Kapitel 34

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Wir durften keine Zeit verlieren. Skay musste so schnell wie möglich zu meiner Schwester ins Kapitol. Die Verbindung zu meinem Empfänger schien viel zu offensichtlich, weshalb Marcus sicherlich als nächstes bei den Hadleys nach uns suchen würde. Die frühen Morgenstunden verbrachten Jonathan und ich damit einen einigermaßen durchsetzbaren Plan aufzustellen. Frederic sollte mich und Skay bei seiner Einreise ins Kapitol mitschmuggeln. Wie genau man eine Frau und ein Kind an den Staatswachen unbemerkt vorbei bekommen würde, war uns bis zum jetzigen Zeitpunkt noch immer nicht ganz klar. Aber wir mussten es versuchen. Da ich für einige Tage weg sein würde, musste Jonathan ohne mein Blut auskommen. Tareesa hatte ihre Zustimmung gegeben, dass ihr Neffe inzwischen nicht mehr so häufig auf frisches Blut angewiesen war, da ein Großteil meines Blutes inzwischen durch Jonathans Adern floss. Und man sah es meinem Empfänger deutlich an, dass seine Gesundheit in den letzten Wochen wesentliche Fortschritte gemacht hatte.

»Passt auf euch auf.« Tareesa drückte mich fest, als ich mit wackligen Schritten in den Flur trat.

»Und du auf Mr. Darcy.« Ich blinzelte einige Tränen weg, als ich mich von ihr löste. Tareesa sah mich mit ihren braunen Augen an und nickte bestimmt.

»Wenn du wieder da bist, ist er wieder fleißig auf Mäusejagd.«

Das „du", dröhnte in meinen Ohren wieder. Schließlich würde ich das nächste Mal ohne Skay in die Stadt zurückkehren.

Doch würde ich überhaupt jemals wieder zurückkommen? Ich war mir nicht mehr sicher. Marcus konnte mich jederzeit aufspüren, die Rebellen waren inzwischen überall. Und so eine Gefahr wie mich würde er sicherlich schnellstmöglich beseitigen wollen.

Skay verhielt sich erstaunlicherweise ziemlich ruhig. Aber jedes Kind bemerkte, wenn etwas nicht stimmte. Nur bisher hatte meine Nichte sich noch nicht dazu entschlossen etwas zu sagen. Daher marschierte ich schweigend mit Skay an meiner linken Hand und Jonathan zu meiner rechten Seite durch den von Tannen umsäumten Pfad Richtung Innenstadt. Inzwischen kannte ich den lehmigen Weg auswendig. Unzählige Male war ich ihn bereits zu den Blutspenden entlanggegangen. Ich nutzte den Fußmarsch, um meine Gedanken zu ordnen, was mir allerdings, wie so häufig, kaum gelang. Keine Menschenseele war zu dieser frühen Uhrzeit unterwegs. Nichts als das Toben des Windes war zwischen den Bäumen zu hören, dessen heftige Windböen an meinem dünnen Mantel zerrten. Meine eiskalten Finger umklammerten Skays Hand, so fest, da ich Angst hatte sie bereits jetzt zu verlieren. Jonathan marschierte einige Schritte vor uns und blickte starr in die Dämmerung, bedacht darauf bei jedem Knacken im Unterholz seine Waffe zu zücken, dessen Umrisse sich auf dem Stoff seiner Jacke abzeichneten. Dass die Untergrundorganisation über ein nicht gerade bescheidenes Waffenrepertoire verfügte, hatte ich vor wenigen Stunden erst erfahren müssen. Größtenteils stammten die Waffen aus den vorgesehene Grundausrüstungen eines Soldaten. So auch Jonathans Kurzwaffe. Plötzlich schien mein Empfänger wieder die Rolle des Soldaten angenommen zu haben, die er über Jahre an der Kriegsfront tagtäglich hatte spielen müssen. Heimlich fragte ich mich, ob er wirklich abdrücken würde, wenn eine dunkle Gestalt zwischen den Bäumen hervorgesprungen kam. Als der Sandboden in Pflastersteine überging, verlangsamte sich mein Puls ein wenig. Vor uns tauchten im Dunkeln bereits erleuchtete Fenster auf, sodass unser geheimer Treffpunkt, von wo Frederic starten würde, näher rückte. Erste Menschen bevölkerten die Bürgersteige und ich konnte sehen, wie Jonathan seine linke Hand in Richtung des versteckten Gewehrs gleiten ließ. Aber er brauchte von der Waffe kein Gebrauch machen, als wir unbemerkt die Stufen zur Bar hinabstiegen und hinter uns die Tür ins Schloss fiel.

»Was macht ihr denn hier?«, begrüßte uns Co und schaute uns fragend an. Sie schob ein paar geschnittene Möhren zur Seite und letztendlich blieb ihr Blick an Skay hängen.

Die BlutspenderinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt