Andrin wartete auf mich vor der Mädchenumkleide. Es dauerte nicht lange bis Lu von hinten angerannt kam und auf Andrins Rücken hopste. Noch im letzten Moment schaffte Andrin es seinen Kumpel sowie sein eigenes Gleichgewicht aufzufangen.
Ich musste schmunzeln als Andrin ihn effektiv nach unten in die Halle trug. Irgendwie hatte ich ein wenig das Gefühl, dass Lu das Rumgetrage gar ein kleines bisschen zu geniessen schien.
«Wir sollten Bitschnau davon überzeugen, dass er dich wegen deines neuen Engagements vom Sportunterricht befreien sollte», schlug Lu vor. Er schlang seine Arme enger um Andrins Brust, sodass er einen besseren Halt hatte. Ich schielte hinüber zu Andrin – nur um sicher zu stellen, dass er nicht vollkommen aufgehört hatte zu atmen.
«Übertreib!», lachte Andrin peinlich berührt. Wir hatten die unterste Stufe erreicht, als Lu von seinem Rücken hinuntersprang.
«Es muss dir nicht peinlich sein, dass endlich jemand dein Talent erkannt hat», knuffte Lu seinen Kumpel in die Schulter. Andrin drehte seinen Kopf weg. War es meinem besten Freund etwa peinlich, dass sein Crush ihm gerade ein Kompliment gab?
Die restlichen Schüler unserer Klasse schneiten ebenfalls langsam die Treppe hinunter, sodass wir uns unter diese mischten bevor wir die Turnhalle betraten.
Mit dem selbstgefälligsten Grinsen, dass die Menschheit je gesehen hatte, empfing uns Herr Bitschnau in der Turnhalle. Er sass im Schneidersitz auf einem Sprungkasten. Seine Ellbogen hatte er auf seinen Knien abgestemmt während er seine Hände unter seinem Kinn gefaltet hatte.
«Na wenn das nicht meine Lieblingsklasse ist», begrüsste er uns. Herr Bitschnau ging davon aus, dass seine Begrüssung wohl die Freundlichkeit in Person war. Für uns klang er jedoch wie die Ausgeburt der Hölle. Und das musste etwas heissen, wenn selbst unsere Sportler den guten Herren nicht ausstehen konnten.
Herr Bitschnau stiess sich vom Sprungkasten ab und kam auf uns zu. «Ihr seht dieses fabulös fantastische Gerät welches ihr alle so sehr liebt hinter mir», am liebsten hätte ich ebendieses genommen und es Herrn Bitschnau in seine dämliche Fresse gehauen.
«Allerdings muss ich euch enttäuschen», fuhr Herr Bitschnau fort, «Ihr werdet die Sprungkästen lange noch nicht zu Gesicht bekommen. Stattdessen – ihr solltet den Drill in den vier Jahren davor bereits gelernt haben – Fünf Kilometer Lauf.»
Ein schriller Pfiff aus der Trillerpfeife liess die gesamte Klasse kollektiv zusammenzucken. «Abmarsch!», brüllte Bitschnau förmlich und pfiff erneut durch die Trillerpfeife.
Ein weiterer Pfiff ertönte, als einige der Mädchen normal aus der Turnhalle in die Richtung des Flusses, an dessen Ufer der fünf Kilometer Lauf Jahr für Jahr als erste Sportnote stattfand, liefen. Der Pfiff sollte uns alle zusammen daran erinnern, dass wir bereits jetzt zu joggen hatten.
Es war für Ende August immer noch recht angenehm warm. Dennoch würde schon gleich September und dessen unberechenbares Wetter Einzug halten. Ich freute mich bereits jetzt schon absolut gar nicht darauf, dass der Folterknecht von Lehrer uns wieder bei jedem noch so kleinen Regenschauer rausscheuchen würde.
«Brichst du mir meine Beine?», raunte mir Kristin zu, als wir nebeneinander her joggten. Ihre kinnlangen schwarzen Haare hatte sie mit mehreren Haarspangen und -gummis irgendwie aus dem Gesicht gebunden.
«Nur wenn du mir auch meine brichst», antwortete ich.
Ein kalter Windstoss kam uns entgegen als wir uns dem Ufer des Flusses näherten.
Kollektiv unterdrückten wir ein Lachen, als Herr Bitschnau mit seinem Fahrrad an uns vorbeifuhr. Die Trillerpfeife klemmte immer noch zwischen seinen Zähnen. Sie war bereit zum Einsatz, sollte jemand nicht joggen.
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la toile d'araignée
Teen Fiction𝘁𝗼𝗶𝗹𝗲 𝗱'𝗮𝗿𝗮𝗶𝗴𝗻𝗲́𝗲 \twal.d‿a.ʁɛ.ɲe\ 𝘧𝘦́𝘮𝘪𝘯𝘪𝘯 𝒅𝒂𝒔 𝑺𝒑𝒊𝒏𝒏𝒆𝒏𝒏𝒆𝒕𝒛 ❝ 𝐸𝑖𝑔𝑒𝑛𝑡𝑙𝑖𝑐𝘩 𝑠𝑖𝑛𝑑 𝑤𝑖𝑟 𝑛𝑖𝑐𝘩𝑡𝑠 𝑎𝑛𝑑𝑒𝑟𝑒𝑠 𝑎𝑙𝑠 𝑒𝑖𝑛 𝑟𝑖𝑒𝑠𝑒𝑛𝑔𝑟𝑜𝑠𝑠𝑒𝑠 𝑆𝑝𝑖𝑛𝑛𝑒𝑛𝑛𝑒𝑡𝑧. 𝐼𝑟𝑔𝑒𝑛𝑑𝑤𝑖𝑒 𝑖�...