5.

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Kurz bevor knapp ich hätte das Kino aufschliessen müssen, hielt der Mazda auf dem Trottoir. Andrin parkte nicht wirklich; es diente lediglich dazu, dass ich aussteigen und er mehrheitlich wieder direkt weiterfahren konnte.

Ich bedankte mich und umarmte meinen besten Freund zum Abschied. «Wir sehen uns Montag», sagte Andrin, als ich dabei war auszusteigen. «Bis Montag», verabschiedete ich mich von ihm ehe ich die Tür des Mazdas zuknallte.

Während Andrin davon fuhr, winkte ich ihm hinterher.

«Ich dachte schon, du hättest mich vergessen», breit grinsend stiess sich Mickaël von der Wand ab. Er drückte seine Zigarette im dafür vorgesehenen Aschenbescher, der neben dem Eingang stand, aus. Mit grossen Schritten schloss Mickaël die Distanz zu mir.

Leise seufzend verdrehte ich die Augen, ehe ich Mickaël umarmte und ihm die üblichen drei Küsschen zur Begrüssung gab.

«Comment allez-vous?», grinste Mickaël während ich die Tür des Kinos aufschloss. «Kein Französisch auf der Arbeit», ermahnte ich ihn.

Wir liefen nebeneinander zum Pausenraum, welcher zeitgleich auch als eine Art Umkleide fungierte. «Aber ansonsten ist alles in Butter», beantwortete ich Mickaëls Frage von vorhin während ich die Tür zum Pausenraum öffnete.

Der Raum war zwar nicht gross, wir steuerten jedoch diverse Ecken des Raumes an. Obwohl Mickaël neben Andrin zu den Leuten gehörte, bei denen ich absolut kein Problem hatte, mich vor ihnen nur im BH zu zeigen, bevorzugte ich manchmal doch ein klein wenig Privatsphäre während ich auf der Arbeit aus meiner Alltagskleidung in das Polohemd mit dem Logo des Kinos schlüpfte. Die Jeans, die auch bereits den ganzen Tag trug, behielt ich natürlich an.

«Hat dein Studium eigentlich wieder angefangen?», fragte ich in Mickaëls Richtung, während ich darauf wartete, bis er selbst sein Alltagsshirt gegen das Polo ausgetauscht hatte.

«Erst Ende September», antwortete er, während er noch dabei war sich das Polohemd über den Kopf zu ziehen. Hastig blickte ich weg, als ich mich dabei ertappte, dass ich zu ihm hinüber schielte. Doch Mickaël schien meine Reaktion bemerkt zu haben: «Ist was?»

Hastig schüttelte ich den Kopf. «Alles gut.»

«Wieso hat Camenzind dich eigentlich zur Arbeit gebracht?», hakte Mickaël nach. Ich war mir nicht ganz sicher, ob seine Stimme einen leichten Anflug von Eifersucht enthielt oder ob ich mir das nur einbildete.

«Sie haben momentan wieder Lämmer», erklärte ich, «und Andrin wollte mir diese zeigen.»

Mickaël runzelte die Stirn. Ich atmete lautstark aus und kniff mir in Nasenrücken. «L'agnelet», übersetzte ich seufzend. Man konnte es in Mickaëls Gesicht förmlich sehen, wie die Lampe anging und er verstand, was für ein Tier ich meinte.

«Können wir?», fragte ich etwas ungeduldig. Mickaël nickte und gemeinsam verliessen wir den Pausenraum.

Während ich Getränke in das Kühlregal einräumte, bereitete Mickaël die Popcornmaschine vor. Der familiäre Klang von Filmsoundtracks erfüllte das Kinofoyer.

«Bin eigentlich nicht ich dran den Soundtrack des Tages zu wählen?», fragte ich in Mickaëls Richtung, während ich gerade dabei war Colaflaschen in ihr Fach einzuräumen.

«Ne?», protestierte dieser, «Du hast bei unserer letzten Schicht erst die Musik ausgewählt und ich weigere mich, dass wir ein weiteres Mal den Soundtrack der gesamten Wes Anderson Filmographie hören.»

«Kunstbanause», schnalzte ich mit der Zunge. Ich räumte meine letzten Flaschen in das Kühlregal und brachte die leeren Kartenschachteln nach hinten, ehe ich meine Kasse vorbereitete.

la toile d'araignéeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt