Viertes Jahr

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„Fühlt sich großartig an zurück zu sein, nicht wahr?“ Taylor McAdams lies ihren Blick auf Rose schweifen, die nach der Sortierung der ersten Jahre neben ihr zum Gryffindor Gemeinschaftsraum lief.
„Natürlich.“ Rose fühlte wieder das sprudelnde Gefühl im Bauch, dass sie bei jeder Wiederkehr bekam.
„Es fühlt sich an, als wären wir gestern noch in der ersten Klasse gewesen...“, sagte Taylor und blinzelte hinter ihren übergroßen Fenstergläsern.
Rose stimmte ihr zu, als tausende Erinnerungen ihren Kopf überschwemmten. Sie konnte es kaum glauben, dass sie jetzt schon im vierten Jahr war. Die beiden Mädchen entschieden sich sofort in ihr Zimmer zu gehen, damit die Erstklässer sich den Gemeinschaftsraum in Ruhe ansehen konnten ohne von Älteren eingeschüchtert zu werden.Als sie die Wendltreppe erklommen, lies sie ein schriller Schrei zusammenzucken.
„Rosie! Tay-Tay!“
Bevor Rosie oder Tay-Tay antworten konnten, lief ein katzenähnliches Mädchen mit blondem hin und her wippenden Pferdeschwanz und ausgestreckten Armen durch die Menge an jungen Gryffindors und grinste erfreut. Es war Janey. Sie war immer noch die gleiche Janey wie in der ersten Klasse. Sie dachte, dass sie die beste und talentierteste Schülerin der ganzen Schule, oder vielleicht sogar der ganzen Welt, war. Die maßgeschneiderte Uniform und die Menge an Make-up hatte sie auch noch, dazu schleimte sie bei den Lehrern und flirtete mit jedem Jungen. Der Wortschwall über ihre reiche Familie und ihre Berühmtheit konnte jeden Augenblick aus ihr herausplatzen, denn dazu hatte sie ja jede Menge neues Publikum.
Sie war genau die Gleiche, doch irgendwie war sie viel erträglicher geworden. Die Gryffin-Girls, wie Janey die Clique die aus Rose, Gwen, Taylor und Janey bestand zu nennen pflegte, hatten zwar ihre Höhen und Tiefen erlebt, vor allem das erste Jahr war steinig gewesen, aber die wilden Diskussionen hatten sie zusammengeschweißt und eine schöne Freundschaft war entstanden. Es war zwar nicht die perfekte Freundschaft, doch wenn man die Vergangenheit beachtete, war dies kaum möglich.Sie alle hatten verstanden, dass man sich das Zimmer mit drei anderen Leuten für sieben Jahre teilen musste, also hatten sie so eine Art Waffenstillstand gebildet.
Janey kam außerdem zu der Erkenntnis, dass lernen von Zauberformeln durchaus Spaß machen konnte und dass die Ausbildung keineswegs schlecht war. Sie prahlte immer noch von der weit vorangeschrittenen Muggeltechnologie, doch sie hatte akzeptiert was sie war und wo sie hingehörte.  Sie hatte auch erkannt, dass sie keine Freunde hatte, also lies sie die Beleidigungen und versuchte es mit Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit.
„Hey Janey. War dein Sommer gut?“, fragte Rose auf einmal, als Janey die Umarmung gelöst hatte.
„Bei Merlin, es war super!“
Rose bedauerte sofort, dass sie gefragt hatte, denn sie begann sofort von Leuten und Orten zu erzählen und allen möglichen Dingen die geschehen waren zu erzählen.
„Und da war so ein süßer Typ namens Josh, ja sein Name war so glaube ich. Ich habe ihm am Strand in Frankreich getroffen. Dann hat er mir auf französisch gesagt, dass ich hübsch wäre. Eigentlich kann  ich kein Französisch aber ich habe ihn verstanden. Und dann war da so ein...“
„Warte mal eine Sekunde.“, unterbrach Taylor ihren Redeschwall. „Datest du nicht Henry Fontayne?“
Janey wirkte verwirrt. „Wen?“
„Taylor hat Recht. Ich erinnere mich. Er ist der große Ravenclaw ein Jahr über uns.“, fügte Rose hilfsbereit hinzu.
„Wer?“
„Er ist der Ravenclaw-Sucher. Er kam zu dir nachdem sie das Spiel gegen Hufflepuff gewonnen hatten und jeder findet es wirklich romantisch.“
„Oh ja!“, rief Janey aus und ihre Augen leuchteten. „Ich vergaß seinen Namen wieder. Er ist aber ziemlich langweilig. Ich glaube ich mache morgen mit ihm Schluss.“
„Unglaublich.“, murmelte Taylor so leise, dass Janey es nicht hören konnte.
