Da nur noch der McDonalds Drive In geöffnet hatte, sassen wir nun mit unserer Bestellung im Schoss in Mickaëls gelben Fiat Panda auf dem Parkplatz des örtlichen Lokals der Fast-Food-Kette. Aus den Boxen des Wagens dröhnte aus leisem Volumen ein Song von The Streets.
«Öffne mal das Handschuhfach», meinte Mickaël zwischen zwei Bissen seines Burgers, «Da ist was für dich drin.»
Etwas irritiert schielte ich zu Morganes älterem Bruder hinüber. «Muss ich angst haben?», wollte ich von ihm wissen während ich mir ein Pommes Frites in den Mund schob, «Ich kriege nämlich gerade Flashbacks an dein Geschenk zu meinem achtzehnten Geburtstag und ich hab kein Interesse, dass das nochmal so was wird.»
Entgeistert drehte Mickaël den Kopf zu mir hinüber. Er hatte den Burger zurück in den Karton gelegt, welcher in seinem Schoss lag. Ohne den Blickkontakt zu mir zu unterbrechen, streckte er seine Hand aus um das Handschuhfach zu öffnen. Er zog ein kleines Notizbuch hervor, in dem eine Postkarte steckte und ein Kugelschreiber in den Rücken geklemmt war.
Erst als Mickaël mir mit dem Notizbuch gegen die Nasenspitze schlug, brach er den direkten Blickkontakt zu mir ab. «Ich glaube», begann er breit grinsend, «ich hab das Rätsel gelöst.»
Ich schob mir das letzte Pommes Frites in den Mund, ehe ich den Karton zusammendrückte und in den Beutel warf, der im Fussraum des Autos lag. Etwas neugierig nahm ich ihm das Notizbuch aus der Hand. Es amüsierte mich, dass Mickaël nicht eines der gratis Notizbücher benutzt hatte, welche einem als Werbegeschenk in die Hand gedrückt wurde oder die man bei Vorstellungsgesprächen vom potentiellen künftigen Arbeitgeber erhielt. Nein, der gute Monsieur Quinodoz hatte es sich nicht nehmen lassen in der Papeterie eines der edleren Notizbücher zu kaufen. Vermutlich hatte er das nicht extra dafür gekauft, aber wer weiss.
Das Fett und Salz, dass von den Pommes Frites an meinen Fingern klebte, wischte ich am Stoff des Autositzes ab, ehe ich das Notizbuch begutachtete. Wirre Notizen in einer unglaublich unleserlichen Handschrift strahlten mir entgegen. «Und...», begann ich etwas verdutzt und drehte meinen Kopf so, dass ich Mickaël anschauen konnte, «Was genau soll ich damit anfangen?»
Mickaëls noch eben strahlendes Gesicht entgleiste. «Tu es stupide ou quoi mec?», brummte Mickaël. Er wollte eben noch seinen Hamburger weiteressen, doch nun hatte er trotzig die Arme vor der Brust verschränkt. «Ich glaube, ich habe das Rätsel gelöst.»
«Du meinst...», begann ich und blätterte das Notizbuch aufgeregt durch, «Du hast rausgefunden, wo meine Mutter sich befindet?»
Neugierig sah ich die beschriebenen Seiten durch. Neben Kaffeeflecken und Klecksern des Kugelschreibers, welchen Mickaël verwendet hatte, hatte er auch Ausdrucke von diversen Internetseiten in das Notizbuch hineingeklebt.
«Krieg ich jetzt ein Küsschen zum Dankeschön?», fragte Mickaël schiefgrinsend. Er hatte mir bereits seine Wange hingehalten und tippte mit dem Zeigefinger dagegen.
«Einen Mittelfinger kannst du kriegen», zischte ich und hielt ihm eben diesen vor die Nase ohne ihn dabei anzuschauen.
Mickaël legte den Kopf schief. «Wow», formten seine Lippen stumm, «Das ist also deine Form von Dankeschön?»
Ich schüttelte den Kopf. «Natürlich bin ich dir dankbar hierfür, du Cornichon», murmelte ich während ich mir weiter Mickaëls Notizen ansah. Ich war bei der Seite angekommen, in der nicht nur die Postkarte lag, die meine Mutter mir geschickt hatte, sondern eine ähnliche, die einen danebenliegenden Ausschnitt der historischen Aufnahme der Uhrenstadt Delémont zeigte.
«Wie hast du die gefunden?», fragte ich Mickaël ohne vom Notizbuch aufzusehen. Ich hatte die neue Postkarte zwischen Zeige- und Mittelfinger geklemmt aus dem Notizbuch gezogen und hielt sie Mickaël vor die Nase.
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la toile d'araignée
Teen Fiction𝘁𝗼𝗶𝗹𝗲 𝗱'𝗮𝗿𝗮𝗶𝗴𝗻𝗲́𝗲 \twal.d‿a.ʁɛ.ɲe\ 𝘧𝘦́𝘮𝘪𝘯𝘪𝘯 𝒅𝒂𝒔 𝑺𝒑𝒊𝒏𝒏𝒆𝒏𝒏𝒆𝒕𝒛 ❝ 𝐸𝑖𝑔𝑒𝑛𝑡𝑙𝑖𝑐𝘩 𝑠𝑖𝑛𝑑 𝑤𝑖𝑟 𝑛𝑖𝑐𝘩𝑡𝑠 𝑎𝑛𝑑𝑒𝑟𝑒𝑠 𝑎𝑙𝑠 𝑒𝑖𝑛 𝑟𝑖𝑒𝑠𝑒𝑛𝑔𝑟𝑜𝑠𝑠𝑒𝑠 𝑆𝑝𝑖𝑛𝑛𝑒𝑛𝑛𝑒𝑡𝑧. 𝐼𝑟𝑔𝑒𝑛𝑑𝑤𝑖𝑒 𝑖�...