P.o.V.: Amanda
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"So ich treffe mich heute mit einer Mutter, die verzweifelt nach ihren Kindern sucht.", sagte ich kurz zur Kamera und klingelte. Es dauerte nicht lange, da wurde uns die Tür geöffnet.
Eine Frau mittleren Alters stand vor uns, sie hatte braune Haare und ebenso braune Augen. "Guten Tag.", lächelte ich die Dame an. Sie machte uns Platz und ließ uns ins Haus.
Bei einer Tasse Tee begann ich meine Fragen zu stellen. "Mrs Beaumont, sie haben jemanden verloren, den ich wieder finden soll?" Schon nach dieser einen Frage war die Ärmste den Tränen nahe.
Sie nickte. "Ja, vor genau zwei Jahren war ich mit meinen, damals, einjährigen Kindern Anne und Jay im Park spazieren, dort wurde ich kurz abgelenkt und als ich mich zurück drehte war mein Kinderwagen leer..." Jetzt brachen bei ihr die Dämme und die Tränen liefen im Überfluss ihre Wangen herunter.
Plötzlich stellten sich zwei kleine Kinder vor mich. "Wenn ihr Mum verletzt kriegt ihr es mit uns zu tun...", lispelte der eine und beide verschränkten die Arme. Ihre Mutter begann leise zu kichern und ich musste schmunzeln, die zwei waren schon süß.
"Jungs es ist alles in Ordnung, ihr braucht euch keine Sorgen um mich machen, geht wieder nach oben, spielen.", sagte jetzt ihre Mutter.
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Ich erinnerte mich noch gut an dieses Gespräch, fast so, als wäre es erst gestern gewesen, aber es war schon über fünfzehn Jahre her. Ich warf die lästige Sträne meines braunen Haares zu dem Rest auf meinen Rücken.
Ich stand in meinem Studio und war froh nie aufgegeben zu haben, das Phantombild des Mannes, der Mrs Beaumont abgelenkt hatte immer dabei gehabt zu haben. "Amanda, bist du bereit?", fragte der Regisseur. Ich nickte. "Okay, dann drei...zwei...eins...und bitte!", ertönte wieder seine Stimme.
"So kommen wir nun zu einem Fall, der mir und meinem Team einiges an nerven und vor allem Zeit gekostet hat. Ganze fünfzehn Jahre lang mussten wir suchen, das einzige Stichhaltige, was wir hatten war ein Phantombild, welches mittlerweile auch schon veraltet ist. Einige meiner Kollegen und Helfer haben die Hoffnung aufgegeben doch ich nicht, ich konnte die arme Mutter nicht so enttäuschen. In dem Fall geht es nämlich um zwei kleine Kinder, welche im Alter von einem Jahr aus der Ophut ihrer Mutter entfürht wurden. Heute sind die beiden Zwillinge achtzehn Jahre alt und leben in Deutschland.", sagte ich meinen Text auf.
"Super, das wäre also endlich im Kasten...", sagte Rick, der Regisseur. "Okay, alle Mann Mittagspause!" Na endlich, wir hatten den ganzen Vormittag für die neue Staffel gedreht. Ich hatte so einen Kohldampf, dass ich es kaum noch aushielt. Außerdem musste ich noch was für meinen brittischen Teint machen...
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"Die Polizei meinte, dass es kaum eine Chance gibt, sie noch zu finden, beziehungsweise sie noch lebend zu finden. Aber ich ka-ha-hann d-die Ho-hoffnu-hung einf-fach n-nicht a-aufgebe-he-hen.", stammelte sie. Wir standen mittlerweile an der Tür und wollten uns verabschieden.
„Wir werden unser Bestes geben, um sie wieder zu finden.", sagte ich. Sie nickte kurz und schloss die Tür hinter uns.
„Amanda, du weißt, dass man manche geheimnisse lieber nicht aufdeckt?", sagte mein Kameramann.
„Sag Mal, stehst du etwa auf der Seite der Entführer, Rick?! Wir werden alles Erdenkliche tun und wenn wir mit schlechten Nachrichten zurückkommen, hat sie wenigstens Gewissheit.", sagte ich aufgebracht. Klar nach zwei Jahren ist die Überlebenschance für kleine Kinder nicht gerade groß, aber wenn ich keine Hoffnung in diesen Fall steckte, wäre ich dieser Sendung nicht würdig!
Also machte ich mich mit dem Phantombild, welches mir gegeben wurde auf den weg. In der Nähe des Tatortes fragte ich herum, um an erste Hinweise zukommen, doch niemand schien den Mann zu kennen. Was auch schon der Polizei klar war: Der Mann und der oder die Entführerin steckten unter einer Decke, denn er hatte sehen müssen, dass jemand die Kinder stahl. Wir kamen also auch nicht weiter, als die Polizei...
Als ich ein paar Tage später abends einmal Zeit hatte scannte ich das Bild ein, um es nachhaltig zu konservieren. Ich hatte das Bild immer dabei, immer nahm ich es mit, denn man weiß ja nie, ob jemand vielleicht doch was weiß.
In den folgenden Monaten zeigte ich das Bild jedem, der uns begegnete. Immer in der Hoffnung, dass er jemanden bekannt vorkam, leider vergebens. Und dann, eineinhalb Jahre, nachdem ich den Auftrag erhalten hatte geschah es, jemand erinnerte sich an ihn.
„Der hat hier Mal in diesem Café gesessen."
„Wie lange ist das her?", fragte ich sofort, da ich neue Hoffnung schöpfte.
„Keine Ahnung, ist aber schon etwas her. Ich meine mich erinnern zu können, dass er gesagt hatte, er würde irgendwo aus Europa kommen, nageln Sie mich aber nicht drauf fest, das ist schon etwas länger her...", sagte die nette Kellnerin.
Das Café in dem ich saß, war klein, ich ging davon aus, dass er, als er mal hier war, darüber gesprochen hatte und sie, das einfach nur aufgeschnappt hatte. „Danke, sie waren mir dennoch eine große Hilfe."
„Ich konnte ihnen doch kaum helfen."
„Ach was, ich bin für jede Hilfe dankbar und mal so unter uns, Sie konnten mir bisher die meisten Informationen zu ihm geben,... ähm..." Ich nickte in Richtung des Bildes, welches ich mittlerweile mehrfach neu drucken musste, da es schnell abgegriffen war.
"Ich heiße Joséphine.", lächelte mich die Kellnerin an.
"Vielen lieben Dank Joséphine!"
„Ich bin ein riesen Fan ihrer Sendung und hoffe Sie kriegen auch diesen Fall geknackt."
Ich schmunzelte. „Ja das hoffe ich auch, aber das hier ist meine härteste Nuss. Sie handelt von zwei Geschwistern, die aus der Obhut ihrer Mutter entführt wurden. Und das ist mittlerweile über drei Jahre her. Sie sind, sofern sie denn noch leben, beide vier Jahre alt.", sagte ich. Sie nickte höflich und ging dann.
Als ich bezahlen wollte brachte sie mir die Rechnung und fragte mich nach einem Autogramm. Ich gab ihr schnell eins und machte mich auf den Weg zum Gate. Irgendwo in Europa also? Na dann hatte ich zumindest einen Anhaltspunkt.
[So das war das erste richtige Kapitel, hoffe es hat euch gefallen, auch wenn es nicht so lang war, wie ich es mir erhofft hatte. (Es kommen aber noch viel längere, SPOILER ALARM XD)
Ich hoffe ich habe euch nicht allzu sehr verwirrt. Und um etwaigen Fragen vorzubeugen: Rick war in der Vergangenheit ihr Kameramann und ist in der Gegenwart mehr fürs organisatorische und die Regie zuständig, aber ist und bleibt der gleiche.
Immer schön funny bleiben, auch wenn das Kapitel vorbei ist. Ich habe keinen schlauen Spruch mehr, Aloha!]
-TBN
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The lost 2
FanfictionRubin - und tief sitzende Wunden Heilen. Band 1 Ein Mutterherz, gebrochen. Zwei Kinder, entführt. Missing, please call! wird eingeschaltet und doch vergeht sehr viel Zeit. Eine Fanfiction, welche von Changes von @StrongGirl04 inspiriert wurde.