Park Jimin (Jimin)
Ich ließ alles Revue passieren, was ich mal über Vorstellungsgespräche gelernt hatte.
Gerade sitzen, freundlich, aber nicht zu irre glücklich, gucken, möglichst lächeln, Augenkontakt halten, Hände im Schoß falten, alle Fragen in ganzen Sätzen beantworten.
‚Komm schon, du altes Haus, das hier ist nicht dein erstes Vorstellungsgespräch', boxte ich mich mental in die Seite. ‚Du packst das. Wird schon schief gehen.'
Der Mann, der an der anderen Seite des Schreibtischs fast in seinem Ledersessel versank war klein. Eindeutig viel kleiner als ich.
Seine Körpergröße schien sich durch sein Gewicht zu kompensieren, die obere Knöpfe seines Hemdes sahen so aus, als würden sie jede Sekunde abspringen und durch den Raum flitschen können.
In meinen Gedanken erwischte ich mich, wie ich mir bereits einen Plan schmiedete, wie ich bei welchem Knopf, der so und so eine Flugbahn hatte, in welche Richtung ausweichen musste.
Ich verwischte säuerlich den Gedanken und konzentrierte mich wieder auf den Mann vor mir.
Seine schwitzige Stirn lag in Falten und seine Glatze sah so poliert aus, als hätte sie nie vorher auch nur Härchen zu Gesicht bekommen.
Er hatte sich grade meinen Bewerbungsbrief genommen und überflog die zweite Seite.
Er fing an, vor sich hin zu murmeln: „Ah ha, mh, Park Jimin, geboren am dreizehnten Oktober '95, eine Schwester, besuchte diese Schule und diese... mhm, okay, hatte bisher Praktiken bei... okay."
Er legte die beiden Zettel wieder auf den Schreibtisch und sah mich durch seine dreckigen Brillengläser mit einem forschenden Blick an.
„In Ordnung, Herr Park, Sie möchten also ein vierwöchiges Praktikum hier ablegen."
Ich nickte und hielt Blickkontakt, obwohl es mir etwas unangenehm war. „Ja, Herr Kim."
„Und warum möchten Sie ihr Praktikum unbedingt in unserer Anwaltskanzlei abarbeiten?"
Ich rückte etwas auf meinem Stuhl hin und her. „Ich bin schon seit ein paar Monaten auf der Suche, nach einem Praktikumsplatz für einen Job, bei dem ich mir auch ernsthaft vorstellen würde, diesen in meiner Zukunft", ich stockte einen winzig kleinen Moment und suchte nach einem professionellerem Ausdruck, als den, den ich grade sagen wollte, „auch komplett auszuüben."
Jap, das klang eigentlich sogar ganz gut.
„Und bevorzugt habe ich Ihre Kanzlei, da Sie vor ein paar Monaten bei einem Rechtsstreit meines Onkels den Prozess gewonnen haben."
Der Mann mir gegenüber lehnt sich zurück und zieht die Augenbrauen hoch.
„So? Wer ist denn Ihr Onkel?" „Seunghyun Park, er hatte ein Rechtsstreit mit dem Stadtrat gehabt."
Die Miene meines Gegenübers erhellte sich. „Ach ja, daran erinnere ich mich, besonders da Sie jetzt den Stadtrat erwähnen. Ja, das war zugebenermaßen einer meiner schwierigsten Fälle, den ich trotzdem gewonnen habe. Und einer meiner längsten."
„Mein Onkel hatte mir Sie empfohlen, als ich mit ihm über meine Praktikumssuche geredet habe."
Ein Lächeln umspielte die fetten Lippen des Mannes. „Die Weiterempfehlung freut mich doch sehr. Ihnen ist aber klar, dass aller Anfang, sei es nur ein Praktikum, nicht besonders aufregend ist?"
Ich nickte. „Ja, Herr Kim. Aber ich kann mir auch, um ehrlich zu sein, nicht vorstellen, einem wirklich ... sehr regem Job nachzugehen." „Warum nicht?" „Ich halte mich selbst nicht für jemanden, der so einen aufregenden Beruf meisterlich handhaben würde."
Ich lobte mich in meinen Gedanken für meine Wortwahl.
„Das ist schlussendlich Ihnen selbst überlassen, Herr Park."
Der Mann lächelte mir zu.
Ich hatte ein gutes Gefühl. Und hoffentlich auch bald diesen Praktikumsplatz.Kim Taehyung (V)
„Und du bist also ... Firefighter007?"
Das Mädchen, das mir am Tisch des Cafés gegenüber saß, sah mich neugierig an.
Ich nickte. „Ja, genau der Typ bin ich. Kim Taehyung."
Sie lächelte. „Park Hyori. Aber ... wir kennen uns ja eh schon etwas." Sie lächelte etwas schüchtern.
Hyori war schon mein viertes Blinddate in zwei Wochen.
Ich sollte eigentlich aufgeben, über eine dämliche Internetseite an irgendwelche Mädchen zu kommen, aber in meiner Umgebung hatte ich einfach bisher noch niemand Nettes kennengelernt.
Aber sie hier ... Sie hatte was. Sie war kleiner als ich und zierlich. Ihre dunkelbraunen Haare hingen ihr glatt bis auf den Rücken und ihr Gesicht sah so jung aus, dass ich sie fast für meine jüngere Schwester halten könnte. Aber irgendwie ... fand ich sie schon süß.
Wir hatten schon etwas geschrieben, uns aber nicht groß übers Internet kennenlernen wollen. Wir hatten uns also dieses Café hier ausgesucht, dass auch glücklicherweise überhaupt nicht überfüllt war, und haben uns getroffen.
Hyorin war um Längen hübscher als das letzte Mädchen, dass ich getroffen habe.
Sie hatte sich selbst Gina genannt, ihren richtigen, koreanischen Namen hatte ich nicht erfahren, und sie war mindestens vier Zentner schwer.
Unser Einstieg des Gesprächs war ihr Fetisch für Katzenhaare auf der Couch, der wiederum mein Ausstieg aus dem Blinddate war. Ich musste ihr etwas umständlich erklären, dass ich doch noch einen Termin hatte, und war gegangen.
Dieses Erlebnis war mehr als traumatisch.
Hey, manchmal war ich zwar auch etwas durchgeknallt, aber mal im Ernst: Ich würde doch niemals ein Gespräch anfangen, in dem ich von meinem Fetisch von Katzenhaaren auf der Couch berichte.
Schlimmer wär's nur noch gewesen wenn sie mir erzählt hätte, dass sie mit den Flusen aus ihrem Bauchnabel einen Origami-Schwan hinbekommen hätte.
Ich glaube, dass ich ihr spätestens an diesem Zeitpunkt in ihren Karamell-Macciato gekotzt hätte.
Ich widmete Hyorin jetzt meine Aufmerksamkeit.
„Also, erzähl doch etwas über dich.", sagte ich ihr lächelnd und nahm einen Schluck von meinem Kaffee.
Sie fing an und erzählte, dass sie einen unglaublichen Faible für die Harry Potter-Reihe hatte und alle Bücher schon mindestens dreißig Mal gelesen hatte. Außerdem ließ sie nicht unerwähnt, wie schreckhaft sie doch bei Horror-Filmen wäre, dass sie zwei Katzen hatte (und Gott sei Dank erwähnte sie nichts von einem Fetisch, sollte auch sie einen haben) und dass sie eigentlich mal in Busan gewohnt hatte. Ebenfalls wert zu erzählen war die Tatsache, dass sie Mango-Milchshakes über alles liebte und manchmal als freie Lektorin arbeitete.
Sie erzählte alles in so einem milden Ton, dass es unheimlich angenehm war ihr zu zuhören.
Leider stellte ich mit jedem weiteren Wort fest, dass sie zwar wirklich unheimlich süß war, aber irgendwie ... sie wahrscheinlich nicht mit mir fertig wurde.
Sie war so ... normal, 08/15, ruhig, langweilig. Aber trotzdem, dass darf man nicht vergessen, sie war lieb und echt verdammt süß.
Ich biss die Zähne zusammen.
„Du, Hyorin?" „Ja?", fragte sie mich und schenkte mir ein bezauberndes Lächeln.
Ich war neugierig und musste es sie jetzt einfach fragen.
„Wie alt bist du eigentlich? Ich schätze dich ja auf mein Alter."
Sie lachte etwas. „Ich bin jetzt vor zwei Monaten einunddreißig geworden. Wie alt bist du denn?"
Plopp.
Meine Hochzeitsträume zerplatzten wie eine Seifenblase.
Weg. Fort damit.
„Oh, ich, na ja, ich werde Ende diesen Monats neunzehn."
Sie blinzelte. „Das ist natürlich ... Ich hatte dich komplett vergessen zu fragen wegen die ganzen Trubel hier, ich frage ja sonst normalerweise immer sofort."
Sie rührte in ihrem Kaffee.
„Bitte sei mir nicht böse, Taehyungie, aber du bist mir doch etwas ... zu jung." „Ja, also, ich möchte nicht sagen, dass du mir zu alt bist, weil du eine tolle Frau bist. Du bist nett, unheimlich lieb, interessant und siehst wirklich toll aus."
Sie lachte verlegen. „Danke."
„Aber Noona, ich glaube, der Altersunterschied ist etwas zu ... na ja, groß."
Sie nickte. „Ja, eindeutig. Aber wir können ja trotzdem gerne in Kontakt bleiben."
Ich biss mir auf die Unterlippe, lächelte dann aber trotzdem. „Ja, stimmt."
Ich schlug mir innerlich vor die Stirn.
Na klasse.
Da soll nochmal jemand sagen, dass auf jeden Topf ein Deckel passte.
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Wer zuletzt lacht ... (BTS-FF)
FanfictionFünfte Etage eines Mehrfamilienhauses, dritte Tür links auf dem ersten Gang. Sie mögen vielleicht für ihre Umwelt wie ein Haufen Vollidioten aussehen, doch hinter jedem von ihnen steckte der Wunsch mit den Leuten zusammen zu leben, die für sie eine...