„Oh, schaut mal.“, sagte Janey und deutete auf ein kleines Mädchen aus der ersten Klasse, dass ihr blondes Haar achtlos über die Schulter geworfen hatte. „Bis später Leute.“
„Warte mal.“, sagte Taylor und hielt Janey am Handgelenk fest. „Wo ist Gwen?“
Janey zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Habe sie heute noch nicht gesehen.“
Taylor ließ Janey's Arm los und schaute verwirrt zu Rose, die ebenso verwirrt zu Taylor sah.
„Das komisch. Sie muss doch längst hier sein.“
„Es gibt bestimmt einen Grund für ihre Abwesenheit.“, sagte Taylor hoffnungsvoll. „Ich bin mir sicher, dass ich sie beim Gleis 9 3/4  gesehen habe. Du glaubst doch nicht, dass sie den Zug verpasst hat, oder?“
„Das ist sehr unwahrscheinlich. Sie ist doch von uns Vieren die pünktlichste.“ Rose runzelte die Stirn. Ein überaus erfreuter Junge kam auf sie zu und begrüßte sie. Er war gewachsen, sodass er die beiden Mädchen jetzt überragte. Er wirkte einschüchternd, hätte er nur dieses jugendliche Grinsen nicht im Gesicht. Er wirkte wie ein aufgeregter Welpe.
„Hallo Rose.“, sagte er begeistert und nickte Taylor kurz zu.
„Ähm... Hallo Sam.“, sagte Rose und fühlte sich winzig im Vergleich zu ihm.
„Wir können doch mal ein bisschen zusammen rumhängen. Du könntest von deinem Sommer berichten, wenn du willst. Hast du Lust im Unterricht neben mir zu sitzen.
„Klar. Klingt lustig.“, log Rose mit einem breiten, falschen Lächeln im Gesicht.
„Komm jetzt Rose. Wir gehen auf unser Zimmer.“, sagte Taylor gereizt. „Dir eine gute Nacht.“, säuselte Rose Sam zu, der sie nun niedergeschlagen anblickte.
„Süße Träume.“, flüsterte er Rose zu und machte sich auf den Weg in sein Zimmer, Taylor hatte er vollkommen ignoriert.
Taylor starrte Rose die ganze Zeit an, als sie sie die Treppe hinauf zog.
„Was?“, sagte Rose gereizt.
„Du solltest ihn nicht so verführen.“
„Ich verführe ihn nicht -  Ich bin nett zu ihm, weil er mein Freund ist!“
„Ach, komm Rose. Sei nicht so dumm. Siehst du denn nicht, dass er in dich verknallt ist seit du einen Fuß in diese Schule gesetzt hast? Sag ihm, dass du seine Gefühle nicht teilst, sonst brichst du ihm hinterher sein Herz noch heftiger.“, befahl Tayor.
„Ich glaube, dass du überreagierst.“, sagte Rose ruhig.
„Oh, tue ich das?“ Taylor wirkte ziemlich beängstigend wenn sie wütend war, trotz ihrer Größe, die nicht sehr groß war.
„Ja, tust du. Sam weiß, dass ich nichts für ihn fühle.“
„Ja, okay. Es sei denn...“ Sie stoppte mitten im Satz und erntete einen verwirrten Blick von Rose.
„Es sei denn was?“
„Es sei denn du lügst und empfindest wohl etwas für ihn!“
„Natürlich nicht!“
„Ich glaube dir nicht.“, sagte Taylor während sie die letzte Stufe der Treppe bestiegen. Rose hatte sich schon oft Gedanken über Sam gemacht. Er war ein treuer und durchaus netter Freund, aber fühlen konnte sie nichts für ihn. Sie waren sich überhaupt nicht ähnlich, was Rose manchmal ärgerte. Aber Taylor würde sich nicht davon abbringen lassen und wie sollte sie Beweise finden, dass es nicht stimmte?
Sie stieß einen tiefen Seufzer aus, als sie die Tür ihres Zimmers öffnete. Langsam packte sie Freude ihr altes Zimmer wiederzusehen und vor allem freute sie, dass sie die erste war die es betreten würde. Ihr Herz machte einen nervösen Sprung, als sie zwei Personen bemerkte, die mitten im Raum standen.

Rose and Scorpius - A Forbidden LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt