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Es war mittlerweile September geworden. Und damit hatte auch die Eishockeysaison wieder angefangen. Andrins erstes grosses Spiel als Teil des Zweitligakaders stand bevor.

Der dunkelblaue Bauernferrari fuhr Samstag am späteren Nachmittag vor unserem Wohnblock vor. Ich erhob mich von den Treppen, auf denen ich sass und ging auf den Wagen zu.

Breitgrinsend und Kaugummikauend lehnte sich Lu aus dem runtergekurbelten Fenster. «Steig ein», lachte er. Die braunen Haare hatte er lässig hochgelegt, während auf seiner Adlernase eine Pilotenbrille chillte. Wäre ich nicht mit ihm befreundet, würde ich ihn für einen kompletten selbstverliebten Blödmann halten.

Als ich einstieg stach mir das gelb-rote Trikot des Hockeyclubs ins Auge. «Na toll», seufzte ich während ich mich anschnallte, «Jetzt fühle ich mich total underdressed.»

«Auf der Ablage hinten liegt ein Schal», sagte Lu und deute mit seinem Daumen über die Schulter, «Du kannst den sonst anziehen, wenn wir in der Halle sind.»

Leise lachte ich. Mit einem Kopfschütteln lehnte ich Lus Angebot aber ab. Nur weil es das erste Spiel meines besten Freundes war hatte ich persönlich nun wirklich keine Lust wie das grösste Fangirl auszusehen – obwohl ich keinen blassen Schimmer von dieser Sportart hatte.

«Wenn du magst, kannst du die Musik wechseln», murmelte Lu als er losfuhr, «CDs sind im Handschuhfach.»

«Glaub mir», seufzte ich, «Ich fahre des Öfteren mit Leuten mit, die grausame Musik hören. Da halte ich ein bisschen RnB schon noch aus.»

«Gutes Mädchen», Lu setzte den Blinker und fuhr aus dem Quartier raus auf die Kantonsstrasse.

Das Handy in meiner Hosentasche vibrierte. Etwas umständlich zog ich es aus der Hosentasche hervor. Mickaëls Name tauchte auf dem Display auf. Er schien nicht ganz begeistert darüber zu sein, dass ich meine Schicht erneut getauscht hatte um Andrins Spiel besuchen zu können.

Genervt verdrehte ich die Augen und schob seine Nachricht beiseite. Ich hatte jetzt keinen Kopf dafür mir sein Gejammer diesbezüglich anzuhören.

Lu schien meinen Gesichtsausdruck bemerkt zu haben, sodass er mich stirnrunzelnd von der Seite musterte. «Du siehst nicht gerade glücklich aus über die Nachricht, die du erhalten hast?», wollte er etwas zögerlich von mir wissen.

Leise seufzend schob ich mein Handy zurück in die Hosentasche. «Es ist nur Mika.»

«Mika wie in Mickaël Quinodoz? Morganes Bruder? Läuft da was zwischen euch?», Lu brachte keinen einzigen Satz heraus, der nicht eine Frage war.

Ich kniff mir in den Nasenrücken. «Mika und ich arbeiten gemeinsam im Kino und er ist nicht sehr erfreulich darüber, dass ich meine Schicht getauscht habe und er nun mit einem der anderen Studenten zusammenarbeiten muss», ratterte ich ohne Punkt und Komma hinunter. Lu schüttelte leise auflachend den Kopf.

«Ich hab übrigens Morgane auch gefragt, ob sie mitbekommen will», murmelte Lu nachdem wir einen Moment bereits auf der Kantonsstrasse unterwegs waren, «Aber sie meinte das wäre mehr so dein Ding.»

«Mhh-hmm», zuckte ich mit den Schultern.

«Ihr habt echt seit Morganes Geburtstagsparty kein Wort mehr miteinander gewechselt?», obwohl Lus Blick auf die Strasse gerichtet war, hatte ich das Gefühl, dass er mich aus den Augenwinkeln kritisch musterte.

«Kann sein...», rollte ich leise genervt seufzend mit den Augen.

«Ich verstehe es ja total, dass du sauer bist wegen dem was Kevin gesagt hat – aber wäre es nicht fair, wenn du Morgane direkt nach ihrer Meinung dazu angesprochen hättest?», Lu versuchte zwar irgendwie meine Entscheidung zu verstehen, dass ich mit meiner einstigen besten Freundin nicht mehr wirklich gesprochen hab. Aber dennoch sagte mir etwas, dass er nicht ganz so einverstanden damit war.

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