13. Kapitel

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Als wir uns alle endlich gesetzt hatten und Frau Kraus, unsere Klassenlehrerin, ihre Tasche abgestellt hatte, zog sie einen Stapel Zettel hervor. „Wie viele von euch wahrscheinlich wissen, steht diesen Herbst unsere Klassenfahrt an. Wir werden gemeinsam an den Bodensee fahren." Gemurmel hob in der Klasse an. Die Mädels und ich strahlten uns an. Klassenfahrt und dann auch noch Bodensee? Klasse! Frau Kraus hob die Stimme. „Hier auf diesen Zetteln stehen alle Informationen für eure Eltern und die Einverständniserklärung, die sie unterschreiben müssen. Wir werden auch später noch einen Elternabend dafür abhalten, das steht ebenfalls hier drauf. Ich teile ihn euch jetzt aus und würde euch bitten, dass ihr sie bis zum nächsten mal unterschrieben zurück bringt."
Sobald jeder einen Zettel bekommen hatte, beugten wir uns alle darüber und lasen ihn uns durch, doch wir waren noch nicht mal bei der Hälfte, als... „Packt die Zettel jetzt bitte weg, wir starten mit dem Unterricht." Ein murmelndes Gemurre folgte, aber wir taten was sie uns sagte. „So", als wir wieder ruhig waren. „Jetzt zu der zweiten Sache, die ich mit euch besprechen will. Ihr werdet die nächsten Wochen in Dreiergruppen eine Präsentation ausarbeiten, die ihr in einem Monat vortragen werdet." Bevor wir ein weiteres Mal in aufgeregtes Gemurmel ausbrechen konnten, hob sie schnell die Stimme: „Und ICH werde die Gruppen zuteilen."
Ein einstimmiges Stöhnen lief durch die Klasse. Das war etwas das jeder hasste. „So wie ich mich kenne komm ich mit den zwei größten Idioten der Klasse in eine Gruppe", flüsterte Elena neben mir düster. „Beziehungsweise", fuhr Frau Kraus vor und klappte ein kleines Buch auf. „Hab ich das schon. Ich lese jetzt die Namen zusammen mit den Themen vor und ihr setzt euch dann bitte zusammen und beginnt schonmal mit der Planung, also zum Beispiel welches Medium ihr verwenden wollt und so weiter." Es wurde so still, das man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Innerlich betete ich mit einem von den Mädels in eine Gruppe zu kommen. Ich hasste Gruppenarbeiten sowieso, aber mit Leuten die ich nicht mochte? Nein danke.

Es dauerte eine Weile, bis mein Name fiel. Nacheinander standen Sarah, Emma und Paula auf und gesellten sich zu ihren Gruppen. Dann sagte Frau Kraus: „Lina, Tilman und Timo." Ich stöhnte leise auf. Tilman und Timo. Tilman, dessen Schwester auf dem Konzert meines Bruders verletzt worden war und sein bester Freund. Ich hörte wie sie hinter mir lachten und sich abklatschten, aber ich drehte mich nicht um. Elena warf mir einen mitfühlenden Blick zu, als ich langsam meinen Block und mein Mäppchen packte und aufstand. „In ein paar Wochen seid ihr fertig", murmelte sie. Ich schnaubte als Antwort nur. Tilman und Timo saßen in der letzten Reihe. Beide sahen mir schon entgegen. Tilman mit nicht mehr ganz so begeisterter Miene. Timo deutete wortlos auf einen Stuhl neben sich, auf den ich mich fallen ließ. Ohne auch nur ein Wort miteinander zu sprechen hörten wir zu, wie unsere Klassenkameraden einander zugeteilt wurden. Als Frau Kraus damit fertig war, war es für einen Moment still zwischen uns. Dann holte Timo einmal tief Luft und sagte: „Ok. Also... was wollt ihr nehmen zum präsentieren?" „PowerPoint", sagte Tilman sofort. Timo sah mich fragend an. Ich zuckte mit den Schultern: „Ist mir egal." „Ok, dann PowerPoint. Bei wem treffen wir uns?" Hitze schoss mir in den Kopf. Bei mir treffen? Mit Harry zu Hause? Wo Tilman ihm jederzeit über den Weg laufen könnte? Nein. Auf keinen Fall! „Also bei mir geht's nicht", sagten Tilman und ich gleichzeitig und starrten uns daraufhin ungläubig an. Timos Blick flog zwischen uns hin und her. „Also bei uns ist es auch eher schlecht. Wir haben nur noch so nen uralt Computer, ich hab keine Ahnung ob es auf der Kiste überhaupt PowerPoint läuft." Tilman starrte mich an: „Warum geht's denn bei dir nicht?" „Ich... Mein Bruder und ein paar Freunde von dem sind zu Besuch. Glaubt mir da könnten wir uns nicht konzentrieren selbst wenn wir wollten." „Ach, damit kommen wir schon klar", sagte Timo. „Ich hab selbst drei Brüder." „Ich weiß nicht...", sagte ich, hatte aber keinen wirklichen Grund mehr abzulehnen. Ich seufzte. „Na gut, ich red mal mit denen."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 27, 2020 ⏰

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