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Dudley Dursley kannte seinen Vater gut genug, um zu wissen, dass er Eulen nicht dudelte. Er wusste, dass Vernon rumschreien und mit den Armen fuchteln würde. Er würde die Eule vertreiben, die vor dem Fenster saß und das wollte Dudley nicht. Nicht, weil er Potter mochte, nein, aber Dudley war nicht so dumm, wie ihn andere einschätzten. Im Gemeinheiten austüfteln war er besser als jeder andere und gerade jetzt hatte er eine teuflische Idee. Er öffnete also das Fenster und wich sofort ein paar Schritte zurück, als der Vogel hereinflatterte. Erschrocken musste Dudley feststellen, dass diese Eule von nahem wirklich riesig war. Außerdem klackerte sie viel zu laut, seine Eltern waren so früh am Morgen zwar noch nicht wach, aber wenn dieses Viech so weiter machte, würde sein Plan aufliegen. Fieberhaft suchte er nach einer Idee, während er geschockt zusah, wie die Eule auf dem Tisch rumpickte. Er hatte seinen Cousin nicht oft im Umgang mit Eulen beobachtet. Schließlich hasste Vernon die Tiere und verscheuchte sie, sobald er sie sah. Aber wenn Potter mit seiner Eule zusammen war, dann wisperte er ihr immer was zu.
Dudley beugte sich also zu der immer noch pickenden Eule vor und flüsterte so sanft, wie er eben konnte: „Sei still und hör damit auf. Gib mir den Brief und hau dann ab." Die Eule kuckte ihn an und hielt still, aber den Brief übergab sie nicht. Sie warf ihm nur fordernde Blicke zu und wackelte mit dem Kopf. Er seufzte und wühlte in seinem Süßigkeitenvorrat herum, bis er ganz unten einen trockenen Schokoladenkeks fand. Das war bestimmt nicht so gut, wie das was Potter seiner Eule immer gab, aber es musste reichen. Und tatsächlich! Der Keks erfüllte seinen Zweck: Die Eule streckte ihm ihr Bein hin und schnappte sich den Keks. Dann flog sie davon und Dudley stand in seinem Zimmer mit einem Brief in der Hand, der ihm nicht gehörte und fühlte sich großartig. Schnell öffnete er den Umschlag und entfaltete das teuer aussehende Papier.

Potter,
wahrscheinlich fragst du dich, warum zum Teufel, ich dir einen Brief schreibe.
Ehrlich gesagt, ich weiß es auch nicht. Ich habe echt keine Ahnung, warum ich Sankt Potter einen Brief schreibe.
Vielleicht ist es, weil wir keine Feinde mehr sind. Irgendwie.
Vielleicht auch, weil ich einfach großen Redebedarf habe.
Und ich glaube, du verstehst mich.
Versteh mich nicht falsch, ich genieße es immer noch, dich zur Weißglut zu treiben. Aber ich glaube, wir haben ziemlich viel gemeinsam.
Vielleicht nicht von außen betrachtet, aber... ach keine Ahnung.
Ich habe einfach das Gefühl, dass mir das hier etwas nützt.
Ist ja auch egal. Eigentlich wollte ich mich bloß mit jemandem unterhalten. Und deswegen erzähle ich dir jetzt einfach ein bisschen von mir.
Wo fange ich an? Ich hasse es, über mich zu reden. Aber irgendwas muss ich ja schreiben.
Also, ich liebe Klassik. Klassische Musik spricht mir wirklich aus dem Herzen. Ich selbst spiele Geige und Klavier. Irgendwie kann ich mir vorstellen, dass du total unmusikalisch bist. Aber dass du trotzdem gerne singst. Nicht böse gemeint. Ich glaube, es ist eher charmant. Oder so. Ach keine Ahnung, frag nicht, wie ich auf so etwas komme.
Jedenfalls liebe ich klassische Musik und kann Pop überhaupt nicht leiden.
Aber weißt du, was verrückt ist? Ich mag Rock. Also, ACDC und die Schwestern des Schicksals. Ich weiß, ACDC ist eine Muggleband und eigentlich darf ich sie auch nicht hören. Aber ich mach es heimlich. Ich mag Muggle nicht besonders, aber ACDC... Merlin! Die sind echt gut!
Außerdem braue ich gerne Tränke.
Jaja, ist nicht sehr überraschend.
Aber trotzdem gut zu wissen. Falls du nämlich mal einen Heiltrank brauchst, weißt du, wen du fragen kannst. Nicht, dass ich dir einen geben würde.
Ich glaube, ich höre hier auf. Ich habe in den Ferien noch nicht wirklich viel erlebt. Also fällt mir auch nicht mehr viel ein, was ich noch schreiben könnte.
D. Malfoy.

Dudley war nicht so dumm, wie er vielleicht aussah. Und er hatte mehr Feingefühl als seine Eltern. Vielleicht sogar mehr als Draco, denn er sah auf einen Blick, wie verliebt diese D. Malfoy war. (Und hätte Draco das gemerkt, er hätte den Brief verbrannt!) Und irgendwie rührte ihn das. Er wollte seinen Cousin immer noch hänseln und ärgern, aber jetzt war er doch etwas unschlüssig. Das war ja schon süß. Er entschloss sich dazu, den Brief gut aufzubewahren und abzuwarten.


Die restlichen Ferien vergingen wie im Flug. Harry verschwendete keinen Gedanken mehr an die Schlangensache und genoss die Zeit mit den Weasleys und Sirius. Dass er manchmal wehmütig an die bissigen Kommentare von Malfoy dachte, schob er auf seine Verwirrung über dessen Auftauchen im St Mungo.
Doch das alles war schlagartig vorbei, als am letzten Ferientag Snape in der Küche saß.

Harry war auf dem Weg zu Snapes Büro. Der hatte ihn nämlich dorthin bestellt, als er im Grimmauldplatz Nummer 12 so plötzlich aufgetaucht war.
Harry hatte ein unwohles Gefühl bei der Sache. Anscheinend hatte Dumbledore Snape aufgetragen, Harry Okklumentik zu unterrichten, aber dennoch mochte Harry nicht daran denken, welche Gemeinheiten Snape sich wieder ausgedacht hatte, um ihm Punkte abzuziehen.
Das unwohle Gefühl war schon am Morgen da gewesen, aber es war sofort kleiner geworden, als er Cho getroffen hatte. Cho! Er hatte sie total vergessen, so beschäftigt war er mit der Schlangensache und Malfoy gewesen. Jedenfalls hatte er es nach viel Gestotter endlich geschafft, sie zu fragen, ob sie mit ihm am Valentinstag nach Hogsmeade wollte. Er wusste, was das an Hogwarts bedeutete: Er hatte ein Date! Ein echtes Date! Er war aufgeregt. So richtig aufgeregt. Er hatte Cho noch nie geküsst, aber hatte es sich fest für den Valentinstag vorgenommen.
Doch seine euphorischen Gedanken waren nicht euphorisch genug, um ihn vergessen zu lassen, warum er in den Kerkern unterwegs war.
Und wieder machte sich dieses unwohle Gefühl in ihm breit, das er immer hatte, wenn er an Snape dachte. Snape, der in eben diesem Moment die Tür öffnete, an die Harry geklopft hatte.
Der Raum, in den er eintrat, war klein und an allen vier Wänden standen Regale, die bis zur Decke reichten und vollgestopft waren mit Zaubertrankzutaten. Lediglich die Tür und ein winziges Fenster, durch das man den See sah, waren freigelassen worden. Nur eine einzige Kerze diente als Lichtquelle, ansonsten war der Raum in das grünliche und düstere Licht, das durch den See drang getaucht.
Harry konnte diesen Ort schon jetzt nicht leiden.
Aber er schluckte und trat ein.

„Und, Harry, wie war es?", fragte Hermine, sobald Harry sich zu ihr an den mit Büchern bedeckten Tisch setzte. Harry murmelte etwas, das verdächtig nach „scheiß Snape" klang. Ron beugte sich zu ihm und nickte wissend. „Ganz meine Meinung, Kumpel" Hermine, die es zum Glück nicht gehört hatte, runzelte bloß die Stirn. „Du bist ja ganz blass, Harry! Leg dich hin!" Und als Harry protestierte, ergänzte sie: „Ich lass dich ja abschreiben, um Himmels willen! Leg ich einfach ins Bett und schlaf!" Ron und Harry starrten sie ungläubig an, aber sie hatte sich schon wieder ihrem Aufsatz zugewendet. „Ron, du siehst doch, dass es Harry schlecht geht." „Aber...", versuchte Ron anzusetzen, doch Hermine schnitt ihm das Wort ab. „Keine Wiederrede. Ron, du musst noch drei Seiten für Umbridge schreiben und wir haben nicht mehr viel Zeit, also beeil dich." Ron sah Hilfe suchend zu Harry, doch der lächelte nur matt und zuckte mit den Schultern. Dann stand er auf und schlurfte leise in Richtung Schlafsaal. Er wollte nur noch ins Bett.
Doch als Harry im Bett lag, fühlte er sich rastlos. Er versuchte, nicht über das, was im Kerker geschehen war, nachzudenken. Aber sobald er die Augen schloss, sah er Snapes überraschten Gesichtsausdruck, den Harry einfach nicht zu deuten vermochte. Verdammt, was war denn los gewesen? Als Snape vollkommen unangekündigt in seine Gedanken eingedrungen war? Es war komisch gewesen, klar. Aber was war denn so schockierend? Da waren seine Eltern gewesen, die ihn von einem Foto anlächelten. Und da war Sirius, der ihn umarmte und Mrs Weasley, die mit Fred und George schimpfte. Und natürlich war da Cedric gewesen, von dem er immer noch Alpträume hatte. Und dann war Malfoy in seinem Kopf aufgetaucht, vom Lachen geschüttelt, Malfoy, der schon lange Harrys Gedanken dominierte und Snape war erschrocken zurückgetaumelt. Harry hatte zuerst gedacht, er hätte es geschafft, den Gegenzauber zu wirken. Aber als er in Snapes Gesicht geblickt hatte, war klar, dass dies nicht der Fall war. Snape sah... verstört aus.
„Professor, alles in Ordnung?" Harry hätte nie gedacht, dass er jemals so etwas Snape fragen würde. Aber der nickte nur zerstreut und deutete zur Tür. „Die Stunde ist beendet."
Snape musste etwa in seinen Gedanken gesehen haben. Etwas, das er nicht erwartet hätte.

Draco war aufgeregt. So aufgeregt wie lange nicht mehr. Heute fand das erste DA Treffen nach den Ferien statt, das erste DA Treffen nach seinem Brief.
Er hatte lange nicht mehr mit Potter gesprochen, eigentlich hatten sie ich seit der Krankenhausbegegnung nicht mehr gesehen. Anscheinend war Potter zu beschäftigt gewesen.
Er bog um die nächste Ecke und sah sich um. Dann lief er dreimal vor der leeren Wand auf und ab. Als die Tür erschien, atmete er tief durch und trat mit klopfendem Herzen ein.
Im Raum der Wünsche hatte sich nichts verändert. Draco war ein bisschen spät dran – er hatte das Aufeinandertreffen mit Potter herausgezögert. Aber jetzt gab es kein zurück mehr. Denn da kam er: die verwuschelten Haare sahen weicher aus denn je und seine Brille saß schief, aber gut schief. Sein Grinsen war breit und seine Augen waren auf Draco, dessen Herz wie verrückt schlug, gerichtet.
Potter hob die Hand und Draco erinnerte sich gerade noch daran, dass er sich ja cool verhalten musste, als Harry bei ihm ankam.

„Potter."
„Malfoy.", Harry lachte nervös.
„Warum so aufgeregt?"
„Ich wollte dich was fragen."
„Aha" Draco wurde heiß und kalt zugleich. Sprach er über den Brief?
„Wegen deinem Patronus." Dracos Schultern sackten nach unten. Natürlich.
„Ich wollte dir helfen... also ...ähm..." Harry holte tief Luft.
„Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir das zusammen üben? Außerhalb der DA?"
Oh.
„Sowas wie private Stunden?", fragte Draco und merkte im selben Moment, wie falsch das klang.
„Sorry, ich wollte nicht... das klang falsch..." Jetzt war Draco derjenige, der nervös lachte.
Aber Harry schüttelte nur den Kopf und fragte sich, warum zum Teufel er so erleichtert war.

Der 14. Februar. Draco war nicht entgangen, dass das der Valentinstag war. Hatte es etwas zu bedeuten? Dass er Potter am Valentinstag treffen würde? War das... ein Date?
Normalerweise wagte Draco nicht, so weit zu denken. Aber das war ein eindeutiges Zeichen! Oder? Doch, klar war es das!
Zu Dracos Pech war Harry der wohl unsensibelste Mensch, den es gab, wenn es um den Valentinstag ging. Und noch dazu war er mit Cho Chang verabredet.
Ja, Harry hatte, verpeilt wie er war, den 14. Februar zum Patronuslernen vorgeschlagen und natürlich vergessen, dass er mit Cho Chang verabredet war.
Und nun war er im Dilemma verfangen. Sollte er sich mit Malfoy treffen? Er hatte sich sehr viele Gedanken zu ihrer ersten Unterrichtsstunde gemacht. Aber auf der anderen Seite hatte er ein Date! Sein erstes Date! Und Cho würde bestimmt enttäuscht sein, wenn er nicht auftauchen würde.
Was er nicht wusste war, dass Draco viel enttäuschter als Cho sein konnte.
Er wartete schon seit einer Viertelstunde auf Harry und so langsam schlug das aufgeregte Gefühl in Verwirrung um. Nach weiteren drei Minuten hatte er Angst, Potter wäre etwas passiert. Und nach einer halben Stunde traute er sich aus dem leeren Klassenzimmer, in dem er gewartet hatte. Er streifte ein wenig in dem verlassenen Gang herum, bis er das begriff, das er eigentlich schon seit fünfzehn Minuten wusste. Niedergeschlagen schlug er den Weg zu den Kerkern ein. Wahrscheinlich hatte Potter es einfach nur vergessen.
Er seufzte. Ohne zu wissen, was er nun machen sollte, setzte er sich zu Füßen einer Ritterrüstung und bettete seinen Kopf auf die Arme. Er hörte, wie die letzten Nachzügler kichernd Hogwarts verließen. Bald würde er der einzige im Schloss sein und wahrscheinlich in Myrtes Klo sitzen, mit ihr zusammen, sich aber so elend fühlend, als wäre er allein.


Harry saß derweil bei Madam Puddifot und kam sich völlig fehl am Platz vor. Unbehaglich musterte er Cho aus den Augenwinkeln. Sie sah glücklich aus, als wäre sie in ihrem Element, aber irgendwie auch... erwartungsvoll. Es schauderte ihn. Bei Madam Puddifoot saßen ausschließlich Pärchen. Händchenhaltende Pärchen. Knutschende Pärchen. Shit.
Draco saß noch immer auf dem Boden, in sich zusammengesunken und enttäuscht. Gerade wollte er aufstehen, als zwei tuschelnde Mädchen vorbeieilten.
„Ich wette, das hast du noch nicht gehört!" Draco war nicht an dem Klatsch von Hogwarts interessiert. Aber als er aufstand und den Staub von der Hose abklopfte, ließ das eine Mädchen den Namen „Harry Potter" fallen. Und das erregte nun doch seine Aufmerksamkeit.
"Was?", kreischte das andere Mädchen, das Draco als eine der Patil Zwillinge identifizieren konnte. Wahrscheinlich Parvati, dem Gryffindor Schal nach zu urteilen.
„Harry Potter geht mit Cho Chang aus? Heute? Am Valentinstag?"
„Ich weiß! Total verrückt, oder?", kicherte das erste Mädchen.
Aber Draco bekam das gar nicht mehr mit. Wütend rauschte er an den beiden überraschten Mädchen vorbei.
Harry saß Cho schweigend gegenüber. Sie hatten ein bisschen über Umbridge gelästert und über den Trainingsplan der DA beraten. Aber nun ging ihnen langsam aber sicher der Gesprächsstoff aus. Er suchte fieberhaft nach einem Thema, über das er sich mit Cho unterhalten konnte, als die Türglocken erneut bimmelten und ein wütender Malfoy das Café betrat.

Mad about youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt