Harry beobachtete verdutzt, wie Malfoy auf ihn zu stapfte. Er sah verfroren aus, als wäre er Hals über Kopf losgerannt, ohne sich etwas drüber zu ziehen. Als er näherkam, hörte Harry ihn schnaufen. War Malfoy etwa den ganzen Weg gerannt? Er sah süß aus. Aber auf eine furchterregende Art. Oder eher furchterregend auf eine süße Art? Harry war nun gänzlich verwirrt. Irgendwas in seinem Hirn hatte einfach alles ausgeschaltet.
Auf Malfoys Weg zu ihrem Tisch erlaubte einer der Engel über ihnen sich einen Scherz und schüttete eine Ladung Konfetti über Draco.
Mit Konfetti übersäht und einer roten Nase kam Malfoy vor ihm zum Stehen.
Irgendwo kicherte jemand, aber nur kurz, denn Draco sah zwar lächerlich aus, aber niemand wagte es, es sich mit einem wütenden Malfoy zu verscherzen.
Malfoys Stimme bebte, als würde er versuchen, sich zu beherrschen, als er zu sprechen anfing.
„Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?"
Harry sah Draco flehentlich an.
„Bitte... lass uns das nach draußen verlegen, okay?"
Draco nickte, wohlwissend, dass er ein großes Drama veranstaltete, aber immer noch zu wütend, um sich dafür zu schämen.
Harry blickte zu Cho, die verwirrt zwischen den beiden Jungs hin und her blickte.
„Ich komm gleich wieder", raunte er ihr zu.
Dann eilte er hinter Draco her, raus aus Madam Puddifot und wäre erleichtert gewesen, dem Café zu entfliehen, wenn da nicht Malfoy wäre, der ihn an starte, wütend wie noch nie zuvor.
Kaum war Harry draußen, zog Malfoy ihn auch schon in eine abgelegene Ecke, wo hoffentlich niemand sie sah.
„Was bildest du dir ein?", fauchte er, sobald sie dort standen.
„Ich- Ich hatte gedacht, es wäre nicht so schlimm..."
„Du hast mich verdammt noch mal sitzen lassen!"
„Naja... es war kein Date..."
„Na und? Es ist schlimm genug, mir Hoffnungen zu machen! Von wegen Patronuslernen! Ich wette, es hat dir großen Spaß gemacht, mich einfach so abzuservieren! Ich..."
Weiter kam er nicht, denn Harry schwang seinen Zauberstab und verpasste Draco einen Silentium.
„Bitte, hör mir doch zu!"
Draco verdrehte die Augen. Es blieb ihm ja nichts anderes übrig.
„Ich hatte gedacht, dass es keine große Sache sein würde, wenn ich nicht auftauchen würde. Aber ich habe irgendwie nur an mich gedacht... Ich meine, es war mein erstes Date!" Schon komisch, dass Harry ausgerechnet mit Malfoy über so etwas redete.
„Ich... es tut mir wirklich leid. Ich hab nie daran gedacht, wie schlimm es für dich ist, keine Erinnerung zu haben, die gut genug für einen Patronus ist und..."
Er wurde von einer schallenden Ohrfeige unterbrochen.
Draco schwang, noch während Harry seine Wange hielt, seinen Zauberstab und löste den Silentium auf.
„Ich brauche dein Mitleid nicht." war das letzte, das Harry von ihm hörte, bevor Draco mit wutentbranntem Gesicht an ihm vorbeistürmte.
Später am Abend lag Draco in seinem Bett und horchte auf das Schnarchen von Goyle. Merlin, war das ein verrückter Tag gewesen!
Heute Morgen war er fröhlich und aufgeregt gewesen, aber dieser Morgen erschien ihm jetzt so weit entfernt, als wäre er ein Jahr her. Als dann Potter nicht aufgetaucht war, war er besorgt gewesen. Und als diese beschissenen Gryffindor Gören ihm alles unfreiwillig erzählten, war da nur noch Wut gewesen.
Er hatte gedacht, diese Wut, die er durch die Enttäuschung empfand, wäre groß gewesen.
Aber als Potter ihm das mit dem Patronus unter die Nase gerieben hatte, mit einem Hundeblick, den er ihm am liebsten aus dem Gesicht geprügelt hätte, da hatte er eine noch größere Wut empfunden.
Nach all dieser Zeit, in der sie sich näher gekommen waren, hatte Potter ihn nur als bemitleidenswertes, armes Ding gesehen.
Wie konnte Draco sich nur in so ein Arschloch verlieben? Wie hatte er es nicht sehen können? Dass Potter nicht besser war als alle anderen. Sondern wohl eher schlimmer.
Nachdem er von Hogsmeade aus zurück nach Hogwarts gestürmt war, hatte das Dröhnen in seinem Kopf langsam nachgelassen. Er war verfroren gewesen und hatte gezittert, vor Kälte und Wut. Aber so langsam hatte er ein paar Sachen begriffen:
Erstens hatte er sich total lächerlich gemacht.
Zweitens würden alle denken, er und Potter steckten unter einer Decke (AN: nicht wörtlich gemeint ;)), so vertraut wie sie miteinander umgingen.
Das würde das Misstrauen von Umbridge mit sich ziehen. Und das der anderen Slytherins.
Und drittens wusste er nicht, wie er mit Potter umgehen sollte.
Er hatte nicht wegen ihm bei der DA mitgemacht. Jedenfalls nicht nur. Er hatte sich der guten Sache widmen wollen. Den dunklen Lord bekämpfen und so weiter. Aber jetzt konnte er sich dort nicht mehr blicken lassen. Potter hatte ihn bestimmt schon für verrückt erklärt. Nein, zum nächsten Treffen würde er nicht erscheinen. Und zu den darauffolgenden auch nicht. Er hatte sich in den falschen verliebt und musste versuchen, es so schnell wie möglich abzustellen.
Dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen erwies sich als schwieriger als gedacht.
In Verwandlung konnte Draco nur noch auf Potters Hände starren. Hände mit langen, schlanken Fingern. Und in Zauberkunst, als seine grünen Augen kurz auf Dracos trafen, erstarrte sein ganzer Körper. Es war, als ob die Distanz, die zwischen ihnen lag, seine Gefühle für Potter nur noch verstärkte. Beim Mittagessen setzte sich Potter anders als sonst mit dem Rücken zu ihm. In den Gängen wich er Dracos Blicken aus. Während Verteidigung gegen die dunklen Künste meldete sich Harry kein einziges Mal zu Wort. Draco verstand diese Gesten. Es war nicht zu übersehen. Jedenfalls nicht für ihn. Potters demütige und niedergeschlagene Haltung. Es tat ihm leid.
Und Draco hätte fast nachgegeben.
Hätte ihm fast verziehen.
Aber er hatte sich etwas geschworen.
Und er konnte nicht schon am ersten Tag aufgeben.
Nichts konnte Harry aufmuntern. Weder Rons Gerede über Zauberschach noch Hermines ununterbrochene Motivationsreden.
„Harry, du kennst ihn doch kaum. Was ist denn los mit dir?"
„Man, es ist das Frettchen!"
„Du solltest dich nicht so abhängig von ihm machen."
„Ihr habt doch kaum ein Wort miteinander gewechselt."
Irgendwann reichte es Harry.
„Das ist ja das Problem!", raunzte er Hermine an.
„Ich hatte gerade das Gefühl, dass er sich öffnet. Und dann vermassel ich es!"
„Man, es ist doch nicht deine Schuld, dass er beleidigt ist!"
„Doch, Ronald, das ist es!" Harry wurde immer gereizter. Er wusste doch auch nicht, warum ihn das alles so aufregte. Vielleicht war das auch der Grund für seine schlechte Laune. Er wusste schlichtweg nicht, was er gerade fühlte. Und das machte ihn verrückt.
Am nächsten Morgen wünschte er sich einfach nur einen Kaffee. Er hatte sich die ganze Nacht über im Bett hin und her gewälzt. Snape wäre bestimmt stolz gewesen, wenn er wissen würde, dass die Nacht für Harry ganz und gar traumlos verlief. Leider verlief sie aber auch ganz und gar schlaflos.
Das Problem war, das Kaffee ein Mugglegetränk war. Für Zauberer und Hexen existierte lediglich Tee, aber der hielt Harry ganz bestimmt nicht vom Gähnen ab.
Und so war er nicht gerade enthusiastisch, als er ein Spiegelei verdrückte und seinen Tee trank.
Die Eulen bekam er schon gar nicht mehr richtig mit, da er zu beschäftigt damit war, seinen Kopf aufzuhalten, der dauernd drohte, auf die Tischplatte zu sinken.
Doch als ein Brief auf seinem Kopf fiel, wurde er schon wacher. Er schreckte hoch und hob den Umschlag auf, der auf dem Boden gelandet war. Er machte sich gar nicht die Mühe, draufzusehen und reichte den Brief dem Erstklässler, der neben ihm seinen Orangensaft schlürfte. Wer sollte Harry auch Post schicken? Wahrscheinlich war die Eule, die diesen Brief gebracht hatte, einfach nur durch den Wind gewesen und hatte das Ziel verfehlt. Erstklässler bekamen fast täglich Post, wie es ihm vorkam. Vorausgesetzt, sie hatten Eltern. Kurz wunderte sich Harry, woher dieser Sarkasmus kam, schob es dann aber schnell auf die Müdigkeit, die seine Augen schon wieder schwer werden ließ.
Doch er schreckte wieder hoch, als der Erstklässler ihn schüchtern antippte und ihm den Umschlag zurück reichte.
„Ich glaube, der ist für dich.", murmelte er und drehte sich dann schnell zu seinem Klassenkameraden und fing aufgeregt an zu tuscheln.
Harry war zu müde, um sich über die Attraktionslust der Kleinen aufzuregen, sondern blickte verdutzt auf den dicken Briefumschlag.
Und tatsächlich! Da stand klar und deutlich sein Name in einer Handschrift, die er noch nie gesehen hatte. Erstaunt sah er zu Hermine und Ron, die ebenso erstaunt auf den Haufen Briefe auf ihrem Tisch starten.
Dann hellte sich Hermines Gesicht auf. „Oh, Harry, mach den hier zuerst auf!" Sie fischte den dicksten und größten Umschlag aus Rons Rührei und gab ihm Harry, der ihn öffnete.
Zum Vorschein kam eine Ausgabe des Klitterers, auf dem Titelblatt prankte die reißende Überschrift: HARRY POTTER PACKT ENDLICH AUS: DIE WAHRHEIT ÜBER IHN, DESSEN NAME NICHT GENANNT WERDEN DARF UND DIE NACHT, IN DER ICH IHN ZURÜCKKOMMEN SAH
„Oh." war das einzige, das Harrys müden Gehirn einfiel.
Etwas aufgeregter angelte er sich einen zweiten Umschlag, einen dünneren diesmal, und riss ihn auf. Er überflog zusammen mit Ron und Hermine die zahlreichen Leserbriefe und tatsächlich lachte er ein, zwei Mal. Er fühlte sich besser als die vorherigen zwei Tage zusammen. Hermine hatte Recht. Er hatte sich zu sehr auf Malfoy konzentriert.
Trotz aufgebrummtem Nachsitzen von Umbridge, die jeden Klitterer konfiszierte und durch die Gänge wütete, um jemanden mit der Zeitschrift zu erwischen, den sie bestrafen könnte, ging es Harry an diesem Tag blendend. Abgesehen von den wenigen Malen, in denen er Malfoy sah, natürlich.
Am Abend ging er zu einer vorgeschobenen Okklumentik Stunde, die extra vor dem Nachsitzen mit Umbridge stattfinden würde.
Snape öffnete ihm, mürrisch wie immer, und fing, sobald die Tür hinter Harry ins Schloss gefallen war, an.
„Leeren sie Ihren Kopf."
Harry versuchte es, so wie er es immer vor dem Schlafengehen probierte, aber natürlich drang Snape, ohne große Mühe, in seinen Geist ein.
Harry sah Malfoy und Ron und Hermine, den Klitterer, Luna, Chos enttäuschtes Gesicht, als er sagte, er müsse zu Hermine, gleich nach dem Zwischenfall mit Malfoy. Dann war da plötzlich Mr Weasley, aber nur kurz, denn schnell wechselte das Bild von dem Verwundeten zu einem leeren Gang und Harry fiel es wie Schuppen von den Augen.
Nach Luft schnappend öffnete er die Augen. Für einen Moment schien Snape erstaunt, dass Harry es tatsächlich geschafft hatte, ihn aus seinem Kopf zu verbannen. Aber schnell setzte er wieder die undurchdringliche Miene auf, die er so gut beherrschte.
„Nun, Sie sind wohl doch nicht vollkommen unfähi..."
„Was befindet sich in der Ministeriumsabteilung?", fiel Harry ihm ins Wort.
„Ich denke kaum, dass Sie das etwas angeht."
„Also wissen Sie es?"
Snape schwieg und schien seine Antwortmöglichkeiten abzuwägen.
Dann entschied er sich dazu, zu sagen:
„Es geht Sie nichts an, Potter. Sie sind neugierig wie ihr Vater, was für eine Schande. Konzentrieren Sie sich, der dunkle Lord wird auch nicht mit Ihnen diskutieren."
Und Harry konzentrierte sich. Aber keineswegs auf die Leere in seinem Geist. Nein, er schwang wütend seinen Zauberstab und sprach „Legilimens!" und fand sich augenblicklich auf einer Wiese wieder.
Draco war mit Pansy, Crabbe, Goyle, Theodor Nott und Blaise Zabini auf dem Weg zu Umbrides Büro. Als sie eintraten, hätte er fast gekotzt, alles war viel zu rosa, doch die Kätzchen an den Wänden warfen ihm jetzt schon misstrauische Blicke zu, er konnte sich es nicht leisten, etwas Abfälliges zu sagen.
Er ließ die Versammlung über sich ergehen, wenig motiviert und nur gelegentlich nickend. Nur ein paar Mal „Ja" und „Sie haben Recht, Professor.".
Das Inquisitionskommando löste sich schnell wieder auf, es war nicht viel los gewesen in der letzten Woche, außer dem Klitterer-Vorfall gab es nichts neues.
Er wollte auch gerade aufstehen, als Umbridge ihn mit eine klebrigen Lächeln in ihrem Krötengesicht bat, sich doch bitte nochmal zu setzen.
„Natürlich, Professor."
„Gut", sagte sie, sobald er saß.
„Ich wollte nur mit Ihnen über den... nun Vorfall am vierzehnten Februar sprechen."
Draco hatte mit einer solchen Unterhaltung gerechnet und nickte somit gefasst.
„Haben Sie in irgendeiner Weise eine freundschaftliche Beziehung mit Potter aufgebaut?"
„Nein, Professor. An so etwas würde ich nie auch nur denken."
Der lauernde Blick lag immer noch auf ihm.
„Also kann ich mir sicher sein, dass ich keinen Grund haben werde, an Ihrer Loyalität dem Ministerium gegenüber zu zweifeln?"
Draco nickte. „Auf jeden Fall, Professor."
Sie lächelte ihr zuckersüßes, gefährliches Lächeln.
„Dann sind Sie entlassen."
„Sie sind entlassen." Snape knallte die Tür hinter Harry zu. Verdammt, waren das wirklich Snapes Erinnerungen gewesen? Harry hatte so etwas nie beabsichtigt, er hatte eigentlich gar nicht Legilimens wirken lassen wollen, aber seine Wut hatte die Hand übernommen. Snape wusste, was in diesem Gang, hinter dieser Tür war. Er wusste es und erzählte es Harry nicht, dabei war es wichtig. Was für ein saublöder... „Autsch!" Harry blickte auf. Vor ihm stand Seamus, der ihn angrinste. „Nicht so eilig, Harry, hier findet gerade eine große Attraktion statt!" Er wies mit der einen Hand ausschweifend in Richtung eines Schülertumults und hielt sich mit der anderen den Rücken – Harry musste in ihn reingerannt sein. „Was ist da los?", fragte Harry und hoffte insgeheim, dass Dumbledore Umbridge rauswarf. „Umbridge wirft Trewlaney raus"
Enttäuscht, aber dennoch neugierig näherte sich Harry der Schülermenge.
Der nächste Morgen kam und die Verbannung von Trewlaney war Gesprächsthema Nummer eins an den Häusertischen. Aber nur solange bis die Eulen hereinflatterten und Tagespropheten regnen ließen. Hermine schnappte sich ihren und starte bestürzt auf die Titelseite. „Oh nein!", murmelte sie und fing an, den Artikel zu überfliegen. Auch in der großen Halle setzte geschocktes Flüstern ein. Harry beugte sich über den Tisch und sah mit Ron und Hermine zusammen auf das Bild, das fast die gesamte Seite einnahm. Es war eine Luftaufnahme von Azkaban, das an einer Stelle zerstört war. Ein Stück war einfach rausgesprengt worden. Ron zog scharf die Luft ein.
„Harry, hier steht, dass mehrere Todesser ausgebrochen sind, wahrscheinlich mithilfe von Sirius Black!"
Shit.
Hermines blickte ihn besorgt an. „Harry, was denkst du?"
Harry runzelte die Stirn.
„Wir müssen mehr trainieren... und ich sollte euch noch was erzählen."
Damit meinte er den Korridor. Doch dann fiel ihm noch etwas ein.
„Naja, und ich glaube, wir brauchen Malfoy mehr denn je."Hihihihi :)
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Mad about you
Fiksi PenggemarWir alle wissen, dass J.K. Rowling Drarry bloß keinen Platz in ihren Büchern gelassen hat, weil das zu sehr vom Kampf mit Voldemort abgelenkt hätte. ;) (Also, an alle Hinny, Dramione und Snarry Shipper, das ist nichts für euch. Hier geht's um Drarr...