Eiskaltes Nass strömte über Mäat hinweg. Mit aller Kraft, die er noch aufbringen konnte, klammerte er sich an Oruks Beinen fest, während Baumstämme und Äste an ihm vorbeizischten, mitgerissen von der Wasserflut. Einige trafen ihn an der Schulter und zerschnitten ihm die Arme, doch er spürte nur die Kälte, die in jede einzelne seiner Poren drang. Er tauchte auf und zog gierig Luft in seine Lungen, doch bevor er sich orientieren konnte, wurde er bereits wieder unter die Oberfläche gezogen. Er schlingerte im Wasserstrom, wie eine Alge im Rasi, doch seine Gedanken waren noch klar genug. Er bemerkte, dass er und Oruk gezogen wurden. Auch wenn das Vieh, das den Lochbergadeen gepackt hatte, ihn nur ans Ufer ziehen wollte, um sie dort zu töten, konnte er seinen Griff nicht lösen. Er würde sofort mitgerissen werden und es war unmöglich, dass ihn Picea aus den Strudeln hätte fischen können, sodass er sich lieber mit festem Boden unter den Füßen gegen ein Raubtier wehren wollte, als zu ertrinken.
Gerade, als er dachte zu ersticken, ging ein Ruck durch den Adeenkörper, an dem er hing und er durchstieß die Wasseroberfläche. Plötzlich flogen sie durch die Luft und als Mäat das schneebedeckte Ufer auf sich zukommen sah, ließ er instinktiv von Oruk ab und versuchte den Aufprall mit seinen Händen abzufangen. Doch er krachte zu Boden. Gleißender Schmerz schoss durch seine Schulter und ihm blieb die Luft weg.
„Hör jetzt auf zu Krächzen! Pack diesen Stamm und wirf ihn da rein, komm schon!"
Mäat schloss die Augen, da sich alles um ihn herum drehte, doch dann hörte er das Krächzen auch. Picea!
„Oh verdammt. Mach doch endlich!"
Mäat versuchte gerade vergeblich, die Stimme zuzuordnen, die nun beinahe flehend wirkte, als sich plötzlich eine Gestalt über ihn schob.
„Du musst ihr sagen, dass sie den Stamm in das Loch wirft. Es fließt viel zu viel Wasser hinab und überflutet alles, was dem Flusslauf im Weg ist."
Mäat riss sich von dem Anblick der Adee über ihm los und rappelte sich, von ihr gestützt auf. Picea kreiste völlig aufgebracht über ihnen in der Luft. Ihren Schuppenpanzer am Hals hatte sie drohend aufgestellt und der gebogene Schnabel war wütend geöffnet. Neben Mäat stand ein Tier, welches er noch nie gesehen hatte, doch er konnte die Fangzähne erkennen, die Oruk zuvor im Wasser gepackt hatten. Völlig perplex blieb er stehen.
„Komm schon, sag es ihr!", flehte sie ihn beinahe an und Mäat riss sich von dem Anblick los.
„Picea, beruhige dich. Mir ist nichts passiert!" Er rief so laut er konnte über ihre wütenden Schreie hinweg, die nun aber mehr und mehr verängstigt klangen. Mit unsicheren Schritten ging er etwas weiter von dem unbekannten Tier weg, damit er einen Blick auf den Fluss werfen konnte.
Sofort erkannte er, was das Mädchen meinte, denn ihre Aktion hatte ein viel zu großes Loch in die Mauer aus Stämmen und Ästen gerissen, sodass jetzt Unmengen von Flusswasser in die Tiefe strömten.
Er ging weitere Schritte am Ufer entlang. „Picea, du musst das Loch schließen. Mir geht es gut. Kümmere dich zuerst darum und dann kannst du hier landen."
Sie drehte ihren Kopf schief, sodass die roten Augen gefährlich schimmerten, dann verstummte sie und drehte ab. Stolz sah Mäat, wie sie umgerissene Baumstämme, die verstreut am Ufer lagen, packte. Es kostete sie einige Kraft, das schwere Holz in die Luft zu bewegen, doch dann warf sie es präzise in das klaffende Loch. Sie war schlau genug, um zu allererst einen Stamm auszuwählen, der lang genug war, um sich zwischen den beiden bestehenden Mauerteilen quer zu stellen, sodass sich die weiteren Äste und Holzteile, die sie dazuwarf, auftürmten. Ein Fauchen ließ ihn herumwirbeln und er sah, wie die nasse Elai drohend über Oruk stand, der immer noch am Uferboden lag und einen Fäsax anfauchte, auf dem ein Adee saß.
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Waldwesen - Kiefernfrost
FantasyAchtung! Zweiter Band der Waldwesen-Reihe. 1. Band: Waldwesen-Eichenfeuer. https://www.wattpad.com/story/124584790-waldwesen-eichenfeuer Nach dem aufregenden Sommer kehrt Mäat, zusammen mit Valer, nach Tamieheid zurück. Die Freude über seine Rückke...