7. Kapitel

20 1 3
                                    

Alina, Paula und Emma fingen an zu kreischen, als sie erkannten, was das war. Sarah und Elena starrten mich sprachlos und mit offenen Mund an. „Das ist jetzt nicht dein Ernst", sprach Sarah schließlich das aus, was alle dachten. Ich grinste: „Doch. Und sogar Vip." Alina kreischte wieder, aber dieses Mal noch lauter, so laut, dass sich ein paar Meter weiter eine Gruppe von Jungs umdrehte. Ich erkannte Tilman unter ihnen. Einer rief: „Was ist denn bei euch los?" Elena war die Einzige, die sich zu ihnen umwandte und ihnen einen vernichtenden Blick zuwarf. Wir anderen beachteten sie nicht weiter. „A... Aber das können wir doch nicht annehmen!", stotterte Emma. „Mach dir dadrüber mal keine Sorgen", antwortete ich. „Mein Bruder hat Geld wie Heu und weil er nur einmal im Jahr bei uns ist machen wir da immer irgendwas großes. Er bezahlt dann immer alles und ich darf mitnehmen wen ich will, solange es nicht Hunderte von Leuten sind." Ich reichte jedem eine Karte: „Die werde ich nicht wieder zurücknehmen." Elena schaute mich nachdenklich an und blickte dann kurz auf einen Punkt hinter mir, bevor sie fragte: „Wie heißt dein Bruder eigentlich?" „Edward." Ihr Augen wurden kurz schmal, dann nickte sie noch einmal und wechselte abrupt das Thema: „Dann lass uns aber wenigstens die T-Shirts selber bezahlen. Oder zumindest mich. Ich hab sonst ein schlechtes Gewissen, weil wir uns erst so kurz kennen und du uns sowas schenkst." Ich musste lächeln: „Dafür bekommt ihr nichts zum Geburtstag. Und einer von euren Eltern muss und fahren. Meine haben keine Zeit."

-Elena-
So langsam hatte ich einen Verdacht, was Linas Geheimnis sein könnte. Aber wenn das stimmen würde... Naja, zumindest würde es alles erklären. Während die anderen sich noch einmal die T-Shirts und die Karten anschauten, ging ich ein paar Schritte weiter, öffnete mein Handy mit dem Code und googelte etwas. Als ich auf ‚Bilder' ging musste ich etwas nach unten scrollen, doch dann erstarrte ich. Das Gesicht war zwar verdeckt und sie war nur im Hintergrund zu sehen, doch ohne Zweifel, das war Lina. Und damit hatte sich mein Verdacht bestätigt.
-Lina-
„Meine Mutter kann uns fahren", sagte Alina sofort. „Sie hat gesagt, wenn wir es hinbekommen, uns die Karten zu besorgen, würde sie uns fahren. Und wir haben so einen kleinen Bus, dann haben wir auch genug Plätze." „Klasse!", grinsend hin ich die Hand, damit sie mich abklatschte. „Ach übrigens Elena..." Ich unterbrach mich, als ich erkannte, dass sie ein paar Schritte weiter außer Hörweite stand und etwas auf ihrem Handy herumtippte. Ihre Miene war nachdenklich und sie kaute auf ihrer Unterlippe. Dann plötzlich wechselte ihr Blick in wenigen Sekunden zu eisig, dann wieder nachdenklich und schließlich entschlossen. Kurz danach drehte sie sich wieder um und kehrte zu uns zurück. „Was ist?", fragte sie, als sie meinen Blick bemerkte. „Äh...", ich sammelte mich kurz. „Nichts. Ich wollte nur sagen, dass das mit den T-Shirts klar geht." Sie runzelte die Stirn: „Hast du nicht eben gesagt, dass wir dafür nichts zum Geburtstag kriegen? Aber klar, ich bezahl es dir." Ich spürte, wie ich rot wurde: „Oh... nein ist schon in Ordnung."

Unser peinliches Gespräch beendete sich, als der Lehrer kam, den Raum aufschloss und wir eintraten.
In der Pause standen wir an unserem üblichen Platz und warteten auf Sarah, die heute dran war mit in die Cafeteria gehen, als ich eine Person bemerkte, die auf uns zukam. Es war Tilman. Er hatte zwar den Kopf eingezogen, doch er ging selbstsicher und schnurstracks auf uns zu. Ein paar Schritte vor uns blieb er dann stehen und schaute uns doch ein wenig schüchtern an. Elena, die gerade eine Geschichte erzählt hatte, verstummte und warf ihm einen scharfen Blick zu. Zu meiner Überraschung blieb sein Blick auf mir liegen, als er sich alle nacheinander ansah und fragte: „Hey... Äh... Lina, kann ich vielleicht kurz mit dir... Äh... reden?" Ich warf den anderen einen Blick zu. Alina, Paula und Emma nickten, doch Elenas Miene sagte in etwa: ‚Wenn ich mit dir fertig bin, Tilman, wirst du dir wünschen nie geboren zu sein.' Schnell, bevor sie etwas sagen konnte, nickte ich: „Ähm... Ja." Erleichtert schaute er auf: „Wollen wir dadrüben hingehen?" Er zeigte auf eine Baumgruppe in der Mitte des Schulhofs, bei der wir ungestört reden konnte. Wieder nickte ich und ging zu ihm, nicht ohne Elena nochmal vergnügt zuzuzwinkern, die jetzt einen Na-gut-dann-bringe-ich-eben-euch-beide-um-Blick aufgesetzt hatte. Mühsam unterdrückte ich ein Grinsen und holte Tilman mit schnellen Schritten ein, der schon vorausgegangen war. Wir redeten nicht viel, während wir liefen. Nur einmal fiel sein Blick auf meine Schuhe und aus irgendeinem Grund sagte er: „Schöne Schuhe!" „Danke?", erwiderte ich, was allerdings eher nach einer Frage klang. Er warf mir einen verlegenen Blick zu, schaute dann aber schnell wieder weg.
An der Baumgruppe angekommen ließ ich mich auf eine Bank fallen, die unter einer Eiche im Schatten stand. Auch Tilman setzte sich. Nach einer Minute Schweigen, in der er nichts sagte, hielt ich es schließlich nicht mehr aus und musste neugierig fragen: „Also... Was ist los?"

Tilman zögerte, starrte auf seine Schuhe und schien ziemlich nervös: „Ähm... ich... ich wollte nur wissen, ähm... warum ihr eben so ausgerastet seid." Ich zuckte mit den Schultern, antwortete erstmal nicht auf seine Frage und sagte stattdessen: „Warum willst du das denn wissen?" Er schaute mich an und schien angesichts meiner entspannter Miene ein wenig lockerer zu werden. „Ähm...", er seufzte: „Na gut. Ich hab mir den anderen Jungs gewettet, dass ich es als erster rausfinde." Für einen Moment starrte ich ihn an und versuchte herauszufinden, ob er das ernst meinte oder nicht. Dann prustete ich los. Verwirrt starrte er mich an: „Äh... was ist denn jetzt los?" „Du... du hast nicht ernsthaft eine Wette abgeschlossen, dass du als erster herausfindest, warum... warum wir uns gefreut haben?!", sagte ich und lachte noch ein wenig lauter, weil er sich jetzt verlegen am Kopf kratzte und nuschelte: „Doch... Hab ich." Ein paar Minuten später hatte ich mich wieder beruhigt, musste jedoch immer noch Grinsen. „Also... sagst du's mir jetzt?" „Was krieg ich denn dafür?" „Öhm..." „War nur n Spaß, ich sag dirs auch so", ich lächelte: „Ich hab es geschafft noch ein paar Konzerttickets für Harry Styles zu organisieren." Plötzlich verwandelte sich sein eben noch lachendes Gesicht in eine verschlossene, angespannte Miene. Was war denn jetzt los? „Sag nicht du bist auch Fan von diesem Spast."

Who knows who I am if nobody knows what's on my mind Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt