1

171 15 1
                                    

Harry nickte und schloss die Tür hinter sich. In diesem Raum war es dämmrig, das Licht drang kaum durch die dicken Vorhänge. Malfoy saß immer noch auf dem Tisch, er wirkte angespannt. Aber das war nichts Neues in diesem Schuljahr. Harry hatte Malfoy beobachte. Er hatte bemerkt, wie unausgeglichen er war, dass er kaum noch etwas aß. Dass er sich ganz klar Sorgen machte. Und nur deswegen hatte er ihm zugestimmt, sich mit ihm zu treffen.
Malfoy hatte ihm einen Zettel zugesteckt. Heimlich natürlich, nach Zaubertränke. Der Zettel hatte sich von selbst entflammt, kurz nachdem Harry die Worte gelesen hatte. „Ich weiß von euerer Gruppe, Potter, und ich möchte darüber reden. Ich könnte hilfreich sein.", Hatte draufgestanden. Wäre Malfoy nicht in diesem Zustand, hätten bei Harry die Alarmglocken geschellt. Aber Malfoy sah schlecht aus und Harry hatte nicht den Eindruck, er könnte etwas im Schilde führen. Also hatte er ihm nach Pflege magischer Geschöpfe auch einen Zettel zugesteckt. Ohne diesen Selbstzerstörungszauber, den konnte er noch nicht. Leider. Er hatte Malfoy gefragt, wann und wo er sich mit ihm treffen wolle. Und dann hatte Malfoy ihm diesen Raum genannt und Harry hatte das Datum und die Uhrzeit beigesteuert. Und jetzt stand er in diesem Raum und war wirklich drauf und dran, mit Draco Malfoy, seinem Erzfeind, friedlich zu verkehren.

Draco sah verlegen aus. Er räusperte sich, bevor er sprach und fummelte währenddessen die ganze Zeit an seiner etwas losen Krawatte rum.
„Hi.", sagte er und klang dabei verdammt heiser.
„Hi.", sagte auch Harry.
„Ich... also... ich wollte mit dir über diese Gruppe reden..."
Harry überlegte, ob er es doch noch abstreiten könnte, dass es die DA gab. Aber er wusste ganz genau, dass es zu spät dafür war. Sei nicht albern, Potter. Würde Malfoy dazu sagen. Ganz bestimmt. Irgendetwas in die Mach-Dich-Nicht-Lächerlich Richtung. Also nickte er einfach nur und wartete, dass Malfoy weiterredete.
„Ich weiß, dass ich nicht einer von den Guten bin. Ich werde auch nie einer von den Guten sein. Aber... Ich möchte euch helfen. Egal, was ihr macht. Ich möchte bloß, dass das alles aufhört. Dass ich wieder normal leben kann, mein Dasein als arroganter Mistkerl führen und mich wieder über Erstklässler lustig machen kann."
Harry war verwirrt. Malfoy wollte anscheinend, dass alles wieder wie früher wurde. Und klar, Voldemort war der Auslöser für diesen Wunsch, aber warum fand Malfoy Voldemort so schlimm? Oder war das doch nur eine Falle?

Doch dann dachte er an Malfoys verzweifelten Ton, mit dem er die Bitte vortrug, er dachte daran, wie wenig Malfoy aß, wie traurig und gehetzt er aussah. Und er nickte.
„Wie willst du uns helfen?"

Draco sah ihn ungläubig an, dann fasste er sich aber wieder. Wäre Harry nicht in dieser Situation gewesen, er hätte über diesen Gesichtsausdruck gelacht.
„Ich bin im Inquisitionskommando.", erklärte er.
„Ich könnte euch alles darüber sagen."
„Wie ein Doppelagent?", fragte Harry aufgeregt.
„So in der Art.", Malfoy fand es anscheinend nicht ganz so lustig.
Aber Harry konnte sich ein Grinsen bei dem Gedanken an einen Malfoy mit hochgeschlossenem Mantel, breiten Hut und Sonnenbrille nicht verkneifen. Geheimagent Malfoy. Nur müsste man dann sein weißes Haar verstecken. Vielleicht sogar dunkel färben... Harry schüttelte leicht den Kopf. Wo führten ihn seine Gedanken bloß hin?
„Und naja... Ich könnte nicht nur Insiderwissen liefern, ich könnte auch..." Malfoy wirkte echt nervös. Harry hätte sich fast Sorgen gemacht. Dann fiel ihm ein, dass das Malfoy war. Und über den machte man sich nun mal keine Sorgen.
„Jaaaa?", fragte er gedehnt.
„Ich kenne gute Zaubersprüche. Illegale. Zaubersprüche, die ihr nicht kennt. Zaubersprüche der Todesser. Ich kenne ihre Gegenzauber. Ich kann sie euch beibringen..."
Harry sah ihn an. Sprachlos.
Malfoy half ihm doch wirklich. Er legte sich mit den Todessern an. Dabei war er doch sonst so ein Feigling! Und er hatte gute Ideen. Das war gut, Insiderwissen über die Todesser... Ja, verdammt!

„Was willst du dafür?" Harry war trotzdem misstrauisch.
Als Malfoy antwortete, war seine Stimme leise. Nicht spöttisch odersarkastisch. Zurückhaltend. Schüchtern. Traurig. Harry hatte das Gefühl, erlernte an einem Nachmittag mehr über Malfoy als in fünf Jahren.
„Ich will nur, dass alles wieder aufhört. Dass ich es nicht mehr ertragen muss.Ich habe Angst, Potter." Die letzten Worte verstand Harry kaum noch. Aber erhatte sie gehört. Und das bestätigte alles. Er konnte Malfoy das nichtabschlagen. Er musste ihm helfen. Und schließlich half der ihm ja auch.

Mad about youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt