Episode 009: Burzeltag (V)

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Gewidmet an Anna, die mich inspiriert hat, weiter zu schreiben.

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Ich wurde geweckt, als mir jemand ins Ohr trötete.

Sofort saß ich kerzengrade im Bett und wurde mit Konfetti beschmissen.
Alles Gute zum Geburtstag!"
Weitere Tröten, noch mehr Konfetti. Jemand stimmte Heute kann es regnen, stürmen oder schneien an und alle fielen mit ein.
Ich fuhr mir mit der Hand übers Gesicht um erst mal richtig wach zu werden, blinzelte ein paar Mal und sah dann meine Freunde, die alle an meinem Bett standen. Sogar Jungkook war da, er hatte ja keine Schule im Moment.
Ich lächelte müde.
„Boah Leute, vielen Dank. Ich krieg das alles noch gar nicht mit", lachte ich heiser und Hoseok boxte mir freundschaftlich gegen die Schulter. Ich fiel beinah wieder auf die Seite, so müde war ich noch.
„Wer auch noch bis spät nachts irgendwelche Hentais guckt, der hat es jetzt verdient so müde zu sein"
„Das war meine persönliche Art mir selber zum Geburtstag zu gratulieren", verteidigte ich mich und klaubte mir ein paar Konfettistück aus dem Haar.
„Ihr seid echt die Besten", lächelte ich.
„Natürlich sind wir das", erwiderte Jimin stolz und wies ein paar an, zur Seite zu gehen.
Sie eröffneten den Blick auf Jin, der eine Glasplatte in der Hand hielt, auf der die wohl krasseste Geburtstagstorte überhaupt war.
Es war ein massives Stück Kuchen, voll Icing, Zuckerstreuseln, Schokolade, Früchten. Alles war bunt und querdurcheinander und jeder hatte mit Zuckerschrift etwas an oder auf die Torte geschrieben.
Ab und zu war natürlich ein obligatorischer Penis hier und da zu sein, aber sonst waren es nur Glückswünsche.
„Alles Gute", sagte Jin und hielt mir die Torte hin. Zwanzig Kerzen brennten darauf, die ich jetzt erst so richtig bemerkt hatte.
„Wünsch dir was ... Sinnvolles, wenn möglich"
Ich machte kurz die Augen zu und dachte dann kurz an ein paar sinnvolle Wünsche.
Ich dachte an ein gigantisches Chicken Nugget Buffet und an eine Gehaltserhöhung. Ich dachte aber auch an eine Mietverringerung und schließlich dachte ich an ... Eunji.
Ich öffnete die Augen und pustete die Kerzen so stark aus, dass ein paar Schokostreusel von der Torte fielen.
Meine Freunde applaudierten mir.
„Was hast du dir gewünscht", fragte Jungkook und erntete dafür nur einen Schnipser gegen den Hinterkopf von Namjoon.
„Das sollte er dir besser nicht verraten, wenn es ausnahmsweise dem gemeinem Wohl dient"
Wir lachten und ich stand auf und zog mir schnell ein Pulli und eine Jogginghose an, bevor wir gemeinsam in die Küche gingen.
Als ich die Tür öffnete und in den Essbereich sah, fielen mir fast die Augen aus dem Kopf.
Eine lange Girlande spannte sich einmal quer durch den Raum und Ballons waren überall. Jemand hatte die Ballonschnur um Karotten geschnürt, und die Karotten auf den Boden gelegt, sodass sie als Gewicht für Heliumballons dienten.
Ich hinterfragte dass gar nicht weiter und akzeptierte das einfach als Fakt.
Luftschlangen und (noch mehr!) Konfetti lag auf einem gedeckten Tisch, in Mitten; die krasse Torte.
Alle hatten sich bereits hinter ihre Stühle gestellt und warteten nur darauf, dass ich mich setzte. Aus dem Wohnzimmer plärrte aus Hoseoks neuem Ghettoblaster irgendein Lied.
„Was ist denn los mit euch, dass ihr euch so viel Mühe gegeben habt?", lachte ich und setzte mich an meinen rechtmäßigen Platz am Tisch.
Dieser zuckte die Schultern.
„Vermutlich hatten wir einfach Bock drauf, genieße es solange du noch kannst", grinste er unverschämt und pitschte mich als Demonstration dafür, was nach dem heutigen Tag folgen würde.
Ich schickte ihm einen bösen Blick und rückte dann den Stuhl näher an den Tisch.
„Du hast die Ehre, deine Torte anzuschneiden", Jin zeigte auf das Kuchenmesser anbei und ich schnitt mir ein besonders großes Stück raus, dass ich mir auf den Teller legte.
