer darauf bedacht, seinen eigenen Hals zu retten...", fuhr fort, noch bevor Harry antworten konnte.
Doch jetzt kochte in Harry die Wut hoch. „Ich rette nicht meinen Hals!" er schleifte den Koffer näher zur Tür.
„Oh, dann wird es wohl das sein: Du versuchst edelmütig zu sein!", höhnte Phineas Nigellus. Er grinste und machte sich ganz offensichtlich darauf gefasst, etwas, seiner Meinung nach, unheimlich tolles zu sagen.
„Ich habe eine Nachricht von Dumbledore zu überbringen." Er sagte das hochmütig und schadenfroh und freute sich ganz klar über die Wirkung seiner Worte: Harry wirbelte augenblicklich herum und starrte ihn fordernd an.
„Sag schon!"
„Bleib, wo du bist."
„Ich hab mich nicht bewegt!", rief Harry anklagend. Was hatte Dumbledore ihm mitzuteilen?
„Also, wie lautet die Botschaft?"
„Aber ich hab's dir gesagt... Dumbledore sagte: „Bleib, wo du bist."", erklärte Nigellus schadenfroh.
„Aber... er hat doch noch mehr gesagt!"
„Nein." Und mit diesen Worten verschwand Phineas Nigellus aus seinem Portrait und ließ einen sehr wütenden Harry zurück.
Harry schlief lange und tief und wachte erst wieder auf, als er die fröhliche Stimme von Sirius vernahm. Er blieb oben, in seinem Zimmer und versuchte, die Aufmerksamkeit der anderen so wenig wie möglich auf ihn zu lenken. Die Zeit schlich dahin und den ganzen Tag über lehnte Phineas Nigellus gelangweilt in seinem Portrait und beobachtete ihn. Es gelang Harry nur mühsam, sich zu beherrschen und seine Wut nicht an einem blödsinnigen Bild auszulassen.
Gegen sechs Uhr am Abend schellte auf einmal die Türklingel und Mrs Black fing an, zu kreischen.
„Ein Schlammblut in meinem Haus! Schließt die Tür! Sofort! Kreeeaaacher! Komm her und verbarrikadier... Sirius, Lass das... Hmpf", jetzt hörte man sie nur noch gedämpft durch die Vorhänge ihres Bildes, aber Harry achtete gar nicht mehr darauf. Schon bei den ersten Worten war er hochgeschossen und die Treppe heruntergestürmt. „Hermine!", rief er gleichzeitig mit Ron und musste automatisch grinsen.
Auch Hermine stand die Freude ins Gesicht geschrieben. Überschwänglich schloss sie erst Harry dann Ron in ihre Arme, wobei Harry auffiel, wie beide leicht rosa anliefen.
„Jungs,", sagte sie fröhlich „Jetzt erzählt mir alles mal von Anfang an!"
Und als sie die zwei die Treppe hochschleifte meinte sie an Harry gewandt: „Malfoy hat nach dir gefragt."
Sie sagte es als Feststellung und nebenbei, aber Harry wurde beim bloßen Gedanken an Malfoy schlecht. Er versuchte, sich einzureden, dass das ganz normal war, es war ja schließlich Malfoy, aber so ganz konnte er dieses komische Gefühl nicht vertreiben...

Hi!
Da bin ich wieder! :D
Dieses Kapitel war leider ein bisschen kurz und ohne viel Drarry Kontext, aber nächsten Samstag wird es besser! Im 2. Teil, den ich gerade schreibe, gibt es auf jeden Fall fast nur noch Drarry XD
Habt ihr eigentlich die "Eastereggs" gesehen, die ich versteckt habe? Oder habt ihr sie überhaupt verstanden? Sollte ich sowas öfter machen?
Wenn ihr bis hier hin gelesen habt, seid ihr echt cool, denn Anmerkungen von Autoren liest doch fast niemand ;)
Ich höre dann auch mal mit Labern auf und widme mich wieder der ff! Außerdem bin ich seit neustem Testleserin einer ziemlich nicen Story, die auf Wattpad veröffentlicht werden soll. Ich halte euch auf jeden Fall auf dem Laufenden, denn diese Story ist toll! Also, wirklich, wirklich toll!
Naja, bevor ich hier mehr schreibe, als ich im eigentlichen Kapitel geschrieben habe, verabschiede ich mich mal. Also, jetzt wirklich XD
Bis nächsten Samstag! ^^

Mad about youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt