Kapitel 9 Akt 1

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Als ich zu mir kam, erblickte ich die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Sie drückten mir ihre Wärme und Gutmütigkeit ins Gesicht. Ich spürte hingegen aber eine starke Leere in mir, die jedes mal stärker wurde, um so mehr Fragen in meinen Kopf herum spukten. Jeden Schritt, dachte ich mir, den ich der Sonne entgegenkomme und so mehr Geheimnisse ans Tageslicht bringe, um so mehr falle ich in die Dunkelheit und finde nicht mehr zurück. Diese Gedanken bohrten sich in meinen Kopf, in meinen Geist und in meine Seele  fraß es sich rein.

Als ich dabei meine Hand zusammendrückte, spürte ich etwas darin. Als ich sie öffnete, war eine Fußkette darin enthalten. Sie war goldverziert, mit kleinen Diamanten in der Mitte, dabei stand auch mein Name. >>Ob die Frau in Weiß sie mir gegeben hat?<< dachte ich laut nach. Aber wieso mein Name darin war, konnte ich mir nicht erklären. Ich legte sie erstmal an, so dass ich sie nicht einfach verlieren konnte. Als ich mich, mit noch müden Augen, umschaute, waren wir schon ein ganzes Stück von den Oasen entfernt. Es gab nichts anderes außer Sand und Stein. Der Tod kroch über das Land und verspeiste jegliches Leben. Leider waren wir zu hoch, damit ich was genaues erkennen konnte, aber das machte mir nichts aus. Susan und Niklas schliefen noch auf ihren Vögeln, ich wünschte mir, mal auch wieder so ausschlafen zu können. Keine Träume, die mir mehr von meiner Seele rauben würden und meiner Stärke. Ich schloss meine Augen und drückte mein Gesicht in die Federn des Vogels. Er fühlte sich so weich und flauschig an. „Nathalie, deine Fragen werden bald geklärt werden“ sagte eine leise Stimme in meinen Kopf. Als ich mich aufrichtete und die Tränen dabei wegwischte, sah ich keine weitere Person.

Ich fragte mich, ob ich es mir einbildete, aber es fühlte sich so nah an. Ich schaute den Vogel an, ob er es war, der zu mir sprach. Ich schüttelte den Kopf und lachte. „Langsam werde ich echt verrückt“ sagte ich leise zu mir selbst. „Nathalie, Vorsicht!“ schrie jemand in meinen Kopf. Ich zuckte zusammen und hielt mir die Ohren zu. Das Geräusch war so grauenhaft, so etwas schrilles habe ich nie in meinen Leben gehört, dachte ich mir. Als ich meine Augen nach vorne richtete, sah ich, was die Stimme meinte. Mein Köper zitterte und ich konnte mich nicht mehr bewegen. Susan wachte auf und sah mich regungslos sitzen. „Natalie!?“ Fragte sie schockiert und schaute dann nach vorne. „Niklas, wach auf!“ schrie sie voller Angst. Niklas wachte daraufhin auch auf. „Ach du...“, mehr kam bei ihm nicht raus. Als ich mich zusammenriss, rief ich nur: „festhalten!“ Auf uns kamen vier gigantische Sandstürme zu, einer vor uns, zwei von der Seite und hinter uns auch noch einer. Sie bewegten sich auf uns zu, als würden sie leben. Sie wurden immer schneller und verdunkelten die letzten Stellen Sonnenlicht, so dass Dunkelheit über uns hineinbrach. Sie versuchten uns so einzukesseln und zu verschlingen. Die Vögel versuchten mit aller Kraft auszuweichen. Ich hielt mich so gut fest wie es ging. Die Vögel nahmen alle Kraft, die sie hatten, leider half das nicht viel, denn wir wurden dennoch eingeschlossen und verschlungen. Ich konnte meine Augen nicht aufhalten. Es wehte so viel Sand und Staub umher, das mir das Atmen so schwer fiel wie nie zuvor. Leider verschwanden meine Freunde auch und ich fand sie nicht mehr wieder. Ich rief nach ihnen, aber ich hörte nichts. Als ich endlich meine Augen offen halten konnte, sah ich eine Frau, inmitten der Orkane. Sie stand am Boden und bewegte ihre Arme, es war so, als würde sie das alles steueren und lenken. Sie hatte schwarze Kleidung und Lilane Augen. Sie war so verhüllt, dass ich nichts mehr sehen konnte von ihr, aber ich sah etwas aufleuchten.

Sie hatte eine Kette um sich, sie sah aus wie ein Baum. Als sie mich auch sah und verstand das ich sie auch sah, versteckte sie es schnell. Ich konnte ihre Mordlust spüren, sie machte eine einfache Handbewegung und hinter uns kam eine Sandhand aus dem Nichts. Sie versuchte uns zu greifen und der Vogel versuchte so gut es ging zu entkommen. Die Sandhand war jedoch schneller und traf uns, so das wir in die Ferne geschleudert wurden, woraufhin ich mich nicht mehr länger halten konnte und in die Tiefe fiel. Ich konnte sehen wie der Boden immer näher auf mich zukam. Ich drehte mich ohne Ende und so wurde langsam wieder alles schwarz um mich herum.

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