5. Kapitel

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-Lina-
Puuuuh, gerade nochmal gut gegangen. Ein Glück, dass Mia und die anderen mich wenigstens ein bisschen verstanden hatten. Nicht vorstellbar wenn wir schon wieder umziehen müssten, weil meine neuen Freunde 𝑑𝑎𝑣𝑜𝑛 erfahren würden.
Ich war gerade auf dem nach Hause Weg - und dachte immer wieder über die Szene nach - als mein Handy klingelte. Schnell holte ich es aus meiner Tasche und lächelte, als ich ‚Brüderchen♥️👑' auf dem Display sah. „Hey", sagte ich, als ich abnahm. „Hallo Schwesterherz!", antwortete er mit seinem warmen englischen Akzent. Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, woher er den hatte. Er war so wie ich Hannover geboren und auch dort aufgewachsen. Direkt als er 18 wurde, war er mit seinen besten Freunden in das Vereinigte Königreich gezogen und hatte... „Die Tickets für das Konzert kommen morgen bei euch an. Ist sogar VIP", unterbrach er meine Gedanken. Ich fing an zu strahlen: „Wirklich?! Du bist genial!" Ich hörte ihn leise lachen: „Weiß ich doch. Du, wir werden uns vor dem Konzert nicht mehr sehen können, ich schätze mal wir müssen uns da irgendwo treffen." Ich zuckte mit den Schultern, bis mir einfiel, dass er das ja gar nicht sehen konnte: „Egal. Ich würde sagen, wir treffen uns im VIP Bereich, wenn du die Tickets schon hast." „Alles klar", antwortete er. „Ich muss jetzt aufhören. Die Jungs wollen unbedingt noch eine Runde Fifa spielen und die bringen mich um wenn ich jetzt noch länger telefoniere." „Genau!", schrie eine Stimme im Hintergrund. Ich grinste: „Dann machen wir jetzt besser Schluss. Ich will doch nicht den allerbesten Bruder der Welt verlieren." Er lachte: „Okay. Tschau." „Tschüss", verabschiedete auch ich mich und legte auf. Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Was für Spaßvögel!

*ein paar Minuten später*
Als ich wenig später zu Hause ankam, fand ich meine Eltern im Wohnzimmer, auf dem Sofa. Mein Vater lächelte: „Hey Schatz." „Hi", antwortete ich und lehnte mich an den Türrahmen. Meine Mutter, die gerade Zeitung las, blickte nur kurz auf und fragte: „Und, wie war dein Tag?" Ich zuckte mit den Schultern: „Nichts besonderes. Ach warte, doch. Ich hab Mia getroffen." Jetzt hatte ich die volle Aufmerksamkeit beider Elternteile. „Sag jetzt bitte nicht 𝑑𝑖𝑒 Mia", sagte mein Vater mit entsetzter Stimme. Ich verdrehte die Augen: „Doch. Aber war gar nicht so schlimm. Ich hab ihr die Geschichte erzählt, sie hat es verstanden und fertig." „Nichts und fertig!", mein Vater sprang auf und raufte sich die Haare: „Was ist denn, wenn das alles nochmal passiert?! Was...", mit funkelnden Augen hinderte ich ihn daran noch mehr zu sagen und fuhr ihn an: „Denkst du nicht mir geht es genauso?! Denkst du nicht ich hab genauso Angst wie du?! Aber ich kenne diese Menschen besser als du und, verdammt nochmal, ich langsam selber entscheiden, wem ich vertraue und wem nicht und wem ich die verdammte Wahrheit sage und wem nicht!", am Ende schrie ich nur noch. Mir traten Tränen in die Augen, doch bevor meine Eltern sie sehen konnten drehte ich mich um und lief nach oben in mein Zimmer. „Lina!", hörte ich meine Mutter rufen, aber ich sparte mir die Mühe zu antworten und verschwand in meinem Zimmer.
*am nächsten Tag*
Gähnend erwachte ich. Ich war gestern Abend nicht mehr zu meinen Eltern nach unten gegangen, sondern nur ziemlich früh schlafen gegangen.

Immer noch gähnend machte ich mich fertig und dann auf den Weg zum Bus und in die Schule. Im Klassenzimmer angekommen, zu dem Elena mich zum ersten Mal nicht begleitet hatte, weil sie meinte ich würde mich jetzt selber zurechtfinden, wurde ich von lautem Geschrei und Gelache empfangen. Vorne hatte sich ein Pulk aus fast der ganzen Klasse gebildet. Verwundert schob ich mich an ihnen vorbei und lief zu Elena und den Anderen, die schon auf ihren Plätzen saßen und genervt tuschelten. „Was ist denn hier los?", fragte ich, als ich angekommen war. Alina rollte genervt mit den Augen: „𝐸𝑟 ist zurück." „Wer ist denn 𝑒𝑟?", ich ließ mich auf meinen Platz fallen und stellte meinen Ranzen unter den Tisch. Elena sah mich kurz von der Seite an: „Tilman Pörzgen." „Und was ist so besonders an dem?" Sie zuckte mit den Schultern: „Was weiß ich. Da fragst du die Falsche." „Naja, er sieht echt ziemlich gut aus", mischte sich Paula ein. „Aber jeder hier weiß, dass er nur so beliebt wegen seinem Vater oder so ist. Der ist wohl ein ziemlich erfolgreicher Geschäftsmann und die leben angeblich in einer riiiiesigen Villa und haben total viel Geld. Es weiß aber keiner ob das stimmt. Er lädt keine Freunde zu sich nach Hause ein, außer seinen besten Freund. Und der ist ein Idiot und man kriegt nichts aus ihm raus." Elena grinste: „Wahrscheinlich lebt er irgendwo im Nirgendwo in so nem kleinen Holzhaus im Wald und niemand darf das wissen." Wir sahen uns an, versuchten uns das vorzustellen und mit einem Mal begannen wir alle zu lachen, so sehr, dass uns Tränen über die Wangen liefen.

*Mittagspause*
Ich lief gerade von der Cafeteria zurück zu unserem Platz auf dem Pausenhof und war vollbeladen mit Süßem. Meine Freunde hatten hier eine Tradition, bei der jeden Tag einer von uns in die Cafeteria ging und die anderen sagen durften, was sie haben wollten und demjenigen natürlich noch das Geld dafür gaben. Heute war ich dran gewesen und aus irgendeinem Grund *hust* Elena *hust* hatte ich besonders viele Bestellungen bekommen.
Ich schon mich also durch die Schülermenge und hatte keine Hand mehr frei, als ich plötzlich stolperte und fiel. Ich sah den Erdboden in rasender Geschwindigkeit auf mich zukommen, als ich plötzlich gegen einen Körper prallte und sich alle Süßigkeiten auf dem Boden verteilten. Die Person, irgendein Junge, drehte sich stirnrunzelnd um: „Hey! Was sollte das denn?" Schnell bückte ich mich und fing an die Süßigkeiten einzusammeln, um ihm nicht in die Augen schauen zu müssen. Ich wusste, dass ich knallrot war. „Tu... Tut mir leid", antwortete ich und schaute nun doch hoch, direkt in zwei braune Augen. „Ich war vollbeladen mit allem hier", versuchte ich zu erklären. „Und dann bin ich gestolpert und dann... dann warst auf einmal du da und ich bin voll gegen dich und... tut mir leid!" Zu meiner Überraschung bückte er sich und half mir alles aufzusammeln. „Alles gut", antwortete er schließlich nach einer Weile. „Ich bin gerne ein Fels in der Brandung." Wir lachten, während er die letzten Stücke aufsammelte und mir überreichte: „Soll ich dir vielleicht tragen helfen?" Immer noch lachend schüttelte ich den Kopf: „Danke nein, geht schon." „Ok", plötzlich erstarrte sein Lachen und er wurde ernst. „Wie heißt du eigentlich?" „Lina", ich lächelte. „Und du?" „Tilman. Tilman Pörzgen."

Who knows who I am if nobody knows what's on my mind Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt