Kapitel 3

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Sturmjunges wurde unsanft wachgerüttelt. Er öffnete die Augen einen Spalt und riss sie sofort auf, als er sah, was in der Kinderstube los war. Efeusee zog hastig einige Brombeeräste vor den Eingang der Kinderstube, Minka beruhigte währenddessen Efeusees Junge und schob sie sanft in ein Nest ganz hinten im Bau. Silberjunges lief unruhig auf und ab während Rosenjunges aufrecht im Nest saß.

„Was ist los?", fragte Sturmjunges müde.

„Silberjunges hat das Lager verlassen, ohne uns was zu sagen", anwortete Rosenjunges beleidigt.

Silberjunges verdrehte die Augen.
„Der WindClan greift unser Lager an."

"Was? Warum?"

"Weiß ich doch nicht, frag doch Silberjunges. Sie hat sich ja ohne uns rausgeschlichen", motzte Rosenjunges.

Silberjunges Nackenfell sträubte sich. "Der WindClan ist wegen uns da. Sie kämpfen um uns wie um Territorium oder Frischbeute."

Sturmjunges blickte seine Schwester erstaunt an. Es sah Silberjunges nicht ähnlich so wütend zu werden. Was den WindClan betraf hatte er schon viel von Krähenfeder, seinem Vater und Zweitem Anführer, gehört, aber damit hatte er nicht gerechnet.

"Rosenjunges, Silberjunges, Sturmjunges! Kommt her! Ihr könnt das Nest neben Stacheljunges, Schnipsjunges und Nelkenjunges haben", rief Minka von hinten.

"Wir werden draußen Wache halten. Kein WindClan Krieger wird zu euch kommen", fügte Efeusee hinzu.

Beide Kätzinnen schlüpften durch den Brombeergeschützten Eingang nach draußen.

"Die glauben doch nicht im Ernst, dass ich mir das entgehen lasse?", fragte Rosenjunges nachdem beide verschwunden waren.

Sturmjunges sah die Aufregung in den Augen seiner Schwester.

"Aber Erlenherz hat gesagt....", setzte Silberjunges an, wurde allerdings sofort von Rosenjunges unterbrochen.

"Erlenherz ist nicht unser Anführer. Er hat kein Recht uns irgendwas vorzuschreiben. Also muss ich nicht auf ihn hören", gab Rosenjunges trotzig zurück. "Sturmjunges, kommst du?"

Sturmjunges überlegte. Einerseits wollte er den Kampf sehen, anderseits gab er Silberjunges recht, dass es viel zu gefährlich war. Seine Neugierde war allerdings doch größer.

"Ich komme mit. Silberjunges, bleib dicht bei uns. Wir passen auf dich auf."

"Wie kommst du darauf, dass ich mitkomme?  ICH halte mich an Befehle. Außerdem muss niemand auf mich aufpassen"

Rosenjunges drehte sich zu ihrer Schwester um. "Komm schon, Silberjunges. Sturmjunges denkt, dass du mitkommst, weil du uns niemals alleine in diese Gefahr gehen lassen würdest. Dann kannst du auch beweisen, dass dich niemand beschützen muss."      

Silberjunges zögerte. Schließlich nickte sie. Erst jetzt fiel Sturmjunges auf, dass er seine beiden Schwestern inzwischen überragte.

"Keine Sorge. Ich beschütze euch", miaute er beruhigend und legte seinen Schwanz um Rosenjunges. Energisch schüttelte sie ihn ab.

"Ich kann auf mich selbst aufpassen."

Silberjunges schnurrte zustimmend. Rosenjunges schaute zum Nest von Efeusees Jungen, und bedeutete ihren Wurfgefährten leise zu sein und schlüpfte schnell durch eine kleine Lücke in den Brombeerranken. Sturmjunges folgte ihr mit Silberjunges hintendran.  Auf der Lichtung des Lagers war der Kampf schon in vollem Gange. Efeusee und Minka waren nirgends zu sehen.  Zweigast hatte sich in der Kehle einer hellen Kätzin verbissen, die sich allerdings heftig wehrte und es ihr schließlich gelang Zweigast abzuschütteln. Brombeerstern rang mit einem großen braun-weißem Kater. Eichhornschweif jagte einen dunkelgrauen Kater aus dem Lager während Bernsteinmond nach seinen Hinterläufen schnappte.

"Ich kann es kaum erwarten Krieger zu werden", miaute Sturmjunges mit großen Augen. Die Geschwister hatten Schutz hinter einem kleinen Stein gesucht, von dort aus konnten sie den Kampf hervorragend verfolgen ohne selbst entdeckt zu werden.

"Ja. Das wird so cool. Ich wünschte wir wären schon jetzt Krieger. Wir würden diesen WindClan Kriegern zeigen, dass sie sich von unserem Territorium fernhalten sollten", erwiderte Rosenjunges mit leuchtenden Augen.

"Ach wirklich? Ich finde ihr wärt dafür viel zu klein", ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihnen. Sie wirbelten herum. Hinter ihnen stand der braun-weiße Krieger, mit dem Brombeerstern kurz zuvor noch gekämpft hatte. Doch nun war Brombeerstern nirgendwo zu sehen. Der Krieger roch sehr stark nach Heide und Kaninchen, die die Jagdpatrouillen manchmal mitbrachten. Rosenjunges sprang vor und stellte ihr Fell auf, sodass sie doppelt so groß wirkte.

"Verschwinde du stinkender Kaninchenfresser!", fauchte sie.

Der Kater sah nur amüsiert zu. "Da habe ich aber Angst."

Sturmjunges sprang neben Rosenjunges und knurrte den Krieger ebenfalls an. Der Kater war stärker, keine Frage. Auf einen direkten Kampf sollte es nicht hinauslaufen. Eine Flucht wäre besser, dachte Sturmjunges. Der Krieger musterte die drei genauer.

"Ihr seid Blattsees Jungen. Richtig?", fragte er.

"Und wenn wir es wären", mischte sich Silberjunges zu ersten Mal ins Gespräch mit ein.

"In dem Fall..... Rufbart, Ginsterschweif! Kommt her!"

Aus der Menge der kämpfenden Katzen lösten sich eine helle Kätzin und ein dunkelgrauer Kater.

"Sind sie das, Hasenstern?", fragte die Kätzin.

Hasenstern!, Schoss es Sturmjunges durch den Kopf. Der Anführer des WindClans. Er knurrte gerade den Anführer des WindClans an.

"Ja, Ginsterschweif. Das sind sie."

Der dunkle Kater, Rufbart, beugte sich hinunter.

"Sie sehen Krähenfeder recht ähnlich. Vor allem der Kleine."

Sturmjunges richtete sich auf. "Ich bin nicht klein", knurrte er.

Ginsterschweif schnurrte. "Sie sind alle gesund und werden gute Krieger."

Hasternstern sah sie an. "Ja. WindClan-Krieger. Sie sehen mehr nach WindClan als nach DonnerClan aus."

Sturmjunges sah zu seinen Geschwistern. Sie alle waren schmaler als die restlichen DonnerClan Katzen. Alle drei WindClan Krieger sahen die Jungen an.

"Wir sollten uns zurüchziehen", bemerkte Rufbart nach einer Weile.

"Genau", zischte Rosenjunges. "Verschwindet bevor wir euch auseinandernehmen und euch in Einzelteilen zum WindClan zurückschicken."

Die WindClan Katzen sahen die Geschwister mit zuckenden Schnurrhaaren an.

"Natürlich gehen wir", miaute Hasenstern ruhig. "Aber wir sind nicht den weiten Weg vom Moor umsonst gekommen."

Er beugte sich runter und packte Sturmjunges am Nackenfell. Dieser fauchte überrascht und versuchte sich zu befreien, aber Hasenstern hatte ihn fest im Griff. Währendessen wurden Silberjunges und Rosenjunges von Ginsterschweif und Rufbart gepackt. Die drei Krieger wandten sich dem Lagerausgang zu und rannten los. Am Ausgang blieb Hasenstern stehen und gab dem Krieger, der in seiner Nähe mit Rußherz kämpfte, ein Zeichen. Der Kater ließ sofort von der grauen Kriegerin ab und stieß ein Jaulen aus. Die restlichen WindClan Katzen lösten sich daraufhin von ihren Gegnern und begannen sich zurück zu ziehen. Als Hasenstern in den Wald sprang, hörte Sturmjunges das triumphierende Jaulen der DonnerClan Krieger hinter sich. Ich hoffe sie holen uns zurück, dachte er. Ich will DonnerClan Krieger werden. Das war seine Bestimmung. Da war er ganz sicher. 

Die Krieger liefen immer tiefer in den Wald. Am Anfang hatte Sturmjunges versucht sich den Weg zu merken, aber irgendwann hatte er es aufgegeben. Sie bogen manchmal ab, sprangen über umgestürtzte Bäume oder wichen Pfützen aus. Inzwischen war Sturmjunges sich sicher, dass er den Weg niemals alleine zurückfinden würde. Als der WindClan einen kleinen Fluss, erreichte dämmerte es bereits und Sturmjunges wurde bewusst, dass er kaum geschlafen hatte. Je mehr er sich bemühte wach zu bleiben, desto müder wurde er, bis ihm irgendwann die Augen zufielen.




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