„Was für eine vernünftige Portion", kommentierte Namjoon, als ich ihm als nächstes ein Stück von normaler Größe auf den Teller schob.
„Ich finde, das habe ich mir verdient"
„Womit das denn?", lachte Jimin, weshalb ich ihm ein etwas kleineres Stück auf den Teller legte.
„Mit, nicht nur meinem unglaublich gutem Aussehen, sondern auch all den anderen preisgekrönten Facetten an mir"
„Das wird Eunji wohl am besten wissen, was?", stichelte Hoseok und wackelte mit den Augenbrauen.
Ich machte eine wegwerfende Handbewegung und lud ihm als nächstes Kuchen auf.
„Diese Facetten wird sie noch früh genug kennen lernen"
„Du hast sie noch nicht geknallt?", Yoongi hob fragend die Augenbrauen und bekam einen unamüsierten Blick von Jin, der diese Wortwahl am Tisch nicht so lustig fand.
„Nein, Mann, natürlich nicht"
„Was heißt hier natürlich nicht?"
Ich räusperte mich und Schnitt für Jin ein besonders großes Stück ab und gab auch Jungkook seine Portion.
„Natürlich nicht, heißt, dass ich nicht so ein Schwerenöter wie Hoseok oder du bin und dass ich meinem Fisch nach bisschen Zeit im Aquarium gebe, bevor ich ihn im Netz habe"
„Hübsche Metapher, deine Baldige mit einem Fisch zu vergleichen", kommentierte Jungkook mit vollem Mund.
„Pff, jeder wusste was gemeint war. Außerdem stimmt es doch. Ich will sie ja nicht einfach nur die Kiste kriegen, dafür ist sie ... so viel mehr"
„Das klingt ja richtig süß", lachte Hoseok und krümelte beim Essen.
„Sie ist ja auch süß. Ich sag es immer wieder. So eine Person muss man", ich ballte die Hände zu Fäusten, „auskosten"
„Und? Kostest du sie heute auch aus?", fragte Jimin nebenbei und biss in sein Stück Torte.
„Wie?"
„Na, ob du irgendwas heute mit ihr machst. Gehst du mit ihr essen oder so?"
Ich zögerte einen Moment. Die Zahnräder in meinem Kopf ratterten, arbeiteten, ...
Ich hatte ihr nie von meinem Geburtstag erzählt.
Mist.
„Ich glaube ... sie weiß gar nicht, dass ich heute Geburtstag habe"
„Ja, dann sagst du es ihr jetzt einfach wenn du sie anrufst", erklärte Jin und schenkte sich etwas Saft nach.
„Aber ist das nicht voll die blöde Situation dann für sie?"
Jin seufzte tief und nahm dann einen Schluck. Dann redete er weiter. „Ja, mh, musst du jetzt mit leben. Aber wenn du es wirklich ernst mit ihr meinst, solltest du heute etwas Zeit mit ihr verbringen. Wir sind am Abend dann gerne für dich da"
„Und wenn du schon mal dabei bist", fing Namjoon an, „dann lad sie doch für morgen ein, wenn sie Zeit hat"
Überrascht sahen wir ihn alle an.
Er zuckte lächelnd die Schultern.
„Warum nicht? Hoseok kann doch dann auch Sayu oder so mitbringen"
Hoseok verschluckte sich an seinem Kaffee.
Es blieb still, alle sahen auf Yoongi und Hoseok.
Besagter lachte peinlich berührt. „Warum sollte ich Sayu bitte einladen?"
„Na ja, du hast seit sie zum ersten Mal hier war überraschend viel Zeit mit ihr verbracht ... dafür, dass sie ja nur so ein One Night Stand ist"
Hoseok schwieg betreten, alle anderen schweigen mit ihm.
„Na ja..."
„Du lädst sie doch nicht ehrlich ein", Yoongi lehnte sich seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Sie würde doch eh nicht kommen, weil ich anwesend bin"
Hoseok kaute nervös auf seiner Unterlippe.
„Ich ... mh, ja ... wahrscheinlich nicht"
„Lad doch viel lieber Bora ein", schlug Jimin etwas zu enthusiastisch vor und erntete dafür einen fragenden Blick von Jin.
„Warum sie?"
„Er hat sie zum Essen eingeladen"
„... du hast was?"
Wie in die Ecke gedrängte saß er geknickt auf seinem Stuhl, lachte peinlich berührt.
„Ich kann das erklären"
„Hast du was mit zwei Frauen am ... laufen?", Jin legte seine Zeitung zur Seite, faltete seine Hände und legte sie vor sich auf den Tisch. Er lehnte sich etwas vor indem er sich auf seine Unterarme stützte und sah Hoseok eindringlich an.
Das ist doch nicht dein Ernst"
„Passt mal auf, dass ist als aller erstes meine Sache, und zweitens bin ich ein erwachsener Mann und kann ja wohl tun lassen was ich möchte"
„Junger Mann, in dieser Wohnung wird keine Frau schlecht behandelt", um seine Aussage zu unterstützen schlug Jin leicht mit der flachen Hand auf den Tisch.
„Hier werden Frauen mit Respekt behandelt"
„Warum- hä, was hat das denn damit-"
„Sei einfach nicht der Arsch der eine Side Chick hat, okay?", unterbrach ihn Namjoon mit einer sachten Geste.
„Okay?"
„Warum ist mein Sexleben so spannend?", Hoseok hielt verteidigend die Hände hoch.
„Sexleben? Oder eher Liebesleben?", bohrte Namjoon nach, doch Jimin unterbrach die Situation.
„Wir kommen jetzt mal alle runter. Tae muss seine Geschenke noch öffnen"
„Richtig", nickte Jin und scheuchte uns auf vom Tisch. Ich nahm auf meinem Teller meine Restportion Kuchen mit und Jin und Namjoon räumten schnell provisorisch den Tisch auf, während der Rest mit mir ins Wohnzimmer kam.
Vor mir erstreckte sich auf dem Wohnzimmertisch eine Reihe kleiner Geschenke.
„Ich hoffe es ist okay, wenn wir unser Budget nicht ganz ausschöpfen konnten, wegen Weihnachten", kratzte sich Jungkook am Kopf, aber ich winkte ab.
„Ihr habt euch jetzt schon so viel Mühe gegeben, das wäre nicht nötig gewesen"
„Das sagst du eh nur so", warf Yoongi mürrisch ein und ich stutze.
„...möglich?"
Wir ließen das Thema fallen und ich durfte anfangen, meine Geschenke zu öffnen, als die anderen beiden zu uns kamen. Hauptsächlich bekam ich noch die restlichen One Piece-Bände, die mir noch fehlten, und eine DVD von High School DxD. Jungkook sah mich fragend an.
„Was ist das bitte?"
Ich legte den Arm um seine Schulter und präsentierte ihm die DVD-Box.
„Das, mein Lieber, ist etwas, was wir uns bald zusammen mal angucken werden"
„Ist das eins von diesen Hentai-Dingern?"
Ich schaute auf das vollbusige Mädchen auf dem Cover.
„Na ja ... nicht ganz"
Jungkook schien nicht überzeugt zu sein, doch bevor er mich weiter ausfragen konnte, erregte Jin wieder meine Aufmerksamkeit.
„Schau, du wolltest doch Eunji anrufen, vielleicht solltest du das mal machen"
Ich nickte, bedankte mich allgemein für die kleinen Aufmerksamkeiten und verzog mich dann schnell ins Viererzimmer um zu telefonieren.
Nach ein paar Mal Tuten ging sie dran.
„Ja?"
„Hey, Eunji, hier ist Taehyung"
„Hey! Alles okay bei dir?"
„Ja, alles super, ich wollte nur ..."
Ich konnte ihr das doch nicht einfach so sagen, wie sah das denn aus? Als würde ich irgendwie Aufmerksamkeit wollen, weil ich Geburtstag hätte.
„Nur fragen ob du, ... ja, mit mir etwas Kleines essen wolltest?"
„Ja, gerne!"
„Ich lade dich auch ein"
„Das würde mich freuen, aber das musst du nicht machen"
„Doch, doch, ich besteh darauf. Ich kenne da zufällig einen Straßenstand am Han-River, der ganz tolles Bibimbap macht"
„Meinst du dieses kleine, rot-weiße Zelt am Steg?"
„Ja, richtig!", sagte ich überraschend freudig, zügelte aber mich sogleich wieder und räusperte mich.
„Also, hättest du Lust?"
„Natürlich, jetzt gleich?"
„Wenn du Zeit hast"
„Hab ich. Gut, dann in 20 Minuten?"
„Ja, bis gleich"
„Bis gleich!"
Ich beendete den Anruf und schlug mir vor die Stirn. Ich war so ein Vollidiot. Was war schon groß dabei, dass ich Geburtstag habe?
Ich schlug mir immer wieder vor die Stirn, bis Hoseok zufällig die Tür öffnete und in den Raum kam; und sah wie ich mir die Hand auf die Stirn klatschte.
„Alles okay bei dir? Brauchst du was? 'nen Schlagring? ... oder lieber 'nen Arzt?", fragte er vorsichtig und betrat dann den Raum.
„Nein, ich ... alles gut. Ich denke nur, dass ich ein riesiger Idiot bin"
„Wenn's nur das ist", zuckte er die Schulter und zog sich seinen Pullover über den Kopf, und pfefferte ihn dann lieblos in die Wäschetonne in der Ecke. Er öffnete den Schrank und ich bemerkte an einigen Stellen seines Oberkörpers aus dem Augenwinkel dunkle Flecken. Gruselig, wie ich nun mal war, trat ich etwas näher an ihn heran und inspizierte meine Funde. Als er das bemerkte, schreckte er einen Schritt zurück.
„Alter, was machst du da?"
„Sind das ... Knutschflecke?"
Ein bisschen stolzer als ich er erwartet hatte, drehte er mir den Rücken zu. Mehr als nur eindeutig waren dort Kratzspuren, einige sogar richtige Tiefe, zu sehen.
„Heilige Scheiße", entfuhr es mir und er wandte sich mir wieder zu.
„Ja, ne?"
„War das ... Sayu?"
Er zuckte lächelnd die Schultern und lächelte mir süffisant zu.
„Wer sollte es denn sonst sein?"
„Bora?"
Einen Moment lang stutzte er. „... fängst du jetzt auch schon mit ihr an?"
„Was ist denn das Problem?"
Hoseok seufzte und schaute wieder in den Schrank. Er griff nach einem Hemd und einem weißen Tanktop, dass er sich sofort überstreifte.
„Jimin ist der Meinung, dass Bora etwas Ernsthaftes von mir will, und dass ich ihr zu viele Hoffnungen mache, weil wir eben ab und an mal rumgebullshitted haben"
„... und? Machst du ihr die Hoffnungen?", fragte ich vorsichtig und stellte mich neben ihn an den Schrank, um mir selber etwas passenderes raus zu suchen.
„Nein ... jedenfalls bin ich der Meinung, dass ich es nicht tue. Ich hatte sie, unter dem Vorwand, dass ich mich für die Beförderung bedanken wollte, zum Essen eingeladen. Jimin hatte das vorgeschlagen. Und da wollte ich gucken, ob ich tatsächlich etwas ernstes in Betracht ziehen könnte"
Ich griff mir einen Band-Pulli und besah dass AC/DC-Logo. Ich schmiss mein Schlaf-Shirt aufs Bett und zog ihn über, schnappte mir dann eine ordentliche Jeans.
„Und was ist aus eurem Essen geworden?"
Hoseok lachte bitter. „Was denkst du denn? Am nächsten Morgen hat die wahrscheinlich nicht mehr laufen können, aber ... ernst ist das nicht"
„Du solltest damit aufhören", stutzte ich etwas und holte ein paar frische Socken aus der Schublade.
„Ich meine, ich habe irgendwie das Gefühl, dass das mit Sayu noch etwas Ernsteres ist als das, mit Bora. Und wenn sie sich tatsächlich in dich verliebt hat, dann ... hast du jetzt schon ziemlich reingeschissen"
„Das wird nichts Ernstes", ignorierte er den Rest meiner Aussage. Mein Gegenüber schnappte sich eine Kette aus seinem Schrankfach, eine Uhr und einen Kamm.
„Hoseok, das wird ... scheiße"
„Regel einfach deine eigenen Probleme, okay?", murmelte er, während er sich die Haare kämmte und in den Spiegel sah. Durch seine Reflektion schaute er mich an und atmete tief aus.
„Ich versuche dir nur zu helfen"
„Und das weiß ich auch zu schätzen", er drehte sich um und sah mich an.
„Aber ... ich mache das selber, okay? Ich schaff das alles. Ich bin offensichtlich ein großer Junge"
Er schmiss den Kamm in sein Schrankfach und schloss die Türen.
„Wo gehst du eigentlich hin?", fragte ich ihn und schnappte mir ein paar dicke Schuhe von unter meinem Bett.
Er zögerte.
„... zu Sayu"
Ich stieß laut Luft durch Nase aus.
Er erwiderte nichts mehr.
„Wir sehen uns heute Abend, okay?", versuchte er mir auszuweichen und hatte schon die Klinke in der Hand als ich ihn zurück hielt.
„Hoseok?"
Er seufzte. „Ja?"
„Mach keinen Scheiß. Regel das"
Er sah auf seine Hand, dann antwortete er. „Ja, werd ich tun"
Dann war er verschwunden und ich hörte wie die Haustür ins Schloss fiel.

Wer zuletzt lacht ... (BTS-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt