11. Kapitel

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Als wir wieder zu Hause ankamen, war es schon dunkel. Ich sprang aus dem Auto und half den Jungs ihre Koffer aus dem Kofferraum zu holen. „Danke, aber das können wir selber kleines", sagte Naill und grinste mich frech an. Ich zog nur die Augenbrauen hoch und den Koffer, von dem ich wusste, dass er ihm gehörte zum Haus. Ich hörte wie die anderen ihn auslachten, als er mir verblüfft hinterher starrte. „Tja, ich bin nicht mehr so klein, süß und tollpatschig wie früher", rief ich und drehte mich, ebenfalls lachend, zu ihm um - worauf ich prompt über einen losen Stein stolperte, den ich übersehen hatte. Jetzt war es an Naill zu lachen: „Wie war das mit dem nicht mehr tollpatschig?" „Halt die Klappe!", schrie ich zurück und klingelte an der Haustür. Anni öffnete und lächelte mich an, wurde dann aber erstaunt, als sie in meiner griesgrämigen Miene zu den immer noch lachenden Jungs blickte. Harry konnte sich vor Lachen kaum noch auf den Beinen halten. „Die haben mal wieder ihre Macho Phase", beantwortete ich ihre unausgesprochene Frage und drängte mich nach drinnen. Es roch herrlich nach Nudeln mit Tomatensoße. Wie auf Bestellung rief meine Mutter von drinnen: „Essen ist fertig!" und nur 5 Sekunden stand Naill neben mir. „Na ich wette jetzt bist du ganz froh, dass ich deinen Koffer genommen hab", sagte ich. „Ach! Lass mich vorbei, ich hab Hunger." Ich schaute Anni an und sie mich und, als hätten wir es abgesprochen, stellten wir uns so vor die Tür, dass er nicht durchkam. „Nur wenn du das Zauberwort sagst", grinste Anni. Naill schien sie bis jetzt noch nicht bemerkt zu haben und schaute sie jetzt gespielt entsetzt an: „Das kann doch jetzt nicht dein Ernst sein! Ich verhungere gleich!" Mittlerweile waren auch die anderen Jungs bei uns angekommen. „Tja Naill, Ehre oder Essen?", Zayn grinste. Naill blickte einen Moment lang mit offenem Mund von einem zum anderen und als ihm keiner half zog er eine Schnute: „Na gut. Könnt ihr mich bitte reinlassen?" „Aber nur weil du so lieb fragst", grinste ich und trat zur Seite. Während sich die Jungs die Schuhe auszogen, was ich schon getan hatte, klatschten Anni und ich uns ab.

*Montag*
Das Wochenende mit den Jungs und Anni ging viel zu schnell vorbei. Wir hatten eine Unmenge an Spaß zusammen. Morgens wachten wir früh auf und gingen, nach dem Frühstück nach draußen, um Fußball zu spielen. Meistens spielten ich, Harry und Naill gegen Louis, Zayn, Liam und Anni. Danach kamen wir alle nach drinnen, aßen etwas und besprachen, was wir am Nachmittag tun würden. Ein Mal liefen Anni und ich in die Stadt und machten uns einen schönen Nachmittag, während die Jungs Fifa oder so was auf der PlayStation spielten, ein anderes Mal setzten wir uns alle zusammen auf die Coach und schauten zusammen Fußball. Am Sonntag Abend backten wir alle zusammen Pizza, die innerhalb von 10 Minuten verspeist war. Heute war ich die einzige, die in die Schule musste, alle anderen würden zu Hause bei meinen Eltern bleiben, doch Anni hatte versprochen, mich nach der Schule abzuholen und mich morgens auch hinzubringen, damit sie den Weg kannte. Ich hatte ihr noch nichts von Elena erzählt, da ich Angst hatte, meine Eltern würden irgendetwas davon mitbekommen, doch das würde ich auf dem Hinweg tun. Die Jungs würden noch die ganze Woche bleiben, Anni nur noch heute und ich fragte mich unwillkürlich, wann wir uns das nächste Mal sehen würden.
Jedenfalls liefen wir zusammen zur Bushaltestelle und unterhielten uns über dies und das. „Hier ist es echt schön", sagte Anni, lächelte und schaute sich um. „Hoffentlich bleibt ihr länger hier." Ich seufzte und nickte nur. Sie warf mir einen kurzen Seitenblick zu und blieb stehen: „Was ist los? Du guckst so traurig." „Nichts", ich zuckte mit den Schultern. „Es ist nur, dass eine von meinen Freunden hier rausgefunden hat, dass Harry mein Bruder ist und ich ihr versprochen hab ihr alles heute Nachmittag zu erklären." „Was?!", sie starrte mich entgeistert an. „Aber deinen Eltern hast du nichts gesagt oder?" „Nop", ich starrte auf meine Füße. Jetzt ging sie auch wieder los und sagte dabei: „Willst du, dass ich dabei bin?" Ich nickte. „Wenn du das machen würdest..." „Klar!", sie lächelte. Ich schaute hoch und grinste. Was hatte ich ein Glück, sie als Freundin zu haben.

-Elena-
Ich wartete, wie ich es sonst immer tat, am Schulhof auf Lina, auch um sie an ihr Versprechen zu erinnern. Sie kam wie immer mit ihrem Bus und wurde, zu meiner Überraschung, von einem braunhaarigen Mädchen begleitet. Die beiden lachten zusammen und schienen sich köstlich zu amüsieren. Am Tor angekommen bemerkte sie mich und hob kurz die Hand zum Gruß. Dann wandte sie sich wieder dem Mädchen zu und die beiden umarmten sich zum Abschied. Lina blickte ihr noch einen Augenblick nach, einen etwas seltsamen Ausdruck auf dem Gesicht. Irgendwann schien sie sich wieder an mich zu erinnern, drehte sich um und joggte zu mir. „Hey", sie lächelte. „Hi", antwortete ich, ohne ihr Lächeln zu erwidern. „Wer war das?", ich nickte in die Richtung, in die Richtung in die das Mädchen verschwunden war. Lina schaute kurz nach hinten: „Das war Anni. Eine alte Freundin von mir." Sie zögerte: „Sie kommt heute Nachmittag auch mit, wenn das für dich ok ist." Ich blickte sie einen Moment lang an, dann nickte ich. „Kennt sie deinen Bruder auch?", fragte ich, während wir zusammen auf das Schulgebäude zugingen. „Mmh", machte Lina, schaute sich um und flüsterte dann: „Er ist auch grad zu Besuch und hat sie mitgebracht." „Echt?" Sie nickte nur. Plötzlich fiel mir etwas ein: „Kanntest du dann eigentlich auch die anderen von 1D? Also bevor die sich gestritten haben?" Sie seufzte: „Ich kenn sie immer noch, sie sind wie Brüder für mich. Und sie haben sich nicht gestritten, sie hatten einfach nur unterschiedliche Auffassungen von der Musik. Sie sind immer noch alle beste Freunde. Die 4 kampieren übrigens auch gerade bei uns zu Hause." „Waaas?!" kreischte ich und blieb wie vom Donner gerührt stehen. Die wenigen Schüler, die in der Nähe waren drehten sich um und starrten mich an. Lina packte mich am Arm und zog mich weiter. „Es ist so", zischte sie. „Die Presse hätte alle möglichen bescheuerten Geschichten draus gemacht wenn die die Wahrheit gesagt hätten." Ich starrte sie immer noch total verdattert an, konnte aber keine weiteren Fragen stellen, weil wir jetzt Alina erreicht hatten.

-Lina- *nach der Schule*
Gleich war es soweit. Gleich würde ich Elena meine ganze Geschichte hören. Ich war froh, dass Anni dabei war. Sie war quasi live dabei gewesen und wusste, wie das gewesen war.
Am Ende des Unterrichts wartete ich vor dem Raum auf Elena, um mit ihr gemeinsam nach unten zu Anni zu gehen. Wir verabschiedeten uns von den anderen und machten uns dann auf den Weg. Wir sprachen nicht, aber ich bemerkte die Blicke die sie mir immer wieder zuwarf. Anni wartete vor dem Tor auf uns, wo Schülermengen an ihr vorbeiströmten. Als sie uns sah winkte sie fröhlich. „Woher kennst du sie nochmal genau?", fragte Elena plötzlich. „Seit dem Kindergarten", antwortete ich. „Sie ist wie eine Schwester für mich." Elena nickte.
Wenige Minuten später kamen wir bei Anni an. Ich umarmte sie zur Begrüßung und stellte sie dann einander vor. „Weißt du auch von den anderen?", fragte Anni an Elena, doch ich war es, die antwortete: „Ja. Ich hab's ihr heute morgen erzählt." „Gut. Zayn hat heute morgen nämlich fast ein Fenster zertrümmert." Ich verbarg mit gespielter Verzweiflung das Gesicht in den Händen. Elena starrte zwischen uns hin und her. „Wirklich?! Der Zayn Ma..." „Shhh!", unterbrach ich sie und zog sie mit mir, als ich mich auf den Weg zum Park machte. Anni joggte neben uns her. Als niemand mehr in Hörweite war zischte ich: „Ja, der Zayn Malik." „Ist ja krass! Isst Naill wirklich so viel?" Ich verdrehte die Augen: „Sagen wir es mal so: Essen ist ihm wichtiger als seine Ehre." Ich sah Anni im Augenwinkel grinsen, als sie sagte: „Und du bist tollpatschiger als du zugibst." „Eyy!", ich lachte und schupste sie ein wenig. Elena schaute uns mit hochgezogenen Augenbrauen zu. Als ich ihren fragenden Blick bemerkte schüttelte ich nur den Kopf.
Eine Viertelstunde später waren wir im Park angekommen. Gemeinsam suchten wir uns eine abgelegene Bank und ließen uns darauf fallen. Ich atmete einmal tief durch und begann zu erzählen:

Who knows who I am if nobody knows what's on my mind Